Mia wusste immerhin einige Auswege aus dieser Misere: „So eine Ehe ist ohne Auswärtsspiel gar nicht auszuhalten.“ Und so verwandelte sie sich in einen heißen Feger, denn in einem Salsa-Schuppen mit anderen paarungswilligen Gestalten „brauchst du ja nicht viel – ist ja dunkel“.
Und dann gab es handfeste Empfehlungen, wie die hüftschwingenden Kerle durch traurige und erotische Bedürftigkeit signalisierende Blicke eines Weibchens zur Annäherung animiert werden können. Klare Ansage: „Es ist nicht so, dass ich schlecht auf Männer zu sprechen wäre.“ Nein, es gebe Exemplare, für die sie „sonntags auch mal beichten gehen würde“.
Auch die Vertreter anderer Altersstufen haben es nicht leicht: Mia lästerte über ihren Enkelsohn Thorsten, der sich mitten im Alter zwischen „niedlich und imposant“, also in der Pubertät, befindet. Sein Hinweisschild „wegen Umbaus geschlossen“ verhinderte nicht den Austausch mit seiner Oma über die schönsten Blüten der Jugendsprache.
Ausnahmsweise bekam auch ein Politiker sein Fett weg: das „Frettchen“ Friedrich Merz. Lioba Albus wusste aus unbekannten Quellen von seiner letzten Beichte und zitierte genüsslich daraus: „Ich bin geldgierig, machtgierig, frauenfeindlich und homophob. Und ich leide offensichtlich an Selbstüberschätzung.“
Intensiver Beifall veranlasste die Künstlerin noch zu einer Zugabe, in der sie einen Verdacht äußerte: Könnte es sein, dass der Widerwille der Besucher und Besucherinnen, nach Hause zu gehen, den Wunsch befeuert, noch länger in dieser heiteren Stimmung im Gemeindehaus zu verweilen? In einem Dorf, in dem Anja Ihme sich „aufgehoben in einer verlässlichen und starken Gemeinschaft“ fühlte, war ein solcher Verdacht wohl eher abwegig.