Mieter sollen horrende Summen zahlen: Immobilienunternehmen droht mit fristloser Kündigung

Die Mieter vom Nachrodter Feld erleben gerade die nächste Katastrophe. Viele werden nach AK-Informationen massiv von ihrem Vermieter unter Druck gesetzt.
Nachrodt-Wiblingwerde – Man mag es kaum glauben: Die Mieter vom Nachrodter Feld erleben gerade die nächste Katastrophe. Viele werden nach AK-Informationen massiv von ihrem Vermieter, der Caesar JV Immobilienbesitz GmbH, unter Druck gesetzt, haben Post bekommen. Ihnen wird mit fristloser Kündigung gedroht.
„Bei mir wird behauptet, dass ich 5833,20 Euro Mietschulden habe“, sagt Heinz Dieter Weber. Er hätte, so der Vorwurf, vom 1. Januar 2022 bis zum 1. März 2023 keine Miete bezahlt. „Was natürlich nicht stimmt“, so der Mieter vom Nachrodter Feld. Und das könne er natürlich auch belegen. Die von Caesar eingesetzte OK-Hausverwaltung droht – ohne Anwalt – in dem Schreiben mit fristloser Kündigung nach Paragraf 543 „Außerordentliche fristlose Kündigung aus wichtigem Grund“, wenn nämlich der Mieter für zwei aufeinander folgende Termine mit der Entrichtung der Miete oder eines nicht unerheblichen Teils der Miete in Verzug ist oder in einem Zeitraum, der sich über mehr als zwei Termine erstreckt, mit der Entrichtung der Miete in Höhe eines Betrages in Verzug ist, der die Miete für zwei Monate erreicht. Wie fast alle Mieter, so hatte auch Heinz Dieter Weber seine Miete drei Monate auf das Treuhandkonto von Rechtsanwalt Armin Speckmann überwiesen, insgesamt etwa 1500 Euro. Es herrscht Angst. Angst, jetzt das Zuhause zu verlieren, einfach auf die Straße gesetzt zu werden. Einige Mieter haben, so erfuhr die Redaktion, vor lauter Panik die geforderten Summen an den Vermieter überwiesen.
Mieter sollen horrende Summen zahlen: Immobilienunternehmen droht mit fristloser Kündigung
Rechtsanwalt Armin Speckmann möchte die Bewohner vom Nachrodter Feld beruhigen. „Das ist doch alles dummes Zeug“, sagt er. Die Leute, die jetzt den Mund so weit aufreißen würden, also Caesar, hätten die Wohnungen nämlich verkauft. „Der Verkaufsvertrag ist vom 16. Dezember 2022“, so Armin Speckmann. Caesar will (oder hat?) nach Luxemburg verkauft. Eine Papierfirma, vermutet der Nachrodter Rechtsanwalt. „Wir werden eine Einladung verteilen. Ich möchte die Mieter zu einem Gespräch bitten“, so Armin Speckmann. Termin: Montag, 3. April, ab 16 Uhr in der Mensa der Sekundarschule. Bis dahin sollten alle Ruhe bewahren und nichts unternehmen. „Das ist alles Show, um Druck auf die Leute auszuüben, weil man noch Geld abgreifen will. Wir müssen uns dagegen wehren, abgesehen davon, dass Caesar es sich gar nicht leisten kann, Klage zu erheben. Alleine 30 000 Euro Gerichtskosten müssten sie vorauszahlen, um solche Klagen zu erheben. Das haben sie nicht, sie sind insolvenzreif. Hier muss man sehr stark unterscheiden zwischen dem, was die sagen, und dem, was sie tatsächlich tun werden. Und man muss etwas Nervenstärke haben“, sagt Armin Speckmann.

Doch einige Mieter sind mittlerweile sehr emotional betroffen, wie Marita Albus. Sie will tapfer sein, wohnt seit 32 Jahren in der Siedlung. Die OK-Hausverwaltung behauptet, sie hätte 6304 Euro Mietschulden. „Das ist Unsinn, ich habe versucht, am Freitag bei der Hausverwaltung anzurufen, aber niemanden erreicht. „Das ist lächerlich, ich habe ja alles bezahlt“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Wenn man alt werde, deshalb auch ein paar gesundheitliche Probleme hätte und dann so fertig gemacht werde, dann sei das doch nicht zu fassen. Interessant ist die Frage, was passiert, wenn das gesamte Nachrodter Feld an eine Firma in Luxemburg verkauft wird? Manche möge sich das nicht ausmalen. Caesar Immobilien jedenfalls ist nicht auffindbar. Laut „Northdata“ ist Björn Fischer seit dem 6. März nicht mehr Geschäftsführer. Er hatte das Amt erst am 6. Dezember 2022 von Carsten Krause übernommen. Derzeit wird das Unternehmen von keinem Manager geführt.
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Zusätzlich liegen auch bei „databyte“ aktuell keine Ansprechpartner der zweiten Führungsebene und keine sonstigen Ansprechpartner vor. Die Firma Caesar wurde am 8. März 2018 gegründet/in das Handelsregister beim Amtsgericht Charlottenburg (Berlin) eingetragen. Vormals hieß die Firma Magnus Vierzehnte Immobilienbesitz und Verwaltungs GmbH. Nach AK-Recherchen hält die Adler Group weiterhin eine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft. Hauptgesellschafter ist offenbar die Spree Group. Anfragen dort als auch bei der OK Hausverwaltung blieben bisher unbeantwortet.
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