Im Gespräch mit den Moschee-Gegnern

Neuenrade - In der Hönnestadt gibt es Streit um den Moschee-Neubau. Bürgermeister Antonius Wiesemann bezieht in einem Interview Stellung.
Eine Bürgerbewegung möchte den Bau der geplanten Moschee verhindern, fordert zumindest aber eine kleinere Version. Für Donnerstag haben die Initiatoren zu einer Protest-Kundgebung mit dem Pegida-Aktivisten Michael Stürzenberger eingeladen. Zudem gibt es eine Online-Petition gegen den Moschee-Bau. Das sagt Bürgermeister Antonius Wiesemann:
Herr Wiesemann, wie gehen Sie mit der Online-Petition von PatriotPetition.org um?
Antonius Wiesemann: Die Mails der Petitions-Teilnehmer kommen bei mir an. Inzwischen haben sich mehr als 15 000 Personen beteiligt, wobei die Beteiligung der Neuenrader meines Erachtens unter einem Prozent liegt. Ich versuche, alle Neuenrader herauszufiltern – und nehme nach Möglichkeit mit ihnen Kontakt auf. Ich habe schon viele Telefongespräche geführt. Dabei ist es mir zum Glück gelungen, viele Missverständnisse auszuräumen und Dinge zu klären. Das gibt mir Hoffnung.
Können Sie nachvollziehen, dass eine Bürgerbewegung gegründet wurde? Wiesemann: Nein, das kann ich nicht. Erstens verstehe ich nicht, dass die Initiatoren nicht zuerst das Gespräch mit mir, der Neuenrader Politik und der islamischen Gemeinde gesucht haben. Zweitens erstaunt mich der Zeitpunkt der Aktion doch sehr. Schließlich war schon Ende 2018 klar, was geplant ist. Wer damit ein Problem hatte, hätte das schon Anfang des Jahres ansprechen können. Zumal die Moschee-Thematik uns ja schon viele Jahre begleitet. Außerdem sind wir – und damit meine ich die gesamte Kommunalpolitik – überzeugt, dass die Lösung, die wir erarbeitet haben, für alle Beteiligten Vorteile hat.
Auch für die Neuenrader? Wiesemann: Selbstverständlich auch für die Neuenrader: Das Parkproblem an der Bahnhofstraße/Ecke Friedhofstraße beschäftigt uns schließlich schon seit 2014. Die Besucher der Moschee verursachen dort am Wochenende mitunter ein mittleres Verkehrschaos. Auch das war für uns ein Grund, das Moschee-Thema aus städtebaulicher Sicht anzugehen und eine Lösung zu finden. Das Grundstück am Schöntaler Weg, auf dem jetzt gebaut werden soll, wird von der Industriestraße aus erschlossen. Dort stehen den Besuchern ausreichend Parkplätze zur Verfügung, sodass niemand mehr behindert wird. Bei der Suche nach einer Lösung hat auch die türkisch-islamische Gemeinde intensiv mitgewirkt.
Wann hat sich die Kommunalpolitik zum ersten Mal mit einem neuen Moschee-Standort beschäftigt?
Wiesemann: Das war bereits 2011, vor meiner Amtszeit. Damals war das ehemalige Aldi-Gebäude im Gespräch. Einige Jahre später ging es um das Gelände der Zimmerei Ross. Und auch schon damals fungierte Herr El-Zayat als Berater der Gemeinde.
Was sagen Sie den Kritikern, die ihnen mangelhafte Informationspolitik vorwerfen?
Wiesemann: Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn es Gespräche zum Thema Moschee gab, haben wir das offen kommuniziert – und zwar zeitnah. Mir ist nicht bewusst, dass wir die Bürger zu spät oder unzureichend informiert hätten. Alle Kommunalpolitiker haben stets gemeinsam beschlossen, mit Informationen an die Presse zu gehen. Diese Zeitung hat laufend über den aktuellen Sachstand berichtet.
Die Bürgerbewegung stößt sich besonders an der Größe des geplanten Moschee-Baus. Bis zu 500 Gläubige sollen dort Platz finden. Ist das nicht überdimensioniert? Wiesemann: Schon jetzt sind am Wochenende rund 300 Besucher dort und zu besonderen Veranstaltungen deutlich mehr. Jeder, der heute zum Beispiel eine neue Firma baut, rechnet eine gewisse Reserve ein. Das ist ganz normal. Alles andere wäre wenig verständlich.
Die Bürgerbewegung fordert eine Bürgerversammlung. Wie stehen sie dazu? Wiesemann: Wenn dort vernünftig diskutiert und argumentiert wird, ist dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, dass wir jetzt noch etwas verändern können. Die Neuenrader Kommunalpolitiker haben den Planungen geschlossen zugestimmt, das Bauvorhaben entspricht an dieser Stelle umfänglich dem geltenden Baurecht. Außerdem bleibe ich dabei: Für Neuenrade ist der Moschee-Neubau zwischen Schöntaler Weg und Industriestraße die richtige Lösung.
Wie stehen Sie zu der geplanten Protestkundgebung, zu der am Donnerstag der Pegida-Aktivist Michael Stürzenberger erwartet wird?
Wiesemann: Ich hoffe, dass die Neuenrader dort einfach nicht hingehen, denn es wird ganz sicher nicht sachlich diskutiert. Es geht um Islam-Hetze – und die brauchen wir hier nicht. Die Menschen, die die neue Moschee besuchen wollen, leben seit 30 Jahren friedlich mit uns zusammen. Und das soll auch so bleiben. Wir sollten lieber das Gespräch suchen. Und das hat uns auch Hamit Yilmaz, der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Neuenrade und Umgebung, mehrfach angeboten. Er besucht gerade Neuenrader Vereine – und stellt sich dort auch kritischen Fragen. Beispielsweise erklärt er die Rolle von Herrn El-Zayat und berichtet über das, was in der Koranschule gelehrt wird.
Warum findet die Kundgebung der Bürgerbewegung auf dem Schulhof statt? Wiesemann: Aus Gründen der Verkehrssicherheit hatten wir keine andere Wahl. Aber mich stört die Schule im Hintergrund, die mit der Sache nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Wir bemühen uns, dort unter den Schülern Miteinander und Toleranz zu fördern.