1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Nachrodt-Wiblingwerde

Gemeinschaft fern der Heimat

Erstellt:

Von: Michael Koll

Kommentare

In der Aula der Grundschule feierten die nach Nachrodt geflüchteten Ukrainerinnen und deren Kinder gemeinsam mit deutschen Familien Weihnachten. Die Gruppe kennt sich schon seit Ostern.
In der Aula der Grundschule feierten die nach Nachrodt geflüchteten Ukrainerinnen und deren Kinder gemeinsam mit deutschen Familien Weihnachten. Die Gruppe kennt sich schon seit Ostern. © Koll

„Frohe Weihnachten“ ruft Kathrin Richter aus. Die katholische Frau ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und Lehrerin an der Grundschule. Sie hat nicht die vergangenen Wochen verschlafen, sondern richtet sich mit diesem Wunsch und Gruß an 50 ukrainische Flüchtlinge und ihre deutschen Freunde, die die Aula der Grundschule gerade mit Leben füllen.

Nachrodt-Wiblingwerde – Und in orthodoxen Haushalten wird das Fest zu Jesu Geburt eben seit jeher erst zu Beginn eines neuen Jahres gefeiert. Die Dreikönigtags-Tradition verbinden die Kriegsflüchtlinge jedoch emotional mit den russischen Agressoren, weshalb sie – wie Richter berichtet – „auch am 25. Dezember mit ihren deutschen Freunden schon gefeiert haben“.

Ostern hatten sie schon zusammen gefeiert. Die Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Nachrodt-Wiblingwerde gestrandet sind, kannten sich zuvor nicht. „Doch sie haben sich als neue Freunde gefunden“, ist sich Richter sicher.

Dann erzählt sie, wie sie „aus dem ökumenischen Kreis heraus, der die Friedensgebete organisiert hat, dieses Osterfest vorbereitet haben“. Richter blickt zurück: „Die erwachsenen Ukrainer waren anfangs sehr skeptisch. Sie hätten doch gar nichts zu feiern, während in ihrer Heimat die Bomben fallen.“

Die Grundschullehrerin lächelt und fügt hinzu: „Dann aber hat es bei ihnen ‘Klick’ gemacht und fortan waren sie bereit zu feiern – allein schon für ihre Kinder.“ Diese laufen jetzt auch aufgeregt durch die Aula, viele in traditionell-ukrainischer Tracht.

Mädchen und Jungen schauen sich, wie auch ihre Eltern, am kalten Büfett um. Jeder Teilnehmer hat etwas zu dieser Weihnachts-Mitbring-Party beigesteuert. Und so gibt es ein gemischtes deutsch-ukrainisches Speisenangebot von süß bis herzhaft. Da bleiben kaum kulinarische Wünsche offen. „Von der Adventsfenster-Aktion hatten wir noch Glühwein und Kinderpunsch übrig“, erläutert Mit-Organisatorin Richter gerade. „Den gibt es heute auch noch.“ Mit Blick auf das Datum Anfang Januar stellt die Katholikin abschießend noch fest: „Heute feiern unsere ukrainischen Freunde jetzt nicht mit den Russen Weihnachten, sondern mit uns Deutschen.“ Sie fährt fort: „Es war jetzt ja auch der Jahreswechsel, noch ein Grund zu feiern.“ Und letztlich ist dieser Nachmittag einfach auch eine willkommene Gelegenheit, mit den neuen ukrainischen Freunden– fern der Heimat – einmal wieder die Gemeinschaft zu erleben.

Auch interessant

Kommentare