Die Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk war bereits vor dem Treffen informiert, hatte die Berichterstattung verfolgt. „Wenn man liest, dass die Wasserversorgung eingestellt werden soll, wird man ja sofort hellhörig“, sagt Bettina Lugk. Doch die Frage, die alle umtreibt: Kann Politik in irgendeiner Form helfen, Einfluss nehmen? Machen Immobilienriesen mit den Mietern was sie wollen? „In dieser Form und mit diesem Herangehen ist mir nicht bekannt, dass es häufig auftritt“, so die Bundestagsabgeordnete. In laufende Verfahren eingreifen und eine Rechtsberatung machen, sei in der Tat auch nicht möglich. „Das Wichtige ist: Wenn man solche Fälle kennt und ein Gesetzgebungsverfahren ansteht, hat man dies vor Augen und kann gucken, dass das geregelt wird. Das ist leider aber nichts, was den Betroffenen heute helfen kann“, gibt Bettina Lugk zu.
Im Miet- und Vertragsrecht sei alles geregelt und in diesem Fall nicht eingehalten worden. „Die Stadtwerke, die das Wasser liefern, haben die Abschläge nicht bekommen. Mieter haben auch einen Vertrauensschutz. Wenn sie das Geld an den Vermieter bezahlen, muss es weitergegeben werden. Da sind wir in der Rechtslage“, so die Sozialdemokratin, die auch sagt: „Ich bin ein Fan von der Trennung von Politik und Justiz.“ Dass die Mieter „in dieser verzwickten Situation“ den Rechtsanwalt an ihrer Seite haben, findet Bettina Lugk gut. Und auch, wenn es kein handfestes Ergebnis gab – kurz bevor ein Gewitter über Nachrodt zog: Dass mehrere Politiker, auch die heimischen, vor Ort waren, half zumindest emotional. „Das war das Problem: Viele hatten auch Angst, meistens gab es überhaupt keinen Ansprechpartner“, so Otto Mattke.
Armin Speckmann beurteilt das Treffen so: „Die Leute leiden und es kommt jemand, der sich dafür interessiert. Das ist auf jeden Fall gut. Ich hatte befürchtet, dass Phrasen über Heuschrecken auf dem Wohnungsmarkt gedroschen würden, aber das ist nicht passiert. Ja, es gibt einen Wildwuchs, den das System zulässt, aber das System ist trotzdem nicht schlecht und es gibt keinen Grund es zu ändern. Schwarze Schafe wird es immer geben, aber es wäre ebenso ein schwarzes Schaf, wenn es ein einzelner Eigentümer wäre“, so der Nachrodter Rechtsanwalt.
Nach der Bürgerversammlung, in der Armin Speckmann den Mietern seine Hilfe angeboten hatte, wurde er mehr oder weniger überrannt. „Meine Sekretärin musste ins Krankenhaus und war eine Woche nicht da. Ich musste den ganzen Ansturm alleine bewältigen“, erzählt der Anwalt lachend und ergänzt. „Bereut habe ich es nicht, aber an der einen oder anderen Stelle Nerven gezeigt. Wenn ich auf zwei Telefonen telefoniere, jemand steht vor mir und dann klingelt es an der Tür, dann wird es zu viel. Aber natürlich haben die Mieter viele Fragen. Wenn es mit uns weitergehen sollte, dann sind wir gerüstet.“
Nächster Schritt: Armin Speckmann wartet auf die Antwort der neuen Hausverwaltung. „Und ich warte in erster Linie darauf, ob von der Hausverwaltung die Abschläge an die Stadtwerke für den 1. August gezahlt werden. Denn das ist etwas Objektives. Wenn die nicht gezahlt werden, dann kann ich das vom Treuhandkonto begleichen.“ Den Mietern rät er, abzuwarten. Das Modell mit dem Treuhandkonto könne man aber nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag herausziehen. Eine weitere Versammlung dazu ist geplant.