1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Nachrodt-Wiblingwerde

Tückische Ritzen in der Sauna

Erstellt:

Kommentare

Als Gemeindesoziologin hatte Sabine Henke gute Einblicke in den kirchlichen Alltag. ▪
Als Gemeindesoziologin hatte Sabine Henke gute Einblicke in den kirchlichen Alltag. ▪ © Bröer

NACHRODT-WIBLINGWERDE ▪ „Ich esse ja echt gerne, aber die Figur gibt nach“. So begann die Kaberettistin Sabine Henke aus Dortmund ihren launigen Vortrag anlässlich des Neujahresempfanges der evangelischen Kirchengemeinde Nachrodt-Obstfeld.

Dieser Empfang fand am Sonntagmorgen im großen Saal der Rastatt statt. Rund 80 Gäste fanden sich dazu ein. Sie alle lauschten gut gelaunt dem Vortrag Henkes. Sie nimmt während ihrer Auftritte gerne die Schwächen der Kirche auf das Korn, schaut dabei dem Volk „auf´s Maul“. So erzählte sich auch von ihrer Seniorengruppe aus der heimatlichen Gemeinde. „Wir zählen zu den Ü 70“, sagte sie. „Nein, nein, wir sind nicht über 70 Frauen. Wir sind nur sechs, aber dafür über 70.“ Auch vom Schlankheitswahn einer ihrer Freundinnen wusste sie zu berichten. „Letztens haben wir sie in der Sauna gesucht. Die ist doch glatt durch die Ritzen der Ruhebänke gerutscht. Bis wir die da raus hatten, nä“. Ihre Pastorin –„mein Gott, ist die jung“ – habe ihrer Ü-70-Gruppe eine Lesung vorgegeben. „Das ist zwar gar nicht unser Dingen. Aber was sollen wir denn machen? Wir können ja nicht mehr weg“. Ausserdem würde die junge Pastorin ja gerne spirituelle Sitzungen abhalten und die Teilnehmer in eine Fantasiewelt entführen.

„Die endet immer an einem See“, so die Kabarettistin. „Und da müssen wir dann immer reinschauen“. Auch ihre Freundin am Rollator. Und wenn die einmal die Balance verlieren und in den See kippen würde, könne selbst die Pastorin – auch mit Hilfe von höchster Stelle – nicht helfen. „Die ist doch so naturverbunden und trägt immer so wallende Gewänder. Kein Mensch weiß, wie die wirklich aussieht. Und wenn die damit ins Wasser geht, säuft die doch ab.“ Die Lacher jedenfalls hatte Henke auf ihrer Seite. Sie kennt sich aus in Kirchenkreisen. Henke war über zehn Jahre lang Gemeindesoziologin in Dortmund.

Der Neujahrsempfang der evangelischen Kirchengemeinde findet jährlich im Januar statt. Diese Veranstaltung ist ein Dankeschön an alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde. Für deren leibliches Wohl war daher auch auf das Beste gesorgt.

Noch vor dem Empfang fand in der evangelischen Kirche Nachrodt-Obstfeld ein Gottesdienst statt. Auch dieser war am Sonntagmorgen bestens besucht. Pfarrer Wolfgang Kube ging in seiner Predigt auf Lebensgeschichten ein, die von Jesus erzählt wurden. Er habe kleine und ansonsten unbeachtete Mitmenschen aus der Bedeutungslosigkeit erhoben. Er habe sie und ihre verborgenen Fähigkeiten in den Mittelpunkt seiner Erzählungen gestellt. Die Besucherinnen und Besucher genossen augenscheinlich sowohl Gottesdienst wie auch Neujahrsempfang. Kube hatte wohl wieder einmal mehr mit seiner kirchlichen wie auch weltlichen „Programmgestaltung“ den „Nagel auf den Kopf“ getroffen. ▪ Von Hartwig Bröer

Auch interessant

Kommentare