Die Kinder werden hier vier Stunden am Tag unterrichtet – immer von der ersten bis zur vierten Stunde. „Die Schüler sind sehr lernwillig und haben eine hohe Motivation“, erzählt Lehrerin Kübra Bayram von den ersten Tagen. Von der fünften bis zur sechsten Stunde kommen die Schüler in die normalen Klassen, die ihrem Alter entsprechen – um den Alltag besser kennenzulernen und die Integration zu fördern. Neben dem Unterricht an der Hönnequellschule nehmen einige Schüler von der ersten bis zur zweiten Stunde am Unterricht ihrer ukrainischen Schulen teil, der über das Internet läuft.
Ein großes Anliegen in der Willkommensklasse ist es, Deutsch zu lernen. Ein paar Schüler würden bereits erste Sprachkenntnisse aus dem Zweitsprachen-Unterricht mitbringen, berichtet Giebel. Hilfreich seien auch Übersetzungsapps. Für Wortschatzübungen griffen die Lehrer zu iPads oder auch zur smarten Tafel, womit die deutsche Sprache spielerischer gelernt werden könne.
In die Vereine eingliedern
„Das Kollegium macht sich viele Gedanken“, spricht Päckert von einer großen Bereitschaft. So wurde das Thema „Sterben und Tod“ in einer Klasse vorerst übersprungen, um die teils stark traumatisierten Kinder nicht noch mehr zu belasten. Sie müssten das Erfahrene der letzten Wochen erst mal verarbeiten.
Gerade bei den älteren Schülern bestehe der Wunsch, auch nachmittags noch dabei zu sein – dann finden häufig Fächer wie Sport statt. Auch Wünsche, sich an die heimischen Vereine anzubinden, seien schon laut geworden. Giebel erklärt: „Die Schüler haben in der Ukraine ein normales Leben geführt.“ Er erzählt von einer Schülerin, die zum Klavierunterricht gegangen ist, von Mitgliedern aus Turnvereinen und Tischtennisclubs. „Sie möchten sich weiterentwickeln.“ Die Schule wolle ihnen dabei helfen, passende Ansprechpartner vor Ort zu finden.
Wie groß die Willkommensklasse noch wird, ist aktuell nicht klar. „Wir rechnen damit, dass es noch mehr werden“, sagt Päckert. So sei die Klasse Anfang der Woche mit acht Schülern gestartet und inzwischen auf zehn angewachsen. Die Schüler sind in Neuenrade und der Umgebung untergebracht, entweder privat oder durch die Stadt.
Je nach dem, wie sich die Situation in der Ukraine weiter entwickele, könne es gut sein, dass die Schüler ihre Abschlüsse hier in Deutschland machten. „Es kann keiner abschätzen, wie sich das entwickelt“, sagt die Schulleiterin.
„Einige möchten wieder zurück in die Ukraine, sobald es geht“, erzählt Geibel von Gesprächen mit den den Kindern. Auch habe er von einer Mutter erfahren, deren Zuhause soweit zerstört wurde, dass sie sich einen Neuanfang hier in Deutschland vorstellen könnte.
Individuell
auf Schüler zugehen
Was für Päckert in den nächsten Wochen und Monaten mit den ukrainischen Kindern besonders wichtig ist: Individuell auf sie zuzugehen und passende Lösungen finden. Alle hätten einen anderen Lernstand und andere Erfahrungen, entsprechend müsse das Angebot immer weiter angepasst werden. Froh ist sie über ihre Schüler, die offen seien. „Das Interesse ist groß, die Flüchtlinge besser kennenzulernen.“
Erst mal geht es jetzt noch eine Woche weiter – dann haben auch die Mitglieder der Willkommensklasse ganz normal Osterferien. „Ich bin gespannt, wie es in fünf Monaten ist“, blickt Päckert zuversichtlich in die Zukunft.