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Von der Königin des Aprilscherzes und Würmern im Grill

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Silke Grote liebt Aprilscherze, sehr zum Leidwesen ihres Mannes.
Silke Grote liebt Aprilscherze, sehr zum Leidwesen ihres Mannes. © Privat

Es ist ein schrecklicher Tag, dieser 1. April, meinen die einen, denn dann würde jeder Langweiler glauben, einen dummen Schenkelklopfer produzieren zu müssen. Doch es geht auch sehr fantasievoll, grandios lustig sozusagen, wie die Königin des Aprilscherzes in Nachrodt beweist.

Nachrodt-Wiblingwerde – Ziel aller sehr einfallsreichen Bemühungen von Silke Grote ist ihr Mann Markus Alex. Im vergangenen Jahr hatte er Würmer im Gas-Grill. „Es waren Getrocknete aus dem Tropic Center, die werden im Wasser richtig ekelig wabbelig. Er hat kein Wort über seinen Fund verloren, weil er dachte, wenn ich die Würmer sehen würde, müsste er den Grill wegwerfen und dürfte nie wieder etwas drauflegen. Das Gesicht, als er Stunden später geschnallt hat, das ich das war, war einfach sensationell“, erzählt Silke Grote. Eigentlich müsste Markus Alex längst wissen, dass irgendetwas passieren wird, an jedem 1. April. Doch Silke Grote schafft es von Jahr zu Jahr, ihren Schatz mit neuen, kleine Gemeinheiten aufs Korn zu nehmen. So bekam er gar einen Bußgeld-Bescheid zugeschickt. „Mein Beamtendeutsch war mega“, lacht Silke Grote. Nachdem er sich Stunden über die deutsche Bürokratie aufgeregt hatte, fiel der Groschen. „Er hat gesagt, dass er einmal einen 1. April haben möchte wie alle anderen, ohne so böse Sachen von mir. Das musste ich versprechen. Was also heißt, dass ich dieses Jahr am 1. April nichts machen werde. Aber vom 2., 3. oder 4. April war keine Rede. Selbstverständlich bekommt er wie jedes Jahr sein Fett weg, nur dieses Mal etwas später. Das ist ziemlich blöd für ihn gelaufen, denn somit weiß er ja nicht, wann es ihn treffen wird. Er will es ja so“, kann es Silke Grote kaum abwarten.

Chef im Pausenraum

Aprilscherz von Stefanie Ingenpaß.
Aprilscherz von Stefanie Ingenpaß. © Privat

Vielen anderen in Nachrodt-Wiblingwerde wird wahrscheinlich nichts Fieses oder Witziges (oder beides) am 1. April passieren. „Ich kann mich nicht daran erinnern, schon mal in den April geschickt worden zu sein, und ich selbst mache auch keine Aprilscherze“, sagt Gudrun Reinecke-Bartelt, Leiterin der Sekundarschule. Und auch Michael Pingel, Pressereferent des DRK, muss „leider passen. Es ist nie etwas passiert. Langweilig, aber es ist so.“ Bei Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz haben Aprilscherzversuche „nie so richtig funktioniert“. Sein Großvater hatte am 2. April Geburtstag, sodass er das Datum irgendwie immer vor Augen hat. Da lässt man sich nicht so einfach aufs Kreuz legen. Von einer witzigen Begebenheit erzählt aber zum Beispiel Jens Grote, Vorsitzender des TV Wiblingwerde. „Vor etwa 30 Jahren hat mein Kollege mal die Uhr im Pausenraum um zwei Stunden verstellt. Da ich immer ein kleines Powernapping gehalten habe, habe ich diese Aktion nicht mitbekommen. Mein Chef ist in den Pausenraum bekommen und hat mich gefragt, ob ich denn heute noch arbeiten wolle oder doch lieber durchschlafen.“

Nach Herzenslust flunkern

Bei Aprilscherzen gilt: Nach Herzenslust flunkern, ohne dabei dem anderen wirklich etwas Böses zu wollen. „Ich nehme am 1. April gerne meine Familie und Freunde mit Kleinigkeiten auf´s Korn. Nur so langsam haben sie es auch herausgefunden und ich muss mir immer wieder etwas Neues einfallen lassen, was mir von Jahr zu Jahr schwerer fällt. Vielleicht mache ich in diesem Jahr den Aprilscherz einen Tag später. Damit rechnet dann keiner“, sagt Mona Schmöle, Erzieherin in der Nachrodter Awo-Kita. Etwas sehr Lustiges kann Stefanie Ingenpaß, Leiterin der Gemeindebücherei, erzählen. „Vor ein paar Jahren habe ich auf Facebook das Titelbild eines fiktiven Buches (Die schönsten Schaufenster Altenas) gepostet und eine Zeitung wollte direkt darüber berichten.“ Und so liegt offenbar ein Regensburger Wissenschaftler doch daneben, wenn er sagt: „Das Verulken, der private Witz, ist aus der Mode gekommen. Man denkt, die Komiker im Fernsehen seien sowieso viel lustiger und die eigene Idee sei nicht gut genug.“

Woher kommt der Schabernack?

„April, April“: Wo der Schabernack wohl seinen Ursprung hat? Es gibt verschiedene Theorien. Die Redensart „in den April schicken“ tauchte 1618 in Bayern erstmals auf. Viele Volkskundler glauben aber, dass der 1. April auf das Pech von Spekulanten im Jahr 1530 zurückgeht. Auf dem Reichstag zu Augsburg wollte Kaiser Karl V. das Münzwesen neu regeln. Viele Spekulanten investierten daraufhin ihr Erspartes, um am Münztag große Gewinne zu erzielen. Als dieser dann aber gar nicht wie vorgesehen am 1. April stattfand, verloren sie ihr Geld und wurden zudem noch als „Narren“ ausgelacht. Oder war es so: Karl IX. von Frankreich verlegte 1564 den Jahreswechsel, der bis dahin am 1. April war, auf den 1. Januar. Damit brachte er nicht nur die Tradition durcheinander, am 1. April Geschenke zu verteilen, sondern narrte auch alle, die weiterhin am 1. April Neujahr feierten. Heute gibt es den Aprilscherz in fast allen europäischen Ländern und auch in Amerika. Die amerikanische First Lady Jill Biden verkleidete sich am 1. April auf einem Rückflug nach Washington als Stewardess und verteilte Eiscreme.

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