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Die nächste Brückensperrung: Nachrodter sind verärgert

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Gesperrt ist die Brücke zum alten Bahnhof, die Absperrungen liegen schon wieder daneben.
Gesperrt ist die Brücke zum alten Bahnhof, die Absperrungen liegen schon wieder daneben. © fischer-bolz

„Brücken sind auch nur eine Übergangslösung“, witzelt der Volksmund. Doch das Lachen bleibt jedem mittlerweile im Halse stecken. Allerorts sind die Bauwerke hinüber: in Nachrodt jetzt auch noch die kleine, alte Bahnhofsbrücke. Viele Bürger sind darüber stinksauer.

Nachrodt-Wiblingwerde – Die auf vier Pfeilern stehende Brücke wurde 1899 aus Sandsteinquadermauerwerk erbaut und besitzt fünf Segmentbögen mit verputzten Untersichten. Sie steht unter Denkmalschutz, war längst nur noch für Fußgänger und Radfahrer freigegeben, wurde 1994 saniert und ist jetzt gesperrt. Denn die Randkappen auf der Brücke driften nach außen. „Ich habe die Befürchtung, dass das Geländer kippen könnte“, sagt Bauingenieurin Simone Groß. Die Mängel seien so gravierend, dass sie die Sicherheit nicht mehr garantieren könne. Bis zum Prüftermin durch einen Brückenexperten bleibt die Brücke daher gesperrt. Übrigens: Nicht nur die Randkappen bereiten Sorge. Regenwasser durchdringt schon lange in das Bauwerk. Eiszapfen unter den Bögen sprechen Bände davon. Dennoch stößt die Sperrung bei vielen Bürgern auf Unverständnis. Von Nachrodt als „Bananendorf“ ist die Rede.

Bauingenieurin Simone Groß.
Bauingenieurin Simone Groß. © Fischer-Bolz, Susanne

„Das ist doch richtig krank. Was soll denn an der selbsttragenden Konstruktion ohne Last zusammenbrechen? Ruf mal einer bei den Inkas an, die können das“, sagt Helmut Kruse. „Ich wusste gar nicht, dass Fußgänger so schwer sind“, meint Markus Winterhoff und auch Karsten Roth reagiert mit augenzwinkerndem Sarkasmus: „Wenn jetzt eine Ampel aufgestellt würde, um so zu verhindern, dass sich zwei zehn Tonnen schwere Menschen an einem Punkt gleichzeitig begegnen, würde das helfen?“ Und was würden denn jetzt die Radfahrer machen, „die das tolle Dorf mit den unglaublichen Sehenswürdigkeiten (Amtshaus Containerstadt, dem wundervollen Dorfplatz mit den tollen Sitzgelegenheiten, die Lennehalle, die lächerliche Baustellenampel) beradeln wollen? Müssen diese armen Radfahrenden nun tatsächlich den gefährlichen Weg über die nach wie vor ohne Mittelstreifen und schlecht angelegte B236 fahren?“

Absperrungen liegen daneben

Müssen sie wohl, denn die Brücke vom alten Bahnhof ist mit Absperrbaken versehen. Diese sind allerdings umgefallen oder umgeworfen worden. „Schon wieder?“, fragt Simone Groß und findet dies ebenso wenig lustig wie die Kommentare in den sozialen Medien: „Die Sperrung hat ja nichts mit dem Gewicht der Spaziergänger und Radfahrer zu tun, sondern mit der Gefahr, dass das Geländer kippen könnte“, sagt Simone Groß. Fußgänger und Radfahrer nutzten die Verbindung zwischen Klingestraße und altem Bahnhof gern, um die Bundesstraße zu umgehen. Und nach AK-Informationen machen sie das auch weiterhin trotz Sperrung.
Fakt ist: Im Rahmen der Hauptuntersuchung werden nun alle gemeindeeigenen Brücken überprüft, natürlich auch die alte Bahnhofsbrücke. Das wird zeitnah passieren. Der Brückenprüfer wird zunächst die Brücke bei den Walzwerken in Augenschein nehmen und dann entscheiden, mit welchen Gerätschaften die Bahnhofsbrücke untersucht werden kann. Denn ob schweres Gerät auf die alte Brücke darf, steht noch nicht fest. Für zwei Brücken muss das Wasser des Obergrabens abgelassen werden. Die Untersuchungsergebnisse werden dann mit denjenigen von vor sechs Jahren verglichen, um zu sehen, ob sich der Zustand verschlechtert hat.
Unterdessen glauben viele Nachrodter, dass „die Lage immer verrückter wird“ und haben ebenso „verrückte“ Vorschläge parat, wie Helmut Kruse: „Anstauen und ein Naherholungsgebiet für Nachrodt und Lasbeck mit See gestalten. Siggi Müller hat auch noch genug Steine von der Felswand rumliegen. Die Brücke wird noch in 100 Jahren stehen.“

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