Am 11. Juli, so kündigt ein Schreiben der Stadtwerke Iserlohn an, soll das Wasser in sechs Häusern an der Freiherr-vom-Stein-Straße, in vier Häusern an der von Bodelschwingh-Straße und in jeweils zwei Häusern an der Schmidtstraße und Danziger Straße abgedreht werden. Thomas Armoneit, Bereichsleiter technisches Management bei den Stadtwerken Iserlohn, sieht angesichts des sich wiederholenden Dilemmas („der Besitzer zahlt einfach nicht“) die Sperrandrohung als einzig verbleibendes Mittel.
Die Mieter selbst trifft keine Schuld. Der Vermieter hat die Zahlungen nicht weitergeleitet. Es gab ein langes Mahnverfahren. Nichts passierte. Und das nicht zum ersten Mal. „Das ist schon ein Extremfall in Nachrodt“, sagt Thomas Armoneit. Immer wieder hatten die Mieter in der Vergangenheit die ausstehenden Rechnungen dann selbst beglichen und von der Miete schließlich abgezogen.
Jetzt aber haben die Mieter die Nase voll, wollen sich zu einer Art Notgemeinschaft zusammenschließen und eventuell eine Sammelklage anstoßen. Denn auch der nächste Winter kommt bestimmt. Im Dezember vergangenen Jahres gab es keine Öllieferung und die Mieter badeten das aus, was der Besitzer der Häuser ihnen antat.
„Vor einigen Monaten hat die Hausverwaltung sprichwörtlich das Handtuch geworfen, der Eigentümer ignoriert alle Schreiben, zum Teil werden überwiesene Mieten zurückgebucht. Die Menschen, die hier leben, haben keine Ansprechpartner. Als hätte sich der Eigentümer in Luft aufgelöst“, sagt Otto Mattke. Tatsächlich sind Mieten wieder zurück überwiesen worden, wie die von Ines Peters zum Beispiel. Uta Frank hat einen Dauerauftrag „und ich frage mich, ob ich ihn stoppen soll.“
Trotz aller Sorgen: Ein Großteil der Mieter vom Nachrodter Feld möchte bleiben. „Ich möchte wegen meiner Mama nicht weg“, sagt Beate Ehlers und auch Siegfried Stastny wohnt eigentlich gern in der Siedlung. Immer wieder fällt der Satz: „Früher war es so schön hier.“ Doch der häufige Eigentümer-Wechsel hat aus der Traum-Siedlung der 1960-Jahr ein Kummer-Komplex gemacht, der den Eigentümern ganz augenscheinlich egal ist. „Wir gucken schon ein halbes Jahr nach einer anderen Wohnung oder nach einer Eigentumswohnung. Aber das kann man sich ja gar nicht mehr leisten. Wir sind gezwungen, hierzubleiben“, sagt Emre Yaglioglu.
Die Gerüchteküche brodelt: Da viele Wohnungen leer stehen und es selbst bei Auszügen keine Wohnungsübergabe gibt, fragen sich die Mieter, ob der Eigentümer vielleicht zahlungsunfähig ist, oder aber alle Gebäude abreißen möchte. Es gibt keine Antwort auf diese Fragen, denn auch die Anfragen der Redaktion bei der Caesar JV Immobilienbesitz GmbH laufen ins Leere.
Übrigens: Das Netzwerk des Unternehmens ist verzweigt. Caesar ist verbunden mit der Cato Immobilienbesitz und -verwaltungs GmbH, Berlin, diese wiederum mit der Adler-Group, zu der zahlreiche Einzelgesellschaften gehören. Der umstrittene Wohnungskonzern Adler Group hat nach Recherchen von NDR und rbb ebenfalls offenbar im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt.