Was die Grünpflege angeht, gibt es ein festes Team für Nachrodt-Wiblingwerde und ein festes Team für Altena. Die Stadtteile werden der Reihe nach abgefahren, aber wenn es an den einen oder anderen Orten mehr wächst, dann wird flexibel gehandelt. „Aber wir springen nicht hin und her“, erklärt Robert Groppe und ergänzt: „Wenn wir in einem Stadtteil sind, arbeiten wir diesen bestmöglich durch. Das ist auch im Sinne der Gemeinde. Die Fahrtzeiten können in Nachrodt lang sein, von der Nahmer bis zum Obstfeld zum Beispiel eine halbe Stunde plus Einpacken aller Geräte. Da ist man bei einer Stunde, nur weil Herr Aggül meint, dass da etwas von Grün befreit werden muss.“
Robert Groppe ist durchaus im Austausch mit Aykut Aggül, der sich bei ihm persönlich und öffentlich beschwert hatte. „Aber die Mail, die ich ihm zurückgeschrieben habe, hat er nicht veröffentlicht“, so Robert Groppe, der durchaus versteht, dass die sprießenden Zustände auf Unmut stoßen. Allerdings: „Das sind zu Dreiviertel der Fälle Satzungsverstöße der Bürger“, legt Robert Groppe den Finger in die Wunde. Denn tatsächlich gibt es in der Doppelgemeinde für die Bürger die Pflicht, selbst zu rupfen und zu zupfen. Die Nachrodt-Wiblingwerder sind für die ersten eineinhalb Meter ihrer Gehwege selbst verantwortlich. „Jedes Grün, jeder Müllsack, jedes Tannengrün, das da liegt, muss entfernt werden“, sagt Robert Groppe. „Die Bürger meinen, wir tun nichts, aber zum großen Teil müssen sie auch selbst handeln. Und dann haben wir auch noch Orte, um die sich Straßen.NRW kümmern muss. Unsere Mitarbeiter werden allerdings persönlich auf der Straße angegriffen“, erzählt Robert Groppe und ist wenig amüsiert darüber. Wenn jeder seiner Pflicht nachkäme, „sähe es auch in der Gemeinde besser aus“.
Übrigens: Wenn Aykut Aggül Dinge melde, die wichtig seien, dann würden diese natürlich auch gemacht. „Aber die Bilder, die er mitschickt, ist Meckern auf hohem Niveau. Das sind reine optische Fragen. Gerade jetzt, wo es auch um Insektenfreundlichkeit geht, ist es teilweise sogar ein Affront, wenn wir schneiden würden.“ Mehrheitlich, und da ist sich Robert Groppe sicher, würden ihm die Bürger da zustimmen. Fakt ist: Die Bürger in Nachrodt-Wiblingwerde zahlen keine Straßenreinigungsgebühr. Und dennoch möchten es viele Menschen „blitzeblank“ haben, was auch eine Diskussion auf Sozial-Media-Plattformen verdeutlicht. Nachdem Helmut Kruse Bilder von Nachrodts Straßen, die im Grün versinken, gepostet hatte, gingen die Diskussionen durch die Decke. „Zum Wohlfühlen gehört auch ein gepflegtes Umfeld. Für Wildwuchs und insektenfreundliche Plätze gibt’s genug Auswahl in der Gemeinde“, schrieb eine Nutzerin. Doch nicht alle tröten ins gleiche Horn: „Muss denn immer alles aufgeräumt aussehen, typisch deutsch? Und ja, ist doch gut für die Insekten, wenn sie in den Gärten nichts finden können.“
Interessant war folgender Beitrag: „Früher war es normal, dass jeder Eigenheimbesitzer sein Grundstück vor dem Haus sauber hielt. Auch bei Mehrfamilienhäuser ging die Winterwoche und Fegewoche reihum. Damit keiner benachteiligt war. Heute kümmert es keinen, wie es aussieht.“ Stimmt das? „Um den Grünschnitt am eigenen Grundstück wird sich offenbar nicht so gern gekümmert“, sagt Bürgermeisterin Birgit Tupat. Dem Bauhof den Frust in die Schuhe zu schieben und zu behaupten, dass früher alles besser gewesen wäre, findet die Verwaltungschefin an den Haaren herbeigezogen: „Früher ist der Bauhof auch nicht hinterhergekommen. Und natürlich würde ich mir 20 Leute mehr wünschen. Aber das muss auch alles bezahlt werden“.
Am Rande: Zweieinhalb Wochen kümmerten sich Bauhof-Mitarbeiter um Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine – eine Zeit, die dann für die Grünpflege fehlte. Überall gleichzeitig kann die Mannschaft schließlich nicht sein. Bleibt die Frage, was es kostet, wenn Bürger den Pflichten vor ihrer Haustür nicht nachkommen? Das kann die Bürgermeisterin pauschal nicht beantworten. „Wenn es so einen Überwuchs gibt, dass man beispielsweise mit einem Kindergarten nicht mehr über den Gehweg kommt, wird der Grundstücksbesitzer von der Gemeindeverwaltung freundlich angeschrieben“, sagt Birgit Tupat. Zugleich wird eine Frist gesetzt, bis wann das Grün denn entfernt sein muss. „Zu 99 Prozent klappt das dann auch“, erzählt Birgit Tupat. Wenn nicht, gibt es eine Androhung einer Ersatzvornahme. Dann rücken Gärtner an und die Kosten werden dem Grundstücksbesitzer in Rechnung gestellt.