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Familienbetrieb bietet Sicherheit

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Von: Peter von der Beck

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Für Neuerungen nimmt man bei Ossenberg-Engels viel Geld in die Hand: Vor einiger Zeit wurde enorm in den Maschinenpark investiert. Archi
Für Neuerungen nimmt man bei Ossenberg-Engels viel Geld in die Hand: Vor einiger Zeit wurde enorm in den Maschinenpark investiert. Archi © vonderbeck

Nicht nur die Ossenberg-Engels GmbH sucht Fachkräfte für den Betrieb, sondern vielen Mittelständlern ergeht es ähnlich. Sicherheit, Flexibilität und Nebenleistungen werden Arbeitnehmern geboten.

Neuenrade – „Vor allem in der Produktion suchen wir Leute, vor allem Maschineneinrichter und Werkzeugmechaniker. Auch einen technischen Einkäufer können wir gebrauchen.“ Joana Ossenberg-Ballas, im Familienbetrieb Ossenberg-Engels unter anderem für Personalfragen zuständig, sagt geradeheraus, dass es vor allem in diesem Bereich deutlich schwieriger sei, Mitarbeiter zu bekommen.

Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig und verschont auch nicht den fast 100 Jahre alten Familienbetrieb, der inzwischen seinen Sitz im Küntroper Industriegebiet hat. Es ist ein moderner Betrieb, ein Neubau, die Produktionsmaschinen von Bieler und Schmale sind auf neuestem Stand.

Flexible Suche

Generell bewirkt der Fachkräftemangel, dass die Unternehmensführungen flexibel agieren, aktiv auf die Suche gehen und viele Hebel in Bewegung setzen. So ist man bei Ossenberg-Engels inzwischen auch bereit, Quereinsteiger zu nehmen und weiterzubilden. So würde man gerne Drahtzieher nehmen, lässt Joana Ossenberg-Ballas durchblicken. Die würden dann auf ein Intensiv-Seminar geschickt. Auch technik-affine Mitarbeiter möglicherweise aus dem Handwerk seien willkommen.

Nur bei Werkzeugmechanikern ist man auf gelernte Leute angewiesen. „Die müssen bauen und reparieren und sind auch für die laufende Instandhaltung zuständig.“ Und Angst vor Öl und Spänen dürfen sie nicht haben.

Gesunder Familienbetrieb und breit aufgestellt

Bei der Suche nach Facharbeitern spielt Ossenberg-Engels auch eine große Trumpfkarte aus: „Wir sind ein gesunder Familienbetrieb mit 50 Mitarbeitern, breit aufgestellt.“ So ist man dort nicht unbedingt auf Branchen wie Automotive angewiesen. „Die Risikoverteilung ist gewährleistet.“ Darauf hat man durchaus in den vergangen Jahren hingearbeitet, wie in früheren Gesprächen klar wurde. „Zudem ist die Nachfolge gesichert, wir zahlen pünktlich und wir haben die schwierigen Corona-Jahre überstanden. Wir haben uns relativ gut durch die Krise gekämpft. Wir bieten daher Sicherheit,“ sagte Joana Ossenberg-Ballas. Man sei auch in der Lage zu vergrößern. „Wir können uns gebäudetechnisch ausweiten.“ Sprich: Das Unternehmen kann bei Bedarf wachsen.

„Wir machen vieles möglich“

Ansonsten bietet man Fünf-Tage-Woche. Hinzu kommt Gleitzeit, Flexibilität und man könne kurzfristig reagieren auf familiäre Situationen. „Da wollte ein Papa sein Kind zur Kita bringen und später anfangen – das war für uns kein Problem.“ Und man habe auch Teilzeitangestellte. „Wir machen vieles möglich,“ sagt Ossenberg-Ballas. Auch der Lohn ist sicher nicht unwichtig in dem ganzen Gefüge. Der ist Verhandlungssache – man orientiere sich am Tariflohn. Zahlen nennt Ossenberg-Ballas natürlich nicht. „Das ist immer schwierig zu sagen. „Wir haben natürlich unsere Range. Und es muss eben im Gesamtgefüge des Betriebes möglichst gerecht sein und hängt zum Beispiel von Faktoren wie Betriebszugehörigkeit, Ausbildung und mehr ab“, sagt sie.

Was andere Dinge rund um den Arbeitsplatz anbelangt, da lässt man sich bei Ossenberg-Engels nicht lumpen: E-Bike leasen, Massage während der Arbeitszeit, Gesundheitstag , autogenes Training, die Möglichkeit, sich von der Firma teilsubventionierte Mittagsverpflegung liefern zu lassen, besteht ebenfalls.

Aufstiegsmöglichkeiten in dem Unternehmen hätten wegen der Größe allerdings ihre Grenzen. Man sei zu klein, um viele Leitungsposten zu bieten. Was das personelle Gefüge anbelangt, so verweist Ossenberg-Ballas auf das junge Team.

Lieber Studium oder generell Büro

Warum es schwierig ist, Facharbeiter für den betrieblichen Bereich zu bekommen, kann Ossenberg-Ballas nur vermuten. Aber ihre Vermutungen sind unterfüttert durch Gespräche im Freundeskreis, Erfahrungen und viele Personalgespräche. „Tja, ich glaube, dass viel junge Leute studieren oder ins Büro wollen. Mit dem Thema Produktion wollten manche nichts zu tun haben. „Das ist nicht so ohne,“ sagt Ossenberg-Ballas. Junge Leute würden ihrer Ansicht nach diese Entscheidung gegen die Arbeit im Industriebetrieb schon früh in der Schule fällen. „Und wer sich für den Bereich Produktion entscheidet, der will dann auch rasch Meister oder andere Führungspositionen einnehmen.“

Mangel hat viele Ursachen

Die Ursachen für den Fachkräftemangel sehen professionelle Personalsucher ganz klar in der demografischen Entwicklung, im zu frühen Ausscheiden Älterer aus dem Arbeitsleben, in gestiegenen Anforderungen und eben der Tatsache, dass junge Menschen inzwischen mehrheitlich studieren wollen und eine betriebliche Ausbildung eben nicht in Frage komme. Die Folgen für die Unternehmen: Sie müssen mehr tun bei Löhnen und Nebenleistungen, sie müssen die Diversität des Unternehmens steigern, so heißt es zum Beispiel in einem Blog bei „Recruitee“ aus den Niederlanden - ein Anbieter von Bewerbermanagementlösungen, der auch in Deutschland tätig ist. Und nach einer Umfrage des Mittelstandsbunds gibt es noch ganz andere Dinge, welche für die Mittelständler folgen: Mehrarbeit der vorhandenen Mitarbeiter, Gewinnmargen sinken; sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Klein- und Mittelbetriebe wegen der steigenden Arbeitskosten. Inzwischen verzichten Firmen wohl auf Umsätze oder haben Terminschwierigkeiten.

Gegenmaßnahmen

Eine Rolle spielt zudem, dass die Nettozuwanderung nach Deutschland aus der EU drastisch nachgelassen hat. Fast 60 Prozent weniger EU-Bürger wollten zwischen 2015 und 2019 in Deutschland arbeiten. Kein Wunder, dass vor allem im technischen Bereich 50 Prozent der Firmen mit unbesetzten Stellen zu kämpfen haben. Es gibt Gegenmaßnahmen: Die bestehen wohl darin, Fachkräfte in den Unternehmen zu halten, mehr Frauen anzusprechen und auf qualifizierte Einwanderung zu setzen.

Ossenberg-Engels investiert aktuell wieder. Hier wird gerade eine Lagerhalle gebaut. Zudem wurde Fläche für eine mögliche Expansion reserviert.
Ossenberg-Engels investiert aktuell wieder. Hier wird gerade eine Lagerhalle gebaut. Zudem wurde Fläche für eine mögliche Expansion reserviert. © Ossenberg-Engels

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