Ärger mit dem Staat: Bürgerbusverein wartet noch auf Ausgleichszahlungen

Ein Anstieg der Fahrgastzahlen um 178 Prozent bei den Kindern und 86 Prozent bei den Erwachsenen wäre für den Bürgerbusverein in Nachrodt-Wiblingwerde unter normalen Umständen ein gigantischer Erfolg.
Nachrodt-Wiblingwerde – Aber er relativiert sich schnell, wenn man bedenkt, dass das Vergleichsjahr 2021 ein Corona-Jahr war mit allen Einschränkungen, die dazu gehörten. Unter anderem musste auch der Bürgerbus den Betrieb für längere Zeit einstellen.
Dennoch fiel der Bericht von Geschäftsführer Rolf Schulze auf der Jahreshauptversammlung des Vereins positiv aus: „Wir haben die Zahlen von 2019, also der Zeit vor der Pandemie, fast wieder erreicht.“
Mehr als 30.000 Kilometer zurückgelegt
An 253 Tagen waren die 16 Fahrer des Bürgerbusses im vergangenen Jahr unterwegs. 30 174 Kilometer sind sie gefahren, mit 6197 Personen an Bord. Etwas mehr als ein Drittel waren Kinder, 818 Fahrgäste hatten einen Schwerbehindertenausweis. Die Einnahmen durch die Fahrten allein reichen nicht aus, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, vor allem, nachdem der Dieselpreis so gestiegen ist. Neben der Unterstützung vom Land, Spenden und Werbung zähle da vor allem eins, betonte der Erste Vorsitzende Dieter Nölke: das große ehrenamtliche Engagement der 80 Mitglieder und vor allem des Fahrerteams.
Mit den 16 Fahrern sei man für die regelmäßigen Touren gut aufgestellt, sagte Geschäftsführer Schulze: „Aber mit Blick auf die Altersstruktur müssen wir uns weiter um neue Fahrer bemühen.“
Gabi Pischke tritt kürzer
Bemühen musste sich der Vorstand auch um einen neuen Kassenwart, denn Gabi Pischke zog sich aus dem Amt zurück. Neun Jahre lang hat sie die Gelder des Vereins verwaltet, noch deutlich länger ist sie mit der Buchhaltung beschäftigt und sie gehört zum Fahrerteam. „Da möchte ich jetzt doch einmal kürzer treten“, meinte sie. Mit Jürgen Röthing ist bereits ein kompetenter Nachfolger gefunden. Er war bei der Jahreshauptversammlung verhindert, hatte aber schon vorher seine Bereitschaft erklärt und wurde in Abwesenheit zum neuen Kassenwart des Bürgerbusvereins gewählt.
Er übernimmt nicht nur die laut Kassenprüfer sehr gut geführten Bücher, sondern auch den Ärger, der mitunter mit der Aufgabe verbunden ist. Die Unterstützung vom Staat komme nur sehr schleppend, berichtete Pischke. Noch immer warte man auf die Ausgleichszahlungen für das 9 Euro-Ticket. Angesichts dieser Erfahrung ist man beim Bürgerbusverein gar nicht so scharf auf das 49-Euro-Ticket, das seit Monatsbeginn auch im Bürgerbus gilt.
Konzept „Bürger fahren für Bürger“ funktioniert
Davon wollen sich die Mitglieder des Vereins aber nicht entmutigen lassen. „Insgesamt sieht alles recht positiv aus“, zog der Erste Vorsitzende Nölke Bilanz, und man setze weiter auf das Konzept „Bürger fahren für Bürger.“