Fleisch aus dem Sauerland
16-Jährige macht es vor: Rindfleisch mit eindeutiger Herkunft
Julia Humke wohnt idyllisch auf einem Berg zwischen Neuenrade und Altena. Auf dem Hof mit Blick auf Dahle gibt es Kühe, Rinder, Perlhühner, drei Hunde, zwei Pferde und vier Katzen. Hier will die 16-Jährige Schülerin der Hönnequell-Schule ein Geschäft betreiben, das den Arbeitstitel „Sauerland Fleisch“ hat. Humke will Fleisch vermarkten, bei dem die Verbraucher eben genau wissen, woher es kommt, wie die Tiere ausgesehen haben und womit sie gefüttert worden sind. Julia Humke weiß: „Es schmeckt besser.“
Neuenrade ‒ Es geht um Rindfleisch, konkret um fünf Rinder ( Lola, Lotta, Baccardi, Baileys, Becks) und einen Ochsen (Mucki), welche die junge Frau derzeit besitzt, eigenhändig aufzieht, später auf die Nettenscheider und Höllensteiner Weiden schickt. Gestartet ist sie mit dem Projekt 2019. Es ist ein durchaus umfangreiches Unterfangen – aber die Familie hilft, wenn Julia mal keine Zeit hat.
Julia Humke hat dabei offensichtlich ein Unternehmer-Gen. Ihre Mutter Gabriele Humke erinnert sich noch gut: „Das hat mit ihr schon in der Kita angefangen. Da hat sie nach Hühnern verlangt, damit sie Eier verkaufen kann.“ Julia Humke wächst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb auf, betreibt Pferdesport und sieht auch ihre spätere berufliche Laufbahn in Richtung Landwirtschaft. Zumindest will sie eine Lehre zur Landwirtin machen. Zunächst auf einem Hof in Wiblingwerde, dann in Drensteinfurt und schließlich in Everswinkel. Danach plant sie ein Studium. Das ist jedenfalls der grobe Plan. Julia Humke lässt sich alle Möglichkeiten offen, ist aber natürlich dem Thema Landwirtschaft schon sehr zugeneigt.
Beim Verein „Land Schafft Verbindung“ wirkt sie mit. Sie hat unlängst die weihnachtliche Lichterfahrt der heimischen Bauern mitorganisiert. Eine tolle Erfahrung für die junge Frau, die sich über die Resonanz in der Bevölkerung, über die vielen Menschen am Straßenrand gefreut hat. Toll fand sie eine Aussage bei der Social-Media Gruppe „I love Neuenrade“, bei der es sinngemäß hieß, dass man den Landwirten für deren gesellschaftlichen Beitrag nun etwas zurückgeben könne.
Die Tiere verbringen die längste Zeit ihres Lebens draußen. Sie haben dann wohl ein würdiges Leben gehabt.
Das angestrebte Geschäft mit dem Fleisch ist auch ein Experiment. Julia will schauen, ob es ankommt. Denn die 16-Jährige berichtet, dass es relativ viel Nachfrage gab – und gibt – nach Rindfleisch mit eindeutiger Herkunft. So wurde die Idee geboren. Die Tiere bekam sie in einem Alter von zwei Wochen, sechs Wochen lang hat Julia sie mit Milch gefüttert, dann durften die Tiere zunächst bei passendem Wetter raus; tagsüber auf die Weide, nachts in den Stall, später dann – bis in den Herbst hinein – ganz raus. „Sie verbringen die längste Zeit ihres Lebens draußen. Sie haben dann wohl ein würdiges Leben gehabt“, betont die junge Halterin.
Julia Humke muss dabei auch schon ein bisschen in die Trickkiste greifen, damit die Tiere draußen nicht zu menschenscheu werden. Ohne Kontakt zu Zweibeinern werden sie misstrauisch. Mit Kraftfutter erreicht sie allerdings, dass sich die Tiere meistens anlocken lassen. Ansonsten leben sie ausschließlich von Weidegras, Silage und Heu.
Dieses Jahr im April soll es dann so weit sein: Drei ihrer sechs Tiere werden dann geschlachtet. Doch auch wenn die Tiere Namen haben, so existiert die professionelle Distanz, sagt Gabriele Humke mit Blick auf Julia: „Die Kinder wachsen auf dem Bauernhof auf und lernen, dass Fleisch und Milch nicht auf Bäumen wachsen.“
So werden die Tiere demnächst weggebracht und kommen dann zerlegt zurück. Jedes Tier bringt 170 bis 200 Kilogramm Schlachtgewicht auf die Waage. Verkauft werden soll ihr Fleisch möglichst in Großportionen.