Herscheider Modell als Vorbild für neuen Gemeindesportverband?

Vereinsvertreter diskutierten über die Neugründung des Gemeindesportverbandes in Nachrodt-Wiblingwerde - und sind augenscheinlich hin- und hergerissen-
Nachrodt-Wiblingwerde – Am Ende waren sich alle einig, dass etwas geschehen sollte. Die Sportvereine in Nachrodt und Wiblingwerde kommunizieren zu wenig miteinander. Dabei könnten sie gemeinsam doch so viel auf die Beine stellen, die Summe sei mehr als die Teile. Ob dazu allerdings die Neugründung eines Gemeindesportverbandes (GSV) vonnöten ist, ließ der erste informelle Austausch zu diesem Thema im Vereinsheim der SpVgg Nachrodt am Holensiepen am Montagabend noch offen. Zunächst erläuterte Sebastian Pahlke, Geschäftsführer des Kreissportbundes (KSB), die Vorzüge eines GSV. In Nachrodt-Wiblingwerde hatte es einen solchen bereits zwei Mal gegeben. 2014 und zuvor auch bereits 2002 war er jeweils aufgelöst worden. Pahlke warb dennoch für die Idee eines GSV: „In Nachrodt gibt es zehn Sportvereine. 35 Prozent der Bevölkerung sind in einem oder mehreren dieser Vereine Mitglied.“ Eine Führungsriege eines GSV könne in einer schlanken Form auch aus nur drei Köpfen bestehen. „Sind es aber fünf und kommen die alle aus unterschiedlichen Vereinen, so sind schon einmal 50 Prozent aller Vereine hier vor Ort in diesem Gremium abgedeckt.“
Alle zwei Jahre ein anderer Verein
Er warb für das Herscheider Modell, „wo alle zwei Jahre ein anderer Verein den Vorsitzenden stellt“. Dieses kam allerdings nicht bei allen gut an. Ein Anwesender befürchtete: „Da erfüllen diejenigen dann bloß für zwei Jahre ihre Schicht und da ist kein Herz dahinter.“ Pahlke aber unterstrich: „Der Arbeitsaufwand für einen Gemeindesportverband-Vorstand ist nicht ansatzweise zu vergleichen mit dem Tagesgeschäft in einem der einzelnen Vereine.“ Ein GSV-Vorstand müsse nur einmal im Quartal tagen, „oder alle zwei Monate, wenn das nicht schon viel zu oft ist“.
Sportabzeichen
Ein solches Gremium indes könne aber auch Dinge übernehmen, die ein einzelner Verein nicht stemmen könnte. Als Beispiel nannte er die Durchführung der Prüfungen zum Sportabzeichen. Diese organisierte der GSV in Nachrodt-Wiblingwerde bis 2005. Seither gibt es ein solches Angebot vor Ort nicht mehr. Weitere mögliche Gemeinschaftsaufgaben könnten ein jährliches Stadtsportfest, die Seepferdchen-Abnahme oder ein „Tanz in den Mai“ sein. Auch die koordinierte Beantragung von Fördergeldern, etwa des NRW-Zuschuss-Programmes „Moderne Sportstätten“, wurde von Anwesenden als GSV-Aufgabenbereich benannt. Auf Nachfrage erläuterte dann Uwe Perlowsky, bis vor acht Jahren bis dato letzter Vorsitzender eines GSV in Nachrodt-Wiblingwerde, die Aufgaben, die er damals erfüllte. So habe er sich mit seinen Mitstreitern um die Sportplatz- und -hallenbelegungen gekümmert. Auch hätten sie bei Problemen zwischen den einzelnen Vereinen vermittelt. Doch letztlich hätten die Vereine gemeint, sie könnten ihre Angelegenheiten auch selbst regeln. Sein Fazit lautete allerdings: „Heute brauchen wir einen Gemeindesportverband jedoch mehr denn je.“
Synergieeffekte
Bürgermeisterin Birgit Tupat unterstützte diese Auffassung ausdrücklich. Zwar habe es in den zurückliegenden acht Jahren einige personelle Wechsel in der Gemeindeverwaltung gegeben, weshalb sie nicht nachvollziehen könne, ob es durch die Auflösung 2014 einen vermehrten Arbeitsaufwand aufseiten der Kommune gegeben habe seither, dennoch sehe sie eindeutige Vorteile. Dem pflichtete Sebastian Putz, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, Ordnung, Standesamt und Bürgerservice, bei. Er argumentierte, dass ein Gemeindesportverband viele Dinge regeln würde, „wodurch wir Befindlichkeiten zwischen den Vereinen, die uns auch gar nichts angehen, nicht mehr mitbekämen“. Außerdem ergäben sich Synergieeffekte. Als Beispiel nannte er die Umsetzung der Corona-Regeln: „Hätte das ein Gemeindesportverband in die Hand genommen, hätte ich nicht zehn Hygiene-Konzepte lesen und genehmigen müssen – für jeden Verein eines.“
Jetzt wird in den Vereinen diskutiert
Die 16 Anwesenden beschlossen, die Idee eines GSV in ihre Vereine zu tragen und dort nach Kandidaten für einen Vorstand zu suchen. In vier bis sechs Wochen wollen sie sich erneut treffen, dann sollen auch die Mitglieder des Sportausschusses dazu eingeladen werden. Viel Zuspruch erhielt zum Abschluss der 75-minütigen Beratungen ein Teilnehmer, der sagte: „Wenn sich kein Vorstand findet, können sich ja vielleicht trotzdem die Vorstände der zehn Vereine einmal im Vierteljahr treffen, um Nöte und Sorgen zu besprechen und Termine für Veranstaltungen miteinander abzustimmen.“