Manuel Hupertz und Frederik Schwede berichteten noch einmal von den Herausforderungen bei der Anlieferung der Bauteile für die beiden Windräder: „Das war kein ganz einfacher Standort.“ Zwischengelagert wurden die Elemente auf einem Parkplatz an der Landstraße von Wiblingwerde nach Lüdenscheid, bevor sie mit mehreren Schwertransporten in einer aufwendigen Aktion weitertransportiert wurden.
Die Anlage gleicht einem Puzzle: Die Firma Enercon hat ihren Hauptsitz in Aurich, nicht weit von der Emsmündung. Von dort kamen auch die obere Gondel, das Maschinenhaus, das Elektromodul und die Rotorblätter. Letztere werden inzwischen aber im Ausland, in Portugal, der Türkei und China hergestellt. Der Generator wurde in Magdeburg gefertigt – ebenso wie der stählerne obere Teil des Turms. Der Betonturm darunter, der etwa bis zur halben Höhe reicht, kam aus Emden.
Nun richtet sich das Augenmerk auf das, was da zusammengebaut wurde, sowie auf den laufenden Betrieb und die Leistungsfähigkeit der beiden WEAs. Die Anzeigen haben alles unter Kontrolle: Der Wind bläst während der Feier mit etwa acht Metern pro Sekunde. 2,5 Meter pro Sekunde sind das Minimum für den Betrieb. Bei mehr als 34 Metern pro Sekunde stellen sich die Rotorblätter ab. In dem Bereich dazwischen stellen sie sich auf die aktuelle Lage ein: Drehen kann sich viel an der Spitze des Turms: Die gesamte Gondel und die Rotorblätter, die sich dadurch geringem und sehr hohem Windaufkommen anpassen, ohne Schaden zu nehmen. Die Rotoren drehen sich zum Zeitpunkt der Feier knapp 15 Mal pro Minute, was schon recht munter wirkt. Die bisherigen 1087 Betriebsstunden entsprechen 45 Tagen seit Anfang April.
Die Enercon-Mitarbeiter nennen die Abmessungen der beiden Anlagen: Turmhöhe bis zur Nabe 102 Meter, Rotordurchmesser 92 Meter, Gesamthöhe 148 Meter. Die Enercon-„Flaggschiffe“ liegen mit einem Rotordurchmesser von 138 bis 160 Metern weit darüber. „Wir mussten gucken, was hier an den Standort passt.“
Angesichts der globalen Erwärmung sehen die Enercon-Mitarbeiter derzeit keine Alternative zu den erneuerbaren Energien. Bei der CO2-Bilanz fangen sie konsequenterweise bei ihrer eigenen Windkraftanlage an: Es werde auf der Grundlage der Ertragsprognosen etwa zwei bis drei Jahre dauern, bis der grün hergestellte Strom das bei der Herstellung der WEA emittierte CO2 wieder eingespart habe. Die Höchstleistung der Anlage liegt bei optimalem Wind bei 2,35 Megawatt für jede der beiden Anlagen. Das sind bei Volllast 2350 Kilowatt pro Stunde, was ganz ungefähr dem Strombedarf eines kleineren Einfamilienhauses in einem Jahr entspricht.
Rund um den Turm befindet sich derzeit noch eine große Freifläche, auf der die Baustelle eingerichtet wurde. Der größte Teil werde noch zurückgebaut und renaturiert, erklären die Enercon-Mitarbeiter. Nur eine Fläche in unmittelbarer Nähe des Turms, die für den Schwerlastkran entsprechend befestigt werden musste, wird eine Schotterfläche bleiben.