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Whisky in der Kirche? „Glauben und Genießen schließen sich nicht aus“

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Von: Thomas Krumm

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Die Teilnehmer am Whisky-Tasting stellten sich der Herausforderung, sechs verschiedene Whiskys einer Geschmacksprüfung zu unterwerfen.
Die Teilnehmer am Whisky-Tasting stellten sich der Herausforderung, sechs verschiedene Whiskys einer Geschmacksprüfung zu unterwerfen. © KRUMM

Einen unterhaltsamen und lehrreichen Abend verbrachten am Freitagabend die Teilnehmer an einem Whisky-Tasting, zu dem die Lennekirche ins katholische Vereinshaus eingeladen hatte. Alle sechs verkosteten Sorten enthielten mindestens 40 Prozent Alkohol, was im kirchlichen Kontext natürlich die Klärung einer Frage nahe legte: „Alkohol und Kirche – passt das überhaupt zusammen?“, fragte Daniel Schmits, der die Teilnehmer unterhaltsam und sachkundig durch den Abend begleitete.

Nachrodt-Wiblingwerde – Schön war der Hinweis aus der Runde, dass das Abendmahl in protestantischen Gemeinden in zweierlei Gestalt empfangen wird – also in der Regel auch mit Wein. Dazu kommt das berühmte Gleichnis, in dem Jesus Wasser in Wein verwandelt. Zur christlichen Tradition gehört also auch der Genuss alkoholischer Getränke, so lange damit kein Missbrauch betrieben wird. Ja, das gemeinsame Genießen und das damit verbundene „Ins-Gespräch-kommen“ gehöre auch zum Christentum, stellte Daniel Schmits fest und verwies auf den Gottessohn: „Jesus hat auch oft mit Wein gearbeitet, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.“ Gelegentlich sei ihm der Kontakt zu „Zechern und Fressern“ sogar vorgeworfen worden. Es war ein nicht unsympathisches Jesus-Bild, das sich an diesem Abend herausbildete. Stefan Rapp vom Gründungsteam der Lennekirche bestätigte diese Sicht: „Glauben und Genießen schließen sich nicht aus.“

Die Gläser, in denen die sechs Whisky-Sorten verkostet wurden, verwiesen auf eine Bibelstelle: Johannes 4, Vers 14. Dort bittet Jesus eine Samariterin am Brunnen um Wasser und erklärt ihr, dass das geistliche Wasser, das er zu geben hat, Menschen nie wieder dürsten lässt. Daniel Schmits erinnerte an diesen Unterschied zwischen verschiedenen Wässern, nach deren Genuss wir wieder Durst bekommen und der Bibel als geistigem Wasser des Lebens, das bleibende Orientierung biete.

Daniel Schmits führte in das Wissen über Whisky.
Daniel Schmits führte in das Wissen über Whisky. © Krumm, Thomas

Der Whisky-Experte erzählte auch die Geschichte, wie schottische Mönche sich nach der Auflösung ihrer Klöster während der Reformation als Bauern niederließen und ihre bereits in den Klöstern gepflegten Brennfähigkeiten bei der Herstellung von Whisky einsetzten. Das Wort kommt vom gälischen Begriff für „Wasser des Lebens“. Die Geschichte erklärt auch, warum es in Schottland so viele Whisky-Brennereien gibt. Einige der sechs Whisky-Regionen tauchten in den verkosteten Bränden wieder auf: Sie stammten aus den Destillerien Deanston, Tamnavulin, Tomatin, Speyburn, Bowmore und Kilchoman.

Die Herausforderungen für die Geschmacksnerven waren dabei enorm. Ein Teilnehmer bemerkte mit nachvollziehbarer Offenheit: „Wenn ich gefragt werde, ‘Wonach schmeckt das?’, muss ich immer passen.“ Ein „Tasting-Wheel“, also eine unglaublich differenzierte Aufstellung möglicher Geschmacksrichtungen, lag vor den Teilnehmern. Es konnte seine hilfreiche Wirkung wegen ihrer Fülle jedoch an diesem Abend noch kaum entfalten.

Whisky-Experte Daniel Schmits bemühte sich um Hilfestellungen, erklärte die Reifung in ehemaligen Bourbon-, Rotwein-, Sherry- und Portweinfässern und die Veränderungen aufgrund unterschiedlicher Reifungszeiten. Zwischen zwölf und 18 Jahren hatten die an diesem Abend genossenen Whiskys im Fass verbracht, was die Preise zwischen 40 und 90 Euro pro Flasche erklärte. Zum Finale gab es zwei rauchige Whiskys mit einem sehr kräftigen Geschmack, die über die feineren Unterschiede zu Beginn des Abends hinaus deutlich machten, wie unterschiedlich „Whisky“ schmecken kann.

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