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Vollsperrung der B236: Unternehmen aus Nachrodt machtlos?

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Eine Vollsperrung der B236 soll aus Sicht der Bürgermeisterin unbedingt vermieden werden.
Der Kummerhang an der B236: An der Vollsperrung kann niemand mehr rütteln. © Fischer-Bolz, Susanne

Die geplante Vollsperrung der B236 stößt nicht bei jedem auf Akzeptanz. Die Unternehmergruppe „B236 pro aktiv“ aus Nachrodt ist geteilter Meinung.

Nachrodt-Wiblingwerde – „Wir sind tief enttäuscht, dass wieder einmal die Bedenkenbürokratie über einen pragmatischen Realismus gesiegt hat.“ Dr. Bodo Reinke ist fassungslos. Dass die B236 voll gesperrt wird und augenscheinlich nichts und niemand daran rütteln kann, macht den Geschäftsführer der Walzwerke Einsal tatsächlich wütend. Und nicht nur ihn.

Gemeinsam mit vielen Unternehmern gab es bereits Konferenzen, die Praedata-Geschäftsführer Uwe Hell initiiert hat. „B236 pro aktiv“ nennt sich die Gruppe, bestehend aus 20 Unternehmern, Handwerkern und Händlern in Nachrodt.

„Unser Interesse ist dabei, den Schaden zu minimieren“, sagt Uwe Hell. Die Unternehmen sind unterschiedlich stark von der Vollsperrung betroffen. Während sie für Fischer-Sanitär „nur“ einen großen Umstand bedeutet, gehen die Walzwerke am Stock.

Vollsperrung der B236: Intelligente Verkehrssteuerung

Und bei Praedata? „Bei uns ist das Mitarbeiter-Problem, die auch irgendwie zur Arbeit kommen müssen, einer der großen Themen. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen. Wir müssen zu Kunden und wir müssen auch für den Kunden erreichbar sein“, sagt Uwe Hell. Er sieht die Sperrung als unabdingbar, „denn man will ja niemanden in Gefahr bringen.“ Eine intelligente Verkehrssteuerung sei jetzt oberstes Gebot. „Und da müssen wir intensiv drüber sprechen.“

Nicht nur die Vollsperrung der B236, sondern auch die Teilsperrung der Brücke und der massive Mehrverkehr seit der Sperrung der Autobahn bleibe ja Thema. „Das wird uns die nächsten Jahre beschäftigen“, so Uwe Hell. Zur neuen Lennebrücke, für die das Planfeststellungsverfahren nun beginnt, sagt er: „Wir werden da, wo Felsbrocken im Weg sind, anpacken. Wenn es ein Hindernis gibt, das einen schnellstmöglichen Bau der Brücke verhindern will, dann werden wir anpacken. Zeitverzögerungen werden wir nicht mehr hinnehmen.“

Uwe Hell sieht übrigens einen einzigen positiven Aspekt rund um die Vollsperrung: „In den vier Monaten soll neben der Felssprengung gleichzeitig die Hangsicherung immerhin mitgemacht werden.“ Man habe dann also nicht weitere Monate durchzustehen.

Vollsperrung der B236: Großes Kompliment an Müller und Homann

Schadensbegrenzung, als Unternehmer etwas unternehmen: Das ist die Devise. Tempo auf den Brückenbau ausüben. Pro aktiv nach vorne gehen. Ein dickes Kompliment möchte Uwe Hell an die Bauunternehmer Sigi Müller und Peter Homann schicken, „ich fand es toll, was sie gemacht haben. Ihr Vorschlag für die Fahrbahnerweiterung war plausibel. Aber wir müssen realistisch sein. Das Genehmigungsverfahren steht im Weg. Und kein Mensch möchte die Verantwortung tragen, wenn es zu einem Personenschaden kommen würde. Da muss man dann leider sagen: Es ist eine Katastrophe. Wir müssen einfach durch die vier Monate durch“, findet Uwe Hell, kann aber durchaus verstehen, dass Dr. Bodo Reinke dies anders bewertet.

„Die Vollsperrung ist für Walzwerke Einsal, aber auch für viele andere Unternehmen nicht nur in Nachrodt, in Altena und den Nachbarstädten eine Katastrophe“, sagt Bodo Reinke. Dass die Situation am Fels lebensgefährlich ist, ein direktes Handeln unumgänglich ist, kommentiert Bodo Reinke so: „Man hätte schon lange einen Genehmigungsprozess anrollen können. Wir haben zu viele beteiligte Parteien. Wir zahlen viele Steuern, sind für viele Arbeitsplätze verantwortlich. Dass so fahrlässig uns hier Luft abgedreht wird, ist nicht hinnehmbar.“ Man wolle sich nun beraten und auch höchste Instanzen in der Politik einschalten. „Diejenigen, die dafür sorgen, dass Existenzen in der Region gesichert sind, dass diejenigen so nachlässig behandelt und missachtet werden, ist nicht nachvollziehbar“, schimpft Bodo Reinke. Er ist sich sicher, dass man mit gutem Willen eine Lösung schaffen könnte. Wenn keine Lkws durchkommen würden, könne man nicht mehr vernünftig arbeiten. „Wenn irgendwas zu tun ist, um uns am Laufen zu halten, verstecken sich alle Behörden hinter Genehmigungsverfahren. Das hätte man lange organisieren können. Das ist nicht das erste Mal. Politiker und Behörden sollen mal sagen, ob sie möchten, dass es weiterhin Industrie in Südwestfalen gibt, oder ob sie weiterhin daran arbeiten wollen, dass wir uns hier zu Tode verwalten. Diesen Dialog müssen wir führen. Wenn es die Meinung gibt, dass wir überall Rücksicht nehmen müssen, dann sollte man uns das sagen, dann können wir auch den Laden dichtmachen.“

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