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Es gibt vielleicht Superman, aber nicht den Superbaum

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Förster Christof Schäfer zeigte den Landfrauen anhand einer Karte, wo es überall Fichtenbestände in der Gemeinde gab.
Förster Christof Schäfer zeigte den Landfrauen anhand einer Karte, wo es überall Fichtenbestände in der Gemeinde gab. © fischer-bolz

„Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde“, soll der Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques Rousseau gesagt haben. Mittlerweile weiß jeder, wie gefährdet all dies ist. Doch die Verantwortlichen bemühen sich sehr, den Wald zu retten.

Nachrodt-Wiblingwerde – Welche Rettungsmaßnahmen gestartet sind, erfuhren die Landfrauen in Wiblingwerde von Förster Christof Schäfer in der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“. Natürlich ging es um die Ist-Situation. Doch Christof Schäfer, seit 22 Jahren Revierförster der Gemeinde, nahm die interessierten Landfrauen auch mit auf eine Reise in die Vergangenheit und erklärte, warum es in Nachrodt-Wiblingwerde so viele Fichten gab. „Die Fichte existiert ungefähr seit 200 Jahren hier“, so der Förster. Früher gab es eine große Nutzung des Waldes. Holzkohle wurde hergestellt, der Energiebedarf der heimischen Industrie war immens. Irgendwann waren die Böden kaum noch ertragreich. Ein Förster aus dem Wittgensteiner Raum wusste, dass die Fichte wenig Nährstoffe benötigt, und pflanzte sie an. Der Baum ließ sich auch leicht verjüngen, genoss die häufigen Niederschläge von 1200 bis 1300 Millimetern im Jahr und wuchs prächtig. Doch die letzten Jahre waren sehr warm und niederschlagsarm.

Ideale Brutstätte

„Wir haben jetzt deutlich unter 1000 Millimeter Niederschlag“, so Christof Schäfer. Das setzte der Fichte zu und sie wurde anfällig für die Borkenkäfer. „Dadurch, dass wir viel Fichte hatten, war es eine ideale Brutstätte für die Borkenkäfer“. Die Käfer gab es früher auch, aber sie hatten gegen den Harzausfluss der Fichte keine Chance. Das änderte sich schlagartig. Heute ist der Baum verschwunden. Dort, wo es 400 bis 500 Hektar Fichtenwald in der Doppelgemeinde gab, blickt man auf Kahlflächen. Ausrotten konnte man den Käfer übrigens nicht. „Wenn man da mit der Chemie losgelegen würde, würde man auch die ganzen Nützlinge treffen.“ Häufig hörte der Förster auch den Vorwurf, warum man nicht mithilfe eines Hubschraubers alle Fichtenbestände besprüht hätte. „Es hätte gar nicht so viel Gift gegeben, man hätte viele Lebewesen mit getötet und das Gift wäre auch in den Kronen hängen geblieben und nicht zum Stamm vorgedrungen, wo die Käfer waren.“

„Es gibt nicht den Superbaum“

Ein bisschen Fichte wird auch zukünftig erhalten bleiben, aber das meiste ist weg. „Wir haben teilweise, dort, wo Brombeere wächst, auch wieder Fichte gepflanzt“, berichte der Förster. Ansonsten setzt man auf Vielfalt, auf klimastabile Baumarten, „allerdings sind sie sehr empfindlich. Sie müssen wesentlich sorgfältiger als die Fichte gepflanzt werden. Die Fichte musste man nur richtig herum in den Boden stecken, dann wuchs sie.“ Bei den Nadelbäumen setzt man nun auf Küstentanne, Douglasie und Weißtanne, die sehr wurzelempfindlich sind. Die Wurzeln trocknen sehr schnell aus. Die Küstentanne ist im pazifischen Nordwesten der USA sowie in Kanada (British Columbia) beheimatet. Bei den Laubbäumen werden Buchen, Eichen, die aber besonders verbissanfällig sind, Esskastanien und Baumhasel gepflanzt. „Letztendlich gibt es den Superbaum nicht“, weiß Christof Schäfer. Früher war es eben die Fichte, heute muss man experimentieren. Die Hoffnung vieler, Bäume aus dem mediterranen Raum importieren zu können, scheitere an den Spätfrösten, die Mai, Anfang Juni auftreten. „Dann würden diese Bäume kaputt frieren“, so Christof Schäfer und hofft, dass es die Vielfalt sein wird, die zum Erfolg führen wird. Und natürlich die Naturverjüngung.

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