In einer mittelständischen Firma in Hagen wurde die Reißleine gezogen und ein langes Wochenende für alle verordnet, nachdem beim Testen ein Mitarbeiter nach dem nächsten positiv getestet wurde. „Es ist tatsächlich etwas, was uns permanent bedroht“, sagt Dr. Bodo Reinke, Geschäftsführer der Walzwerke Einsal.
Das liege an Corona, aber auch an anderen Faktoren. „Vieles ist in den letzten Monaten schwieriger geworden.“ Im Moment sind nur eine Handvoll Mitarbeiter erkrankt. „Entgegen der landesweiten Zahlen. Eigentlich sind es mehr die Quarantänefälle, die uns zu schaffen machen, nicht die eigentlichen Coronafälle“, so Bodo Reinke. Dabei gebe es zwei Varianten: Die Kinder sind infiziert und die Eltern Kontaktpersonen, die sich um die Kinder kümmern, und solche, die sich in der Familie anstecken und dann auch infiziert sind.
Die Produktion bei den Walzwerken läuft unterdessen im Normalbetrieb. Im vergangenen Jahr hatte man schon mal in einzelnen Abteilungen eine Schicht ausfallen lassen, „aktuell muss man das nicht machen“, sagt Bodo Reinke. Durch den Druck der vergangenen Monate hätten sich viele Mitarbeiter noch impfen lassen. Tests werden täglich vor Arbeitsbeginn im Unternehmen angeboten.
Die Angst vor dem Schnelltest hätte sich auch längst gelegt. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, mit Corona zu leben. Und es ist für uns nicht vorstellbar, dass wir jedes Mal ganze Abteilungen als Vorsichtsmaßnahme lahmlegen“, meint der Geschäftsführer, der bis heute selbst von einer Infizierung verschont geblieben ist. „Es gehört auch ein bisschen Glück dazu, Vernunft und Disziplin“, so Bodo Reinke.
Mit Blick auf europäische Lieferketten ist er froh, dass eben diese gut funktionieren. „Diejenigen, die auf internationale Wirtschaftsketten, sprich aus Asien, hoffen, die haben Probleme. Wenn man darauf angewiesen ist, dass Container aus China für irgendwelche Vormaterialien kommen und keine Transporte stattfinden, dann bricht einiges zusammen. Wir sind stark nach Deutschland und Europa orientiert.“
Bei der Aluminium GmbH Nachrodt (AGN) steigen seit vergangener Woche die Corona-Fälle. „Die Ansteckungen kommen momentan ausschließlich aus dem privaten Bereich. Gleichzeitig sind Mitarbeiter in Quarantäne, deren Familienmitglieder positiv getestet wurden“, sagt Marc Flüshöh, Leiter des Qualitätsmanagements und Prokurist bei AGN. Die Produktion aufrechtzuhalten, sei nicht einfach, aber momentan noch gelungen.
„Auch bei anderen Firmen kommt es zu Ausfällen und Verzögerungen der Fertigstellung von beauftragten Arbeiten. So mussten jetzt aktuell die Renovierungsarbeiten in den Bürogebäuden unterbrochen werden wegen eines positiven Corona-Falls eines Mitarbeiters und Quarantäne.“
In einer kleinen Firma wie Fischer Sanitär in Nachrodt könnten Corona-Erkrankungen den Betrieb von heute auf morgen komplett lahmlegen. Vier Gesellen und zwei Lehrlinge gehören zum Team. Doch das Glück hält: Zwei Mitarbeiter erkrankten im vergangenen Jahr, seitdem gibt es keine Covid-19-Fälle. „Trotzdem können wir die Kundschaft schon lange nicht mehr befriedigen, weil uns einfach die Leute fehlen“, sagt Bernd Fischer, der sofort weitere Mitarbeiter für den Wartungsbereich im Heizungsbau sowie für den Bäderbau und Altbausanierung einstellen könnte – wenn er sie denn finden würde.
Bernd Fischer hofft, dass die Spitze des Corona-Berges Mitte Februar erreicht ist und verschiedene Schutzmaßnahmen gelockert werden können. Die Mehrkosten für das Testen und die Masken machen dem Unternehmen zu schaffen.
Man könnte vermuten, dass auch am Berufskolleg für Technik mit 2400 Schülern so langsam gar nichts mehr geht. Doch tatsächlich ist es anders, wie Schulleiter Matthias Lohmann, Ratsherr in Nachrodt-Wiblingwerde, erzählt. Vor Weihnachten wurden 17 Schüler positiv getestet, vergangene Woche waren es fünf.
Wie viele Erkrankungen nach Bürger- oder Selbsttests aufgefallen sind, weiß er nicht. „Bei Krankschreibungen wissen wir ja nicht, ob es wegen Omikron ist, oder weil sich derjenige einen Fuß gebrochen hat.“ Warum die Schule bislang glimpflich durch die Pandemie kommt und im Moment auch nur zwei Lehrer in Quarantäne sind, kann sich Matthias Lohmann nur so erklären: „Wir haben ein sehr enges Korsett von Hygienemaßnahmen. Und es ist sicher auch Glück dabei.“