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Ein Baum, vier Platten, vier Röhren

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Klaus-Dieter Jacobsen und Sandra Schnell an den neuen Stelen auf dem katholischen Friedhof in Einsal.
Klaus-Dieter Jacobsen und Sandra Schnell an den neuen Stelen auf dem katholischen Friedhof in Einsal. © Fischer-Bolz, Susanne

Wer beschäftigt sich schon gern mit seiner eigenen Beerdigung? Es ist doch ein mulmiges Gefühl, oder? Obwohl: Vielleicht ist es auch beruhigend, wenn man sich den Ort aussuchen kann. Auf dem katholischen Friedhof in Einsal gibt es ganz neue Bestattungsmöglichkeiten.

Nachrodt-Wiblingwerde – „Der Tod geht mich eigentlich nichts an. Denn wenn er ist, bin ich nicht mehr, und so lange ich bin, ist er nicht“, soll der griechische Philosoph Epikur gesagt haben. Heute würde er, geboren 341 vor Christus, sich wundern, wie viele Menschen sich sehr wohl mit ihrem Tod auseinandersetzen und wissen wollen, wo sie denn beigesetzt werden und oft sogar bis zu den Liedern bei der Beerdigung alles bis ins Detail planen. Für Klaus-Dieter Jacobsen vom Kirchenvorstand von St. Matthäus und der Pfarrbeauftragten Sandra Schnell ist das wenig überraschend. Der Tod, so sagen die beiden, gehöre eben zum Leben dazu. Und so ist auch ein Besuch auf dem katholischen Friedhof in Einsal selbst bei trübem Wetter selbstverständlich. Dort gibt es nämlich Neuigkeiten.

Urnenwürfel

Es gibt weitere Stelen auf dem Friedhof, Urnenwürfel sozusagen. Sie sind nanobeschichtet und ganz neu im unteren Teil des Friedhofes aufgebaut. Zehn Würfel, in denen jeweils drei Urnen und bis zu vier Aschekapseln passen. Diese neuen Stelen gehören zu den vielen bekannten Bestattungsangeboten in Einsal, wo es Wiesenreihengräber (Feld A, oben links) , Urnenreihengräber (unterhalb der Kapelle), Urnengemeinschaftsfelder (im zentralen Bereich des Friedhofs), Wahlgräber (zukünftig nur in Feld B) und die Stelen-Columbarien neben den beerdigten Pastören gibt.

Erdröhren

Ein ganz neues Angebot neben den weiteren Stelen ist nun ein Erdröhrenbestattungssystem, auf das man direkt aus den Fenstern der Kapelle blickt. Ein kleiner Baum, vier Platten. Mehr ist zunächst nicht zu erkennen. Unter jeder der vier Platten ist ein Rohr, etwa ein Meter tief in der Erde. Bei einer Beerdigung wird die jeweilige Platte angehoben, „die Urne kommt hinein, wie in ein Erdgrab, nur haben wir keine Erdarbeiten mehr“, sagt Klaus-Dieter Jacobsen und ergänzt: „Wir schauen, wie das angenommen wird. Das müssen wir auch noch in unsere Friedhofssatzung und Gebührensatzung einarbeiten.“ Die großen Friedhöfe in der Umgebung hätten ähnliche Systeme. Übrigens: Im Erdröhrenbestattungssystem passen jeweils zwei Urnen übereinander hinein, für Ehepartner beispielsweise. Die Platten werden sodann mit den Namen der Verstorbenen versehen. Anonyme Bestattungen gibt es auf katholischen Friedhöfen nie. Möglich wäre auch eine Erweiterung des Röhrensystems.

Mehr Katholiken kümmern sich

„Der Vorteil ist, dass die Angehörigen keine Arbeit damit haben, es aber trotzdem einen Ort gibt, an dem man mal eine Kerze hinstellen kann“, sagt Sandra Schnell. Denn es ist genau dies: Bei der Wahl einer Grabstätte muss überlegt werden, wie pflegeintensiv das Grab werden soll. Haben die Angehörigen die Zeit, sich darum zu kümmern? Wollen sie das? Wohnen sie weit weg? Viele Menschen möchten ihren Kindern die Kosten und die Pflege ersparen, kümmern sich deshalb zu Lebzeiten um eine Vorsorge. „Interessanterweise kümmern sich mehr Katholiken als andere bei der Bestattungsvorsorge. Vielleicht, weil wir ein anderes Verhältnis zum Tod haben“, vermutet Klaus-Dieter Jacobsen.

Kirchenbänke aus St. Josef für die Kapelle?

Unterdessen gibt es auch Überlegungen für die Kapelle selbst. Können vielleicht die Kirchenbänke von St. Josef dort genutzt werden? Im Moment gibt es Stühle. „Der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat müssen überlegen, was man aus St. Josef hierhin bringt“, sagt Sandra Schnell. Die Orgel jedoch dürfte zu groß sein. Die Michaelskapelle soll auf jeden Fall aufgewertet werden. Wie berichtet, kauft die Gemeinde der Lennekirche die Kirche St. Josef und das Vereinshaus. Das Feedback zum Verkauf ist unterschiedlich. Sandra Schnell: „Leute aus Nachrodt finden das wohl nicht so toll. Sie hätten alle lieber die Kirche behalten. Aber das geht ja leider nicht.“

So sieht es aus, das Erdröhrenbestattungssystem auf dem Friedhof in Einsal.
So sieht es aus, das Erdröhrenbestattungssystem auf dem Friedhof in Einsal. © Fischer-Bolz, Susanne

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