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Radverkehrsnetz: Noch viele Jahre in der Zukunft

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Die Referenten im Bauausschuss: (v.l.) Dominik Tönnes vom Planungsbüro VIA eG aus Köln, sein studentischer Mitarbeiter Joel Kruber, Marcus Woschée vom Abwasserwerk Altena und Suayip Azmanoglu , der zum ersten Mal ein Abwasserkonzept präsentierte.
Die Referenten im Bauausschuss: (v.l.) Dominik Tönnes vom Planungsbüro VIA eG aus Köln, sein studentischer Mitarbeiter Joel Kruber, Marcus Woschée vom Abwasserwerk Altena und Suayip Azmanoglu , der zum ersten Mal ein Abwasserkonzept präsentierte. © sanna

Ab in die Kanalisation und rauf auf den Sattel: Unterschiedlicher hätten die Themen während der Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses am Montagabend nicht sein können.

Nachrodt-Wiblingwerde – Den Masterplan „Radverkehrsnetz MK“ stellte Dominik Tönnes vom Planungsbüro VIA eG aus Köln vor, das Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) brachten Suayip Azmanoglu vom DW-Ingenieurbüro und Marcus Woschée vom Abwasserwerk der Stadt Altena den Ausschussmitgliedern näher.

Dabei war das sperrige Thema „Abwasser“ wesentlich greifbarer als das „attraktive, alltagstaugliche und sichere Radverkehrsnetz zwischen den Kommunen des Kreises“, das vielleicht in sieben oder zehn Jahren oder vielleicht auch später realisiert werden kann.

„Wenn es um Grundstücksfragen geht, können wir das auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben“, meinte der fraktionslose Ratsherr Matthias Lohmann zum Thema Radwegebau, während der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens-Philipp Olschewski gerne gewusst hätte, um wie viel Grunderwerb es denn überhaupt geht. Schließlich formulierte es sein Parteikollege Sebastian Brinker (CDU) so: „Bauen werden es dann die gleichen, die es bis jetzt auch nicht gemacht haben.“

Der Kreistag hatte im Dezember den „Masterplan Radverkehrsnetz MK“ beschlossen. Nun soll es auch einen Radverkehrsbeauftragten auf Kreisebene geben, der die zentrale Koordinierung übernimmt.

In Nachrodt-Wiblingwerde sind zwei Strecken „auserkoren“: die Strecke entlang der L692 von Nachrodt bis Lüdenscheid und die Strecke entlang der B236 von Altena nach Letmathe, wobei es dort Überschneidungen mit der Lenneroute gibt. Doch Dominik Tönnes hatte in seinem Vortrag eher das große Ganze im Blick, den Meilenstein für den Radverkehr im gesamten Kreis, und weniger die konkreten Dinge, die die kleinste Gemeinde betreffen.

Er referierte über das Wunschliniennetz, über Verbindungen zu Nachbarstädten, über die Prämisse, Ortsteile mit mehr als 500 Einwohnern an ihren Hauptwohnort anzuschließen, und über die umfangreichen Untersuchungen des Netzes auf einer Länge von rund 840 Kilometern. Die Schaffung geeigneter Infrastruktur kann und wird zu mehr Radverkehr führen. Nach diesem Prinzip wurde das gesamte Netz betrachtet und mit Vorschlägen für Maßnahmen versehen.

Keine Vorschläge gibt es für die Wiblingwerder Straße, auf der laut Landesdaten 2251 Autos pro Tag unterwegs sind – es gilt Tempo 50. Die Absenkung der Geschwindigkeit auf 30 km/h müsse geprüft werden, ein Maßnahmenvorschlag sei nicht notwendig.

Übrigens: Als die Landstraße saniert wurde, hatte die Gemeinde die Idee, einen Schutzstreifen einzurichten. „Das ging schon nicht, Radwege müssen eine gewisse Breite haben und dann wurde mir das furchtbare Wort Planfeststellungsverfahren ins Ohr geflüstert. Dann können wir uns vorstellen, wie lange das alles dauert“, so Bürgermeisterin Birgit Tupat.

Insgesamt sind übrigens bei der Radnetz-Untersuchung 2500 Datensätze zusammengekommen. Nicht dabei: die K24 von Veserde nach Hohenlimburg, wie der Ausschussvorsitzende Gerd Schröder (SPD) bedauernd anmerkte, „aus touristischen Gründen wäre es interessant“.

Es waren Christian Pohlmann („Wie sehen denn die Aussichten aus, dass die Planungen auch umgesetzt werden?“) und Petra Triches (UWG), die gern konkrete Aussagen gehabt hätten – zur L692 Richtung Lüdenscheid beispielsweise. „Es hängt von vielen Dingen und Faktoren ab“, meinte Dominik Tönnes auch mit Blick auf die Topografie, „die Hürden sind sicher hier höher als im Münsterland.“

„In den sechs Jahren sind 3,7 Millionen Euro für die Unterhaltung des Kanalnetzes vorgesehen“

Das Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) 2023 bis 2028, das Suayip Azmanoglu vorstellte, ist ein sehr klares, eindeutiges „Paket“ mit interessanten Informationen: Das Kanalnetz der Gemeinde ist 60 Kilometer lang. Davon sind rund 4,06 Kilometer Druckrohrleitungen. Es gibt überwiegend ein Mischwassersystem, das heißt, es werden Schmutzwasser und Regenwasser zusammen gesammelt und abgeleitet. Im Außenbereich gibt es 39 nicht angeschlossene Grundstücke mit Sammelgruben oder Kleinkläranlagen. Das Wasser wird in den Kläranlagen Letmathe und Altena gereinigt.

Bei der Erschließung der Neubaugebiete Niggenhuser Weg II und Tannenweg wird das anfallende Regenwasser vor Ort versickert, wenn die Bodenverhältnisse es zulassen.

Dem Abwasserwerk gehören neben den Kanälen auch sogenannte Sonderbauwerke, wie beispielsweise drei Regenüberlaufbecken.

Die Kanalnetze müssen alle 15 Jahre einmal inspiziert werden. Es sind jetzt die Maßnahmen festgelegt, die in den nächsten sechs Jahren erfolgen sollen: 32 an der Zahl, 16 verschiedene Arten, darunter Kanalerweiterung und Profilvergrößerungen aus hydraulischen Gründen. Immer im Blick: der Starkregen. Aufgrund von baulichen Mängeln stehen drei Einzelmaßnahmen an. „In den sechs Jahren sind 3,7 Millionen Euro für die Unterhaltung des Kanalnetzes vorgesehen“, so Suayip Azmanoglu, etwa 618 000 Euro pro Jahr. Die Sondermaßnahmen „Neubau Lennedüker an der B236 und nachfolgender Rückbau der Rohrbrücke“ sowie die entwässerungstechnische Erschließung des Neubaugebietes Niggenhuser Hof II erhöhen die Gesamtkosten für den Zeitraum 2023 bis 2028 um etwa 4,6 Millionen Euro. „100 Euro pro Person pro Jahr. Da wird mir nicht schwindelig“, meinte Matthias Lohmann. „Sind wir mit 600 000 Euro im normalen Rahmen?“, fragte Christian Pohlmann an. „Es ist tatsächlich im Rahmen der allgemeinen Teuerungsrate“,erklärte Marc Trappe vom Bauamt. Man habe im vorangegangenen ABK schon nicht mehr alle Maßnahmen durchführen können, „und dann passt das Konzept, das vor sechs Jahren erstellt wurde, einfach nicht mehr.“

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