Gemeindesportverband: Kaum jemand möchte sich engagieren

Der Prozess ist auf jeden Fall nicht unterbrochen“, war das vorsichtige Fazit von Günther Nülle, Vorsitzender des Kreissportbundes, am Ende der 80-minütigen Zusammenkunft.
Nachrodt-Wiblingwerde – Zum zweiten Mal hatten sich Vertreter der örtlichen Vereine an einen Tisch gesetzt, um am Montagabend darüber zu beraten, ob sie abermals einen Gemeindesportverband (GSV) gründen sollten, nachdem ein solcher in den zurückliegenden Jahren bereits zwei Mal aufgelöst worden war.
Mitte Januar waren schon einmal 16 Interessierte im Vereinsheim der SpVgg Nachrodt am Holensiepen der Frage nachgegangen, ob es in Zukunft die festen Strukturen eines Gemeindesportverbandes braucht, oder ob sie sich stattdessen lieber regelmäßig in zwangloser Runde austauschen sollen. Uwe Perlowsky, bis vor acht Jahren Vorsitzender des bisher letzten GSV in Nachrodt-Wiblingwerde, plädierte dabei für das offizielle Gremium.
Das tat auch Annegret Klatt, Vorsitzende des Sportausschusses, die seinerzeit den Auftrag erhielt, zur zweiten Vorbesprechung die Mitglieder ihres Ausschusses mitzubringen. Am Montag nun teilte Klatt den nur noch elf Interessierten mit, dass die Ausschussmitglieder gesagt hätten, sie wollten sich aus der Diskussion heraushalten und neutral bleiben. „Man kann es sich auch einfach machen“, kommentierte das ein Sportvereinsvertreter lakonisch.
Klatt indes schränkte ein: „Die CDU-Vertreterin Iris Krutz allerdings wäre bereit, in einem Gemeindesportverband mitzuarbeiten.“ Diese sei allerdings am Montag nur verhindert gewesen. Die Vertreter der anwesenden Vereine griffen den Namen allerdings beherzt auf. Krutz könne doch diejenige sein, die die Vereine aus Nachrodt und Wiblingwerde regelmäßig zu einem zwanglosen Austausch einlade – diejenige, die eine Tagesordnung erstelle für solche Treffen und die die Fäden in den Händen hielte, hieß es.
Kreissportbund-Vorsitzender Nülle erwärmte sich für diese Idee. Keinesfalls müsse die Politik Distanz zu einem GSV halten. So sei beispielsweise Thorsten Schick als Vorsitzender des Stadtsportverbandes Iserlohn zugleich Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf.
Alternativ, so überlegte Perlowsky, könne ja ein Vertreter der Stadtverwaltung einem GSV vorstehen und somit „die Klammer zwischen den einzelnen Vereinen bilden und zugleich das Sprachrohr in Richtung Gemeinde sein“. Anders als bei der ersten Beratung zu diesem Themenkomplex war dieses Mal Bürgermeisterin Birgit Tupat nicht zugegen.
Die Frage kam auf, welchen Sinn denn ein GSV überhaupt habe? Der erfahrene Perlowsky skizzierte: „Wir sorgen uns darum: Wird es nach dem Abriss der Lennehalle überhaupt eine neue Halle geben? Und wenn ja: Wie soll diese neue Halle dann aussehen?“ Darauf entgegnete Jens Grote, Vorsitzender des TuS Wiblingwerde: „Wenn einer von uns sich nun in seiner Freizeit auch noch um die Probleme der Nachrodter Vereine kümmern soll, dann sagt der mir doch: ,Na, vielen Dank auch, ich hab’ auch so genug zu tun.’“
Nülle hakte an dieser Stelle ein, sprach von Synergien, die ein GSV erzeugen könne, um die Arbeit der einzelnen Vereine zu entlasten und versprach: „Der Kreissportbund würde euch auch Starthilfe geben.“ Er ergänzte: „Und man muss der Politik doch auch helfen, einen Ansprechpartner zu haben.“ Günther Nülle argumentierte weiter: „Der Verband wird dann ja auch eher gehört, als ein Vertreter nur eines einzelnen Vereins.“
Doch Fazit blieb weiterhin, dass es an Personen mangelt, die bereit wären, sich einzubringen. Einladerin Klatt berichtete, sie habe neben der Politikerin Krutz noch zwei weitere Namen auf dem Zettel stehen, doch seien diese Mitglieder kleinerer Vereine. Gerade aus Reihen der SpVgg Nachrodt und des TuS Nachrodt stünde ihres Wissens nach niemand parat, der Verantwortung übernehmen wolle.
Am Ende des Abends stand die Verabredung, sich zwischen den Oster- und den Sommerferien abermals zu einem Vorgespräch zu treffen. Bis dahin hätten die Sportvereine aus Wiblingwerde und Nachrodt ihre Jahreshauptversammlungen durchgeführt. Und bei genau diesen Anlässen könne erneut für die Idee eines GSV geworben werden.