Die Muschert + Gierse Galvanik GmbH hat ebenfalls einen hohen Energiebedarf. Der geschäftsführende Gesellschafter Gert F. Middendorf skizziert die Strompreisentwicklung, um das Drama zu verdeutlichen. So habe sich der Strompreis „von 10 bis 15 Cent/Kilowattstunde bis auf 100 Cent“ hochgeschraubt. Inzwischen sei er wieder etwas gefallen auf etwa 50 Cent/Kilowattstunde, liegt damit aber immer noch deutlich höher als zuvor.
Und angesichts des hohen Energiekostenanteils an der Produktion könne er es nicht vermeiden, diesen Anteil auf die Preise aufzuschlagen. „Das müssen wir, sonst sind wir weg vom Fenster.“ Denn in der Branche der Galvano- und Beschichtungstechnik seien die exorbitanten Preissteigerungen existenzbedrohend. Angesichts dieser Entwicklung sagt Middendorf hier auch klar und deutlich: „Wir fühlen uns von der Politik hier alleingelassen.“
In anderen Ländern – Middendorf verweist auf Spanien – da funktioniere es mit der Deckelung von Strom- und Gaspreisen doch auch. Es gehe auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. „Ich mache mir ernsthaft Sorgen um unseren großartigen Industriestandort Deutschland. Wir zahlen die höchsten Industriestrompreise.“ Mit den aktuellen Beschaffungspreisen werde man weder am europäischen, noch am weltweiten Markt eine Rolle spielen.
Middendorf vermutet auch, dass die Bundespolitik die nicht unbedeutende Industrieregion Südwestfalen gar nicht auf dem Schirm habe. Muschert + Gierse arbeiten für die Automobil- und die Bauindustrie und für die Hydraulikbranche. Er betont: „Unsere Branche ist eine Schlüsselbranche.
Was Middendorf nun konkret fordert: „Einen einheitlichen Industriestrompreis.“ Den Kopf lässt der Unternehmer jedenfalls nicht hängen. Den Optimismus müsse man sich bewahren, die Auftragslage sei gut. Und er hat sich noch etwas vorgenommen – „wir müssen autarker werden“.
Dass es eng wird für die heimische Industrie, zeigt auch der Hilferuf des Märkischen Arbeitgeberverbandes. Horst-Werner Maier-Hunke, der Vorsitzende des Verbandes, schlägt Alarm: „Die Lage der heimischen Unternehmen ist dramatisch.“ Die Rückmeldungen der Verbandsmitglieder – vom Stahlhersteller über ein Presswerk, eben die Galvanik Muschert + Gierse, bis hin zu einem Schilderhersteller – zeige, dass „die aktuellen Kostensteigerungen existenzbedrohend“ werden können.
Horst-Werner Maier-Hunke sagt zudem, dass die Dramatik der Lage aus Unternehmersicht immer noch nicht in allen Köpfen angekommen sei. Der Arbeitgeberpräsident hat daher auch klare Forderungen an die Politik: „Wir fordern schnell brauchbare Lösungsvorschlägen und Entlastungen für die Betriebe, insbesondere mit Blick auf den Mittelstand.“