Die Gefahrenstellen müssen also beseitigt werden. So wird den Bächen mehr Raum gegeben, so werden die großen Schwachstellen erkannt. Eine ganz Besondere ist zum Beispiel an der Helbecke, wo der Bach unter dem Gebäude der Walzwerke und dann unter der B236 in die Lenne fließt. Ab dem Gehweg unter der Bundesstraße bis zur Lenne gibt es eine „Flaschenhals-Situation“, eine extreme Verkleinerung der Durchlässigkeit. Wenn zu viel Wasser ankommt, ist die Lage nicht mehr zu bändigen, „dann fliegen uns wieder die Brocken um die Ohren“, sagt Marc Trappe vom Bauamt. Und das heißt: Sobald als möglich muss und vor allem will man da dran.
Noch ist das Riesen-Vorhaben „Wiederaufbauplan“, das insgesamt 23 347 133 Millionen Euro verschlingen wird, auch noch nicht offiziell vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung genehmigt. Und genau da ist die Crux. Die Zusage der Kostenübernahme muss vorliegen. „Viele Bürger werden ungeduldig, weil sie glauben, dass wir nichts machen. Aber wir haben eine enorme Vorarbeit geleistet, schon viel in diesem Jahr bewegt. Alle wichtigen Waldwirtschaftswege sind von der Feuerwehr mit einem Allradauto befahrbar. Man kommt, vielleicht auch mit Umwegen, zu allen neuralgischen Punkten“, sagt Marc Trappe.
Gemeinsam mit der neuen Bauamtsleiterin Natascha Handschak hat er bis ins Detail die Schäden und die Pläne für die Zukunft im Blick. Herausgepickt werden heute drei „dicke Brocken“: Hallenscheider Weg/Hallenscheid: Die Gewalt des Opperhusener Bachs, der in Höhe des Johannisborns entspringt und unten im Tal in die Lenne mündet, hat eine Verwüstung hinterlassen. Unterhalb des Reiterhofes ist eine Straße weggerissen, es geht metertief bergab. Dort muss massenweise Material hingeschafft, lagenweise eingebaut und verdichtet werden. Der Eickhoff: Das Gebäude muss gesichert werden. Die untere und die obere Zufahrt zum Hof wurden im vergangenen Juli weggespült. Die obere Zufahrt wird nicht wiederhergestellt, dafür wird die untere Zufahrt zu einer richtigen Straße ausgebaut. „Der Gewässerbereich war viel zu klein. Im Endeffekt holen wir die Asphaltbrocken da raus, aber dann bleibt es so, wie es sich der Bach geholt hat“, sagt Marc Trappe.
Es gibt eine hydraulische Berechnung, die „man braucht, um zu erkennen, wie viel Fläche das Gewässer benötigt. Wir haben an zwei Stellen Geröllfänge – eine im Bereich der ehemaligen Fischteiche – geplant, so dass Steine und alles, was sonst noch beim Starkregen mitkommt, dort schon mal hängen bleibt“, sagt Marc Trappe.
Nach Entscheidung des Ministeriums kümmert sich die Gemeinde nun auch um die Waldwege. „Wann fängst Du bei mir an?“, fragen die Waldbesitzer. „Ich kann das auch verstehen, aber es steht in der Wichtigkeit dann doch hinter Gebäuden und Straßen“, so Marc Trappe. Allein 20 Projekte rund um Waldwirtschaftswege sind im Wiederaufbauplan vermerkt.
Die Becke: Wasserwirtschaftlich und wasserökologisch ist es grundsätzlich wichtig, dass man ein Gewässer nicht verrohrt. In der Becke ist aber eine Verrohrung, die „knitterkaputt“ ist und erneuert und entsprechend dimensioniert wird. „Es gibt keine andere Möglichkeit“, sagt Marc Trappe, sonst wäre die Gefahr für das Gebäude in der Tallage zu groß.
Mit Abgabe des Wiederaufbauplans ist der Deckel drauf. Nach 18 Monaten darf man nachjustieren. Marc Trappe als auch Natascha Handschak sind sich sicher, dass das Ende der Fahnenstange vielleicht noch nicht erreicht ist. „Ich bin nach dem Unwetter an Stellen gekommen, wo ich bisher noch nicht war. Und man weiß nicht, ob nicht doch noch Weiteres zum Vorschein kommt“, sagt Marc Trappe. Fünf Jahre sind für den Aufbauplan vorgesehen. Doch niemand kann voraussagen, wie lange die Umsetzung aller Vorhaben wirklich dauern wird. Starkregen, eine so schlimme Flutkatastrophe wie vor einem Jahr, darf so schnell nicht wiederkommen. Marc Trappe: „Jetzt ist man aber so geimpft, so dass man bei einer entsprechenden Starkregenvorhersage den Bauhof in Bereitschaft setzt, um vielleicht noch was zu retten.“