Nach der Hessenkurve ist die Leitplanke abgerissen. Schon oberhalb der Abzweigung Kaltenborn liegt der Weg in Schutt und Asche. Ein Loch reiht sich an das nächste. Und mitten auf der Straße liegt eine volle Sektflasche. Wahrscheinlich hatte der Besitzer bei dem Anblick dann doch keine Lust mehr zum Anstoßen.
Der Wördener Bach und ein Bach ohne Namen, der auch nirgendwo verzeichnet ist, haben mit unbändiger Kraft eine Zerstörung erheblichen Ausmaßes angerichtet. Weiter unten ist die Firma Homann damit beschäftigt, die völlig verstopften Durchlässe wieder freizumachen.
Es sind die Straßen- und Tiefbauunternehmen, die seit vier Wochen in der Gemeinde retten, was zu retten ist, allen voran Sigi Müller, Peter Homann und Thomas Bäcker. „Das kann man gar nicht hoch genug loben. Sie hängen sich total rein. Sie haben alles andere liegen und stehen gelassen und arbeiten sieben Tage in der Woche nonstop. Aber das kann man nicht bis ins Unermessliche treiben“, sagt Bauamtsleiter Dirk Röding. Die Arbeiten laufen auf Zuruf nach Dringlichkeit. Mit dabei sind auch die Firmen Daßler aus Schalksmühle, Kriesten aus Meinerzhagen und Kittel aus Lüdenscheid.
Ein katastrophales Bild gibt es im Nahmertal. Wer von unten nach Brenscheid möchte, steht plötzlich vor einem riesigen Krater. Dabei stand dort vor dem Unwetter eine kleine Brücke. „Es zeigt eindrucksvoll, welche Gewalt da hinter steckte“, sagt Dirk Röding zum Unwetter, das in Nachrodt-Wiblingwerde Schäden von etwa acht Millionen Euro angerichtet hat. Der Asphalt sieht wie abgeschnitten aus.
Nicht einmal zu Fuß kommt man hier weiter. Der Bach soll nun verrohrt, der Krater verfüllt werden: eine Hilfsmaßnahme. Langfristig soll eine neue Brücke gebaut werden.
Apropos Brücke: Vier Brücken über den Nahmer Bach sind beschädigt: die erste auf dem Weg zur Brenscheider Mühle links Richtung Ölmühle. Ein Statiker hat sie begutachtet. Sie darf nicht mehr belastet werden, ist nicht mehr zu retten. Der Bach soll auch dort verrohrt werden, bis eine neue Brücke angegangen werden kann.
Hinter der Brücke beginnt Schalksmühle, eine Brücke weiter ist man dann wieder in Nachrodt-Wiblingwerde. Dieses Bauwerk hat das Unwetter überlebt. Allerdings ist ein 10-KV-Kabel freigespült worden, so dass die Brenscheider Mühe eine Weile mit einem Strom-Aggregat versorgt werden musste.
Hinter der Brenscheider Kornmühle ist die Brücke, die im Jahr 2000 gebaut wurde, noch intakt. Ein Dilemma ist aber, dass die riesigen Randsteine weggespült wurden, so dass die Sorge um die daneben liegende Kleinkläranlage groß war. „Es wird gefährlich, wenn das freigespült wird. Hier war die Priorität entsprechend hoch“, sagt Dirk Röding.
Da alle Brücken zur Hälfte der Gemeinde Schalksmühe gehören, ist der Bauamtsleiter froh, dass sich die Bauverwaltung der Nachbarn kümmert. Schalksmühle ist nicht so schlimm vom Unwetter getroffen worden und hat in diesem Fall die Firma Daßler beauftragt, die riesige Quadersteine zur Sicherung anbringt.