Miet-Skandal geht weiter: Hausverwaltung droht mit „kackendreistem Schreiben“

„Man hat Ihnen kackendreist ein Schreiben geschickt mit einem unwahren Inhalt. Das war Absicht. Jetzt brauchen wir dicke Nüsse.“ Nicht lange um den heißen Brei, sondern direkt Tacheles sprach Rechtsanwalt Armin Speckmann mit den Mietern vom Nachrodter Feld.
Nachrodt-Wiblingwerde – Die waren in Scharen in die Sekundarschule gekommen. Alle ausnahmslos hatten Post von der OK-Hausverwaltung bekommen, die mit fristlosen Kündigungen drohte. Denn, so der Vorwurf, die Mieter hätten vom 1. Januar 2022 bis März 2023 keine Mieten bezahlt. Die Hausverwaltung fordert zwischen 5000 und 8000 Euro pro Familie. Die Hausverwaltung hat der Vermieter, die Caesar JV Immobilienbesitz GmbH, eingesetzt.
Miet-Skandal geht weiter: Hausverwaltung droht mit „kackendreistem Schreiben“
Fakt ist: Alle können – und werden nun – anhand von Kontoauszügen beweisen, dass sie ihre Mieten pünktlich bezahlt haben. Lediglich drei Monatsmieten gingen auf das Treuhandkonto von Rechtsanwalt Speckmann, der ein solches eingerichtet hatte, nachdem die Wasserversorgung (mal wieder) in allen Häusern der Siedlung eingestellt werden sollte. Caesar hatte die Nebenkosten (mal wieder) nicht an die Versorger weitergeleitet. Ausstehende Rechnungen wurden sodann vom Treuhandkonto beglichen.
Und genau dieses Treuhandkonto sind dem Immobilienbesitzer und seiner Hausverwaltung offenbar ein Dorn im Auge. „Man hat mir angeboten, auf die geforderte Summe zu verzichten, wenn ich die drei Monate nachzahle. Dann wäre das in Ordnung“, berichtete eine Mieterin von einem Gespräch mit der Hausverwaltung. Man forderte also 6000 und ist mit 1000 zufrieden?

Miet-Skandal im MK: „Das ist alles Theaterdonner gewesen“
„Was ganz klar bedeutet, dass die wissen, dass Sie Ihre Mieten bezahlt haben. Daran sehen Sie, was dahinter steckt. Das ist alles Theaterdonner gewesen, um ängstliche Menschen dazu zu bringen, Geld zu bezahlen“, so Armin Speckmann.
Die Firma Caesar hat aktuell keinen Geschäftsführer. „Das bedeutet, dass die Firma zwar rechtlich noch existiert, aber nicht klagen kann“, erklärte der Rechtsanwalt. Zudem seien die Häuser verkauft, „an eine Firma Ivory Properties Management 1 bis 3 in Luxemburg“. Neben dieser Firma würden dort etwa 78 weitere Briefkastenfirmen existieren, die Immobilien in der ganzen Bundesrepublik und im Ausland hätten, und „wo komischerweise auch eine Gruppe ihren Sitz hat, die gemeinhin als Adler Real Estate bekannt ist.“

Alles, was vor den Augen der Nachrodter Mieter ablaufe, sei der Versuch, innerhalb einer Heuschreckenkolonie die Immobilien von einer Heuschrecke auf die andere zu schieben. Aber Heuschrecken seien sie alle. Die Immobilien würden nur gehalten, in keiner Weise verbessert oder erhalten, aber die Mieten würden herausgequetscht. „Was Sie jetzt brauchen, ist Nervenstärke“, meinte Speckmann zu den Mietern, die aufgrund der Ausführungen von Minute zu Minute gelassener wurden.
Denn: Wenn der Versuch unternommen werde, Zahlungen zu veranlassen, auf die rechtlich kein Anspruch bestehe, würden dies Juristen Erpressung nennen. Deshalb habe es auch kein Schreiben eines Rechtsanwaltes gegeben, sondern nur von der OK-Hausverwaltung. Es könne auch sein, dass der eine oder andere jetzt tatsächlich eine Kündigung bekommen würde, „nur das bedeutet nichts. Denn die ist erst wirksam, wenn rechtliche Gründe vorliegen. Das ist nicht der Fall. Sie haben die Mieten bezahlt. Und die drei Monatsmieten haben Sie ja nicht ohne Grund auf das Treuhandkonto bezahlt. Es gab zu der Zeit keine Verwaltung“, erklärte Armin Speckmann.
Rechtsanwalt will 65 Briefe herausschicken – „Die Gemeindeverwaltung steht hinter Ihnen“
Von dem Geld, das er von den Mietern bekommen hat, hat der Anwalt bis jetzt 12.780 Euro ausgegeben, und zwar für die Stadtwerke Iserlohn, für Handwerker und Gärtner. Ungefähr 85.000 Euro sind noch auf dem Treuhandkonto. Das Geld soll erst einmal dort verbleiben, „für was auch immer noch kommt, denn luxemburgische Heuschrecken sind bestimmt nicht besser als solche aus Berlin. Schön abwarten“, so Armin Speckmann.

Für jeden einzelnen Mieter will der Rechtsanwalt nun ein Schreiben samt Kontoauszügen aufsetzen. 65 Briefe werden es wohl werden. Die Mieter haben ihn beauftragt.
„Die Gemeindeverwaltung steht hinter Ihnen und hinter Herrn Speckmann. Sie können sich jeden Anwalt nehmen, den sie wollen. Es macht aber natürlich Sinn, wenn es gebündelt in einer Hand ist“, erklärte Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm. Auch die Gemeindeverwaltung habe laufende Verfahren gegen Caesar, anwaltlich vertreten von Armin Speckmann.