„Wir haben durch den Osterweg miteinander zu tun gehabt, und ich habe Frau Schnell gesagt, sie soll doch bitte an uns denken, wenn der Verkauf ansteht“, erzählt Stefan Rapp davon, wie die Idee geboren ist. Dass St. Josef und das Vereinshaus verkauft werden müssen, weil die Gebäude für die Pfarrei St. Matthäus, zu der die Nachrodter Katholiken gehören, wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind, ist seit zwei Jahren bekannt, mindestens seit einem Jahr in Stein gemeißelt. 1000 Ideen, wie es weitergehen könnte, wurden diskutiert und wieder verworfen. Und natürlich ging und geht es bis heute um Emotionen, Identität und eine Heimat für den Glauben. Die Nachrodter Katholiken werden ihre Gottesdienste zukünftig sehr wahrscheinlich in der Michaelskapelle in Einsal feiern.
Aktuell trifft sich die Lennekirche für Gottesdienste in der Sekundarschule, „und das ist auch toll dort, aber auf lange Sicht muss man gucken, wo man bleibt“, sagt Stefan Rapp. Acht Mitglieder, 20 regelmäßige Besucher: Im März vor zwei Jahren gegründet, steckt die Lennekirche fast noch in den Anfängen – hat allerdings große Visionen. „Wir finden es gut, dass alles in christlicher Hand bleibt und es auch ein lokaler Investor ist“, freut sich Sandra Schnell, Pfarrbeauftragte von St. Matthäus. Es gab zwar mehrere Interessenten, aber letztlich nur noch einen weiteren Investor, der konkret ein Angebot für die Kirche und das Vereinshaus vorgelegt hat. „Jemand, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, Kirchen zu retten“, erzählt Sandra Schnell, „auch schön, aber eben keine Kirchengemeinde im Hintergrund“.
Bevor der Vertrag unterschrieben werden kann, müssen ein paar Hürden genommen werden. Um den Antrag der Nutzungsänderung kümmert sich die Lennekirche. Zudem muss St. Josef profaniert werden, es muss also aus einem geweihten Gebäude ein entweihtes werden. „Da gibt es richtige Regeln für“, sagt Sandra Schnell. Besonders wichtige sakrale Gegenstände werden die Kirche verlassen, die Heiligenfiguren sollen beispielsweise „in gute Hände kommen“, verspricht Sandra Schnell und ergänzt: „Wie wir uns als Pfarrei von unserer Kirche St. Josef verabschieden, planen wir erst, wenn klar ist, wann wir das Gebäude tatsächlich abgeben. Und bis dahin wird es in St. Josef weiterhin regelmäßig Messfeiern und Wortgottesdienste geben.“
Konkrete Kaufsummen nennen beide Parteien nicht, „bei der Kirche geht es um 85 000 Euro“, verrät Sandra Schnell. Offen ist übrigens gerade noch die Frage, was mit dem Pfarrhaus passiert. Die Mieter haben gekündigt. Möglicherweise feiert die Lennekirche erst einmal dort ihre Gottesdienste, denn im Vereinshaus steht noch die Unterbringung des katholischen Kindergartens St. Elisabeth an. Für die Zeit des Umbaus der Kita sollen die Mädchen und Jungen im Vereinshaus unterkommen. Auch, wenn sich das jetzt seit Monaten verzögert: „Natürlich schmeißen wir die Kinder nicht raus“, sagt Stefan Rapp.
Er freut sich mit seinen Mitstreitern riesig auf den Neuanfang. Die Sportanlage in St. Josef wird mobil sein, „sodass man die Kirche auch für andere Veranstaltungen nutzen kann“, so Stefan Rapp. Geplant ist, dass es Tage geben wird, an denen das Angebot jedem offen steht. „Vielleicht haben auch Vereine und Schulen Interesse, das mit zu nutzen. Das wünschen wir uns natürlich. Wir möchten ja auch der Gemeinde etwas bieten“, hofft Stefan Rapp auf großes Interesse von außen. Die Lennekirche erarbeitet gerade ein Finanzierungskonzept und hofft auch auf Fördergelder für das große Vorhaben. „Natürlich wird ein Teil in Eigenleistung erbracht. Wir denken auch an Vermietung, zum Beispiel für Kindergeburtstage.“ Auch Konzerte seien denkbar.