Zwangsräumung durchgesetzt: „Da bin ich geboren, es zerreißt mir das Herz“

Es gab kein Happy End: Am Montag wurde die Familie Weitz zwangsgeräumt. Zwei Erwachsene, vier Kinder, zwei Hunde und eine Katze haben ihr Zuhause verloren.
Nachrodt-Wiblingwerde – Die Gerichtsvollzieherin, zwei Vertreter des Ordnungsamtes, zwei Mitarbeiter der LEG und ein Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes waren vor Ort, als um 10 Uhr das Haus an der Goethestraße 19 „übergeben“ wurde. Um Fassung bemüht und völlig versteinert versuchte Carolin Weitz die Situation zu ertragen. Nur kurz flammten die Emotionen auf: „Da bin ich geboren, es zerreißt mir das Herz“, sagte ihre Mutter Christina Weitz.
Zwangsräumung durchgesetzt: „Da bin ich geboren, es zerreißt mir das Herz“
Bis heute hat die Familie keine Auflistung der säumigen Zahlungen bekommen. Bis heute ist nach ihren Angaben für sie nicht nachvollziehbar geklärt, wie es zu so einer Tragödie kommen konnte, die am Montag ihren Höhepunkt fand. Und auch ein Rettungsversuch von Angelika Franz scheiterte. Sie wollte für ihre Nichte Carolin einen Kredit aufnehmen, um die Schulden zu bezahlen.
Doch obwohl das Wohnungsunternehmen LEG in der vergangenen Woche davon gesprochen hatte, dass bei Zahlung aller Schulden ein Stopp der Räumung möglich sei, wollte sich der Vermieter dann plötzlich doch nicht darauf einlassen. „Die Anfrage zur Zahlung der offenen Kosten durch eine Verwandte, haben wir erhalten und geprüft. Zwischenzeitlich ist uns der Beschluss des Amtsgerichts zugegangen, das den Antrag auf Räumungsschutz abgewiesen hat. Vor diesem Hintergrund möchten wir von einem Aussetzen der Räumung durch Zahlung Abstand nehmen“, so Laura Rangen, Leiterin der LEG-Kundenbetreuung in Bergkamen.

Zwangsräumung in Nachrodt – Tante nimmt Familie auf
Bis halb 2 in der Nacht zu Montag hatten Carolin Weitz, ihr Lebensgefährte, Freunde und Verwandte sämtliches Hab und Gut aus dem Haus getragen. Einiges wurde für den Sperrmüll aussortiert. Anderes konnte in einer Garage untergebracht werden. Doch die meisten Sachen wurden zur Wohnung von Angelika Franz getragen, die ein paar Häuser weiter in der Werkssiedlung wohnt. Sie hat die Familie bei sich aufgenommen. Man rückt nun sehr zusammen.
„Es wird gehen, bis sich eine Lösung findet“, ist Angelika Franz zuversichtlich. Das Ordnungsamt hätte für die Familie eine Notunterkunft zur Verfügung gestellt. Dort hätte sie aber nicht die Tiere mitnehmen dürfen. Als die letzten Utensilien aus dem Haus getragen waren, wechselte der Schlüsseldienst den Schließzylinder aus.