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„The Voice“: Sänger aus dem MK schafft es bis ins Finale

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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The Voice senior: Janusz Luczak bei seinem ersten Auftritt vor der Jury.
The Voice senior: Janusz Luczak bei seinem ersten Auftritt vor der Jury. © Jan Bogacz TVP

Janusz Luczak aus Nachrodt hat es bei der polnischen Ausgabe von „The Voice“ bis ins Finale geschafft.

Nachrodt-Wiblingwerde – Er bekommt heute noch Gänsehaut, wenn er an den Moment denkt, als die Musik begann, er im Scheinwerferlicht stand, die ersten Töne sang und sich nach zwei Sekunden der erste Juror umdrehte. „Unglaublich, meine Knie haben gezittert“, erzählt Janusz Luczak lachend. Der Nachrodter hat bei „The Voice of Poland senior“ nicht nur mitgemacht – er hat es sogar bis ins Finale geschafft. Ein Erlebnis, das vielleicht jetzt sein ganzes Leben auf den Kopf stellt: Er hat Anfragen für Interviews und für Auftritte und Konzerte. Doch der 61-Jährige ist bescheiden: „Ich bin tatsächlich froh, dass ich nicht gewonnen habe. In meinem Leben ist alles gut so, wie es ist. Da möchte ich nichts verändern.“

Er strahlt, lacht, macht Scherze: Die Lebensfreude ist Janusz Luczak ins Gesicht geschrieben. Der Nachrodter, der im Alter von 29 Jahren von Polen nach Deutschland kam, lebt mit seiner Frau Irena an der Schulten Wiese, hat zwei erwachsene Söhne und fünf Enkelkinder. Doch obwohl die Familie für ihn im Mittelpunkt steht, so hat er doch erst einmal nur seiner Frau von seiner Bewerbung für „The Voice“ erzählt.

In der Grundschule musste der Nachrodter im Chor singen - als einziger Junge

„Man sollte niemals vergessen, woher man kommt“, sagt Janusz Luczak, weshalb er sich für die polnische Ausgabe von „The Voice“ entschieden hat. Er singt, seit er denken kann. „In der Grundschule hat man mich gezwungen, im Schulchor zu singen. Ich war der einzige Junge mit 35 Mädchen“, erzählt er. „Meine Schulkollegen haben mich ein bisschen ausgelacht.“ Singen liebte er immer. Später hat er dann mit Gitarrenspielen angefangen. Doch er war immer schüchtern, dachte stets, dass er bei den anderen nicht gut ankommen würde. „Ich habe über diese Unsicherheiten als Jugendlicher später mal ein Lied geschrieben“, verrät Janusz Luczak. Lange Zeit hat er Musik immer nur für sich gemacht, wurde dann Sänger in der Band „Gong“ und mittlerweile singt er auch bei größeren Events oder auch bei Hochzeiten – und hat 2015 eine eigene CD herausgebracht mit R’n’B, Pop, Dance und Balladen. Aber eigentlich hat er einen bodenständigen Beruf, arbeitet seit 32 Jahren in Wetter bei der Firma Zeschky.

Janusz Luczak hat auch schon eine eigene CD herausgebracht.
Janusz Luczak hat auch schon eine eigene CD herausgebracht. © Fischer-Bolz, Susanne

Als Janusz Luczak auf Instagram eine Werbung von „The Voice of Poland senior“ entdeckte, begann ganz plötzlich ein Riesenabenteuer. „Superstar oder andere Sendungen haben mich nie interessiert. The Voice ist für mich das größte Format der Welt, weil es das Ehrlichste ist, es wird nur der Gesang beurteilt, nicht das Aussehen.“ Der Nachrodter meldete sich an, musste zwei Lieder aufnehmen, ohne Effekte. Ich bin in mein kleines Studio gegangen und habe mir nichts dabei gedacht.“ Nach zwei Wochen kam eine E-Mail, dass er es zum zweiten Casting geschafft hatte. Er sollte nun seinen Lebenslauf schicken und 25 Songs aufnehmen, davon fünf ausländische Lieder.

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Luczak: „Ich wollte mich nicht blamieren“

„Ich war ein bisschen aufgeregt, hatte es niemanden gesagt. Ich wollte mich nicht blamieren“, erzählt der Nachrodter lachend und rutschte in die nächste Runde. „Ich wurde nach Warschau eingeladen. Von den 25 Liedern sollte ich drei Songs vor dem Gesangstrainer und der Produzentin vorsingen. Ich musste auch A cappella singen, die Tonarten und das war es.“ Elf Stunden mit dem Auto hin, singen, elf Stunden zurück. „Mein Sohn hat mich gefahren“, berichtet Janusz Luczak. Jetzt wussten also Frau und Kinder Bescheid.

Nach acht Tagen hieß es: Herzlich Willkommen bei Voice of Poland. „Ich hatte Tränen in den Augen. So etwas erlebt man nicht oft.“ Bei The Voice senior sind Sänger und Sängerinnen ab 60 Jahren dabei. Die erste Sendung vor der Jury war am 7. Januar. Seine Frau Irena, Sohn Kamil, sein Cousin Bogdan und sein Freund Robert begleiteten ihn. Es gab eine Generalprobe und viel Betreuung. „Ich bin in das Studio, das ich nur aus dem Fernsehen kenne. Ich habe gesehen, wie meine Knie gezittert haben. Der Musikdirektor kam, sagte, dass es sehr gut war, aber ich müsse mich ein bisschen beruhigen.“ Janusz dachte an die Millionen Zuschauer und hatte Angst, dass sich keiner der Jurymitglieder umdrehen würde. Doch das Gegenteil war dann der Fall.

Janusz Luczak schaut sich seinen Auftritt bei der Castingshow auf Youtube an.
Janusz Luczak schaut sich seinen Auftritt bei der Castingshow auf Youtube an. © Fischer-Bolz, Susanne

„Es war ein Erlebnis, mit so einem Orchester zu singen.“ Er sang ein sehr berühmtes polnisches Lied, das übersetzt „Viel Glück für deinen jetzigen Weg“ heißt. Nach zwei Sekunden drehte sich der erste Juror um. „Ich war so erleichtert“, erzählt Janusz Luczak. Drei von vier Juroren wollten ihn im Team begrüßen. Der Nachrodter entschied sich für Maryla Rodowicz, eine Ikone in Polen. „Als ich ein kleiner Junge war, habe ich sie heimlich bei Festivals beobachtet, habe bei Open-Air-Veranstaltungen durch den Zaun geguckt.“

Janusz Luczak schaut sich seinen Auftritt bei der Castingshow auf Youtube an.
Janusz Luczak schaut sich seinen Auftritt bei der Castingshow auf Youtube an. © Fischer-Bolz, Susanne

Nicht enttäuscht über das Ausscheiden

Für die anschließenden Coachings nahm sich Janusz Luczak Urlaub, flog oft nach Warschau, und kam auch in den „Sing Offs“ weiter. Im Halbfinale gehörte er dann zum letzten Viererteam von Maryla Rodowicz und rutschte tatsächlich mit seinem Können ins zweiteilige Finale, wo er ein legendäres polnisches Lied sang. „Dann bin ich raus. Ich war nicht enttäuscht. Der, der gewonnen hat, hat es wirklich, wirklich verdient.“

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