„Wir trainieren schon seit fast zehn Jahren zusammen“, erzählt Marcus Spiekermann. Er besitzt den 2. DAN in Shin-Jitsu Kobudo und die Trainer A-Lizenz. Als die Schule, das DoJo von Großmeister Thomas Honsberg, an der Untergrüner Straße schließen musste, suchte die Truppe, die dem Allstyle-Jitsu-Verband angehört, nach einem neuen Zuhause und fand es durch Kontakte von Ronny Sachse beim TuS Nachrodt. Jetzt wird immer mittwochs ab 18.30 Uhr in der Aula der Grundschule Nachrodt trainiert. Das klappt platzmäßig zurzeit noch sehr gut.
„Wir halten das Kobudo relativ traditionell. Kobudo ist im Prinzip das Kämpfen wie ein Samurai. Es gibt eine entsprechende Etikette, die Begrüßung, das förmliche und respektvolle Miteinander und auch diverse Techniken“, erzählt Marcus Spiekermann.
Einstieg ist ab 14 Jahren, nach oben gibt es keine Grenzen, „Hauptsache man ist körperlich und geistig fit.“ Genutzt werden tatsächlich sehr viele Waffen. Es gibt den Langstock (Bo), Mittelstock (Jo) und Kurzstock (Hanbo), einen Mehrzweckeinsatzstock, Messer und Schwerter. Trainiert wird mit einem Holzschwert, einem sogenannten Bokken. Es ist dem Katana nachempfunden, was wiederum sehr scharf ist – und deshalb beim Training nicht eingesetzt wird.
„Bis jetzt hat jeder das Training lebend verlassen“, erzählt Marcus Spiekermann schmunzelnd. Blaue Flecken könne es aber mal geben, Platzwunden höchst selten, nur dann , „wenn jemand extrem neben der Spur ist.“ Das sind die Männer am Mittwoch nicht, eher hoch konzentriert, was auch dringend erforderlich ist. Denn es ist schwierig, immer vorausschauend den Zug eines Gegners zu erkennen.
Zurzeit gehören zehn Männer zur Shin-Jitsu Kobudo-Gruppe, was natürlich nicht bedeutet, dass es kein Sport für Frauen ist. Ein Faible für Rituale, Waffen und den besonderen Flair, das ein bisschen an den Film „Der letzte Samurai“ mit Tom Cruise erinnert, sollte man aber haben. Wie Christian Koch. Er besitzt den blauen Gürtel. „Die Ruhe, den Spirit des Sports nimmt man mit in den Alltag. Wenn man hier ist, taucht man in eine andere Welt ein, kommt runter von seinem ganzen Stress. Und man lernt, mit Stresssituationen umzugehen. Das ist auch wertvoll für den Lebensalltag, weil man sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen lässt“, erzählt der 53-Jährige, der den Hosenrock am Anfang „auch gewöhnungsbedürftig“ fand. Aber die Bewegungsfreiheit ist in diesem Outfit unschlagbar. Der Samurai hat übrigens unter seinem Hosenrock versteckte Waffen, das Tanto – ein leicht gebogenes japanisches Kampfmesser – zum Beispiel. Im Schnitt kommen pro Training, das zwei Stunden dauert, zwei Waffen und verschiedene Techniken zum Einsatz. Trainer Marcus Spiekermann hat schon als kleiner Junge mit dem Kampfsport begonnen, mit Karate und Kickboxen, wechselte dann aber für eine lange Zeit zur Leichtathletik und fand wieder mit Anfang 30 den Weg zurück. „Gerade das Kämpfen mit Waffen hat mich schon immer fasziniert“, erzählt der Servicetechniker für Öl- und Gasfeuerung. Wer sich für die Sportart interessiert, meldet sich beim TuS unter Telefon 02352/30398.