Innovatives aus dem Sauerland

Die Geschäftsleitung der Bültmann GmbH präsentiert Europaparlamentarier Dr. Peter Liese ihren Betrieb, ihr Projekt Dauermagnetheizer und spricht über innereuropäische Probleme.
Neuenrade – Die Industrie steht angesichts der hohen Energiekosten und dem Abkopplungsprozess von russischen Gaslieferungen vor einem enormen Wandel. Wer die Möglichkeit hat, der rüstet seinen Betrieb um, spart Energie, wo es nur geht. Dr. Peter Liese, Europaabgeordneter der christdemokratischen EVP und deren umweltpolitischer Sprecher, besichtigte vor diesem Hintergrund die Bültmann GmbH – ein Maschinenbauer im Neuenrader Industriegebiet Küntrop.
Reichlich Innovationen
Die Bültmann GmbH, ein ausbildungsfreudiger Betrieb mit 17 Azubis und insgesamt 120 Mitarbeitern, wird dabei von der EU mit 800000 Euro gefördert. „Der Betrieb ist voll ausgelastet“, wie Geschäftsleiterin Petra Bültmann-Steffin erläuterte. Gebaut werden hier imposante Produktionsstraßen und Anlagen, mit denen unter anderem Supraleiter für Kernspintomografen hergestellt werden können. Auch in Sachen Klimatechnologie ist man hier unterwegs. Rohre, die fähig sind, Wasserstoff durchzuleiten, sind mit Bültmann-Technologie möglich. Und es gibt den Dauermagnetheizer – ein Forschungsprojekt und frisch eröffnetes Geschäftsfeld, das sich bei den Strom- und Gaspreisen bestens rechnet. Es spart eben Gas.
Neues Geschäftsmodell in Arbeit
Durch starke Permanentmagneten können Alu-Blöcke für Umformungsprozesse erwärmt werden. Ein sich bombig entwickelndes Geschäftsmodell, das wohl auch vor dem Hintergrund der Klimapolitik in Deutschland gut funktioniert. Wie die Bültmanns erläuterten, sei man schon vor 16 Jahren mit den Magnetheizern befasst gewesen, doch damals seien die Energiepreise „noch zu niedrig“ gewesen.
Ärger mit Arbeitnehmerentsendung
Vermittelt hatte dieses Treffen auch der Ingenieursverband VDMA. Wie Holger Kunze, Chef des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, erläuterte, wolle man gerade Politik und die innovativen mittelständischen Maschinenbauer zusammenbringen und auf Problemlagen hinweisen. Da seien die innereuropäischen bürokratischen Hürden bei der Arbeitnehmerentsendung ins Ausland, oder das Lieferkettengesetz, das Mittelständler kaum umsetzen könnten. Die Bültmanns berichteten von ihren Erfahrungen und den Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zum Beispiel nach Frankreich zu schicken. Auch innereuropäische Schwertransporte scheinen nicht so einfach zu sein. Zumal auch in Frankreich Bürokratie und Protektionismus üppig seien. VDMA-Chef Kunze brachte als Lösung für das Entsendeproblem ein zentrales Portal ins Spiel.
Liese und Co wollen Abgabenlast bei Strom auf Null senken
Dr. Peter Liese berichtete aus dem Europaparlament, dass man dort ebenfalls mit dem Lieferkettengesetz befasst sei und eben eine einfache Regelung wolle. In Sachen Arbeitnehmerentsendung könne man sicher etwas mit Digitalisierung machen. Bei den Energiekosten wolle man sich auf Europa-Ebene vor allem um die Strompreise kümmern. Hier sei die Abgabenlast viel zu hoch. Hierzu gebe es Anträge der EVP, „die Abgaben bei Strom auf Null zu setzen“. Dr. Peter Liese: „Strom soll günstiger werden.“ Was nun die Verfügbarkeit von Strom anbelangt, so wurde das Gespräch etwas schwammig. Mehr erneuerbare Energien, sprich auch mehr Windräder seien sicher nötig, sagte Liese und verwies zudem auf die aktuelle Speichertechnologie, den zeitlich flexiblen Verbrauch von Strom und die künftige Bedeutung des Wasserstoffimportes, um zum Beispiel Stahlherstellern weiter die wirtschaftliche Existenz zu ermöglichen. Liese betonte, dass er grundsätzlich für den Ausstieg aus der Kernenergie sei, aber den Zeitpunkt für verfrüht halte.
Maschinenbau als „Enabler“
Das Hohelied auf den Maschinenbau sang noch der VDMA-Chef: „Wir müssen den Maschinenbau als Möglichmacher nutzen.“ Die Branche sei flexibel und es gebe viele Hidden Champions. „Diese Firmen müssen gesehen werden“, betonte Kunze.
