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Mehr Aufwand für Übergangskinder

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Von: Peter von der Beck

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Der Weg zum Abitur: Für die entsprechenden Schüler der Hönnequell-Schule des aktuellen Abschlussjahrgangs führt er nicht über das Burggymnasium Altena.
Der Weg zum Abitur: Für die entsprechenden Schüler der Hönnequell-Schule des aktuellen Abschlussjahrgangs führt er nicht über das Burggymnasium Altena. © Kahnert/dpa

Systemwechsel von G8 auf G9 wirkt sich jetzt aus und im Märkischen Kreis stehen zwei „Bündelungsgymnasien“ zur Verfügung.

Neuenrade – Erstmals seit vielen Jahren wird das Burggymnasium Altena (BGA) ab Sommer nicht von einem Abgangsschüler der Hönnequell-Schule (HQS) besucht. Die Zehntklässler der Sekundarschule in Neuenrade würden nämlich in Altena gar keine 11. Klasse vorfinden.

Keine Hönnequell-Schüler auf dem Burggymnasium

Der Grund: Das BGA ist keine Bündelungsschule. Das bedeutet, dass jene Schulabgänger aus Neuenrade nicht aufs Altenaer Gymnasium können. Es sei denn, sie gehen freiwillig noch einmal ins zehnte Schuljahr zurück. Hintergrund ist der Wechsel zurück von G8 zu G9 an den Gymnasien. Abiturienten haben jetzt bekanntlich wieder neun Jahre an der weiterführenden Schule bis zum Abschluss. Der Systemwechsel wirkt sich nun für Schulabgänger von Sekundarschulen oder Realschulen aus.

Lüdenscheid oder Menden

Wer aufs Gymnasium wechseln will, muss sich im Märkischen Kreis an den Bündelungsschulen orientieren. In diesem Fall bedeutet das, zum Gymnasium in Lüdenscheid zu wechseln oder an das Gymnasium an der Hönne in Menden – oder eine andere Schulform wählen.

Außerplanmäßige Jahrgangsstufe

Schon im vergangenen Jahr war die Entscheidung gefällt worden: „Ab dem Schuljahr 2023/2024 wird an den meisten Gymnasien in Nordrhein-Westfalen infolge der Bildungsgangumstellung von G8 auf G9 in der gymnasialen Oberstufe drei Jahre lang eine aufwachsende Jahrgangsstufe (Einführungsphase bis Q2) nicht zur Verfügung stehen“, heißt es auf der Homepage des NRW-Schulministeriums. Die Schüler des G9-Bildungsgangs würden dann erstmals ein zusätzliches Schuljahr in der Sekundarstufe I (Klasse 10) absolvieren, sodass einmalig kein Jahrgang in die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe nachrücke. Gleichwohl werde es aber aufgrund von Schülern anderer Schulformen, die in die gymnasiale Oberstufe eintreten, sowie von Wiederholern des letzten G8-Jahrgangs einen Bedarf an gymnasialen Schulplätzen geben. Sprich: Wohin mit all den Schülern der Sekundarschulen und Realschulen? So hat sich das Ministerium dazu entschlossen, in allen Kreisen und kreisfreien Städten an Bündelungsgymnasien außerplanmäßig eine entsprechende Jahrgangsstufe einzurichten.

Viele Neuenrader gehen nach Menden

Wie die Sprecherin der Bezirksregierung in Arnsberg, Ursula Kissel, erläuterte, habe man wegen der Größe des Märkischen Kreises zwei derartige Schulen eingerichtet. Nicht all zu glücklich sind darüber die Eltern der betroffenen Schüler. Zwei Briefe von Eltern liefen bei der Bezirksregierung auf, die man „sachbezogen und fachlich“ beantwortet habe.

Vollabitur auch am Berufskolleg

Die Eltern und Schüler haben durchaus Alternativen gefunden. Wie der stellvertretende HQS-Schulleiter Holger Bieda berichtete, würden einige Schüler ihr Vollabitur eben an den beruflichen Schulen in Lüdenscheid machen. „Der Großteil der Schüler hat sich dazu entschlossen, dass Gymnasium an der Hönne in Menden zu besuchen“, wusste Sprecherin Kissel nach ihren Recherchen zu berichten.

60 Anmeldungen bei Bündelungsschule Bergstadtgymnasium

Die Fahrzeiten der Neuenrader, um an die Bündelungsschulen zu gelangen, halten sich zumindest mit dem Auto in Grenzen. Eine gute halbe Stunde fährt man nach Menden; mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man allerdings gut 50 Minuten unterwegs. Ähnlich groß ist der Aufwand, um zum Bergstadtgymnasium in Lüdenscheid zu gelangen. Übrigens ist es auch möglich, an Gesamtschulen (unter anderem Werdohl) zu wechseln – eine Möglichkeit, von der zumindest Neuenrader HQS-Schüler kaum Gebrauch gemacht haben. Um welche Größenordnung es bei Schulwechslern geht, macht der Schulleiter des Bergstadtgymnasiums, Dieter Utsch, klar. Angemeldet sind bislang 60 Schüler, darunter natürlich auch jene aus Lüdenscheider Sekundarschulen, aber eben auch etliche aus Altena und Werdohl, auch Neuenrade erwähnte er. Am langen Ende würden es mit Wiederholern sicher ein paar mehr.

Einarbeitung der Schüler

Um die Bündelungsschüler kümmere man sich in Lüdenscheid intensiv: Man sorge dafür, dass die das Umfeld kennenlernten, es gebe eine methodische Einführung. Und der Hinweis, dass mit iPads gearbeitet wird, sei positiv aufgenommen worden.

Mehr Lehrer sind nötig

Wegen der Umstellung sind auch jede Menge mehr Lehrer nötig: „Zum Schuljahr 2026/27 ergibt sich ein Mehrbedarf von rund 4200 Lehrerstellen“, heißt es beim Schulministerium. Um diesen Bedarf zu decken, sei es erforderlich, bereits im Vorgriff auf die anstehende Bedarfssituation zum Schuljahr 2026/27 Einstellungen über den tatsächlichen Bedarf hinaus vorzunehmen, damit die Lehrkräfte zum Schuljahr 2026/27 auch in der gewünschten Quantität und mit den benötigten Fächern zur Verfügung stünden. Hierzu würden der Schulform Gymnasium „zeitlich befristet zusätzliche Stellen bereitgestellt“. Ziel sei es, den im genannten Zeitraum insgesamt bestehenden Einstellungsbedarf möglichst gleichmäßig auf die Schuljahre zu verteilen, damit „den grundständig ausgebildeten Sekundarstufen-II-Lehrkräften“ mit guten Abschlüssen und/oder mit Mangelfächern jährlich „ein adäquates Einstellungsangebot“ unterbreitet werden könne. „Die zusätzlichen Stellen für das Gymnasium sollen in der Übergangszeit bis 2026 insbesondere den Schulen und Schulformen zu Gute kommen, die derzeit einen Lehrkräftemangel aufweisen.“ Allein mit dem Haushalt 2021 wurden 1450 Vorgriffsstellen bereitgestellt.

Geld für Schulträger

Zudem gibts Geld für zusätzlichen Raumbedarf: Das Land hat den Schulträgern für die Schaffung und Ausstattung von Schulraum 518 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Intensive Beratung der Abgänger

Von der Sekundaschule Altena werden viele Schüler zur Gesamtschule Werdohl und zum Lüdenscheider Gymnasium wechseln. Menden war für kaum einen Schüler eine Option. „Wir haben unsere Schüler intensiv beraten und wissen sie in guten Händen“, sagte Frank Schölzel, Abteilungsleiter der Klassen 8 bis 10 an der Sekundarschule Altena. Gleiches sei auch an der HQS geschehen, mit der man im kollegialen Miteinander die Situation besprochen habe.

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