Die normalen Ankerlöcher sind 90 Millimeter im Durchmesser, die Sprenglöcher sind viel kleiner, nämlich 57 Millimeter. Blaue Rohre werden in die Löcher gebracht, um zu verhindern, dass diese wieder zufallen. Zudem nutzt der Sprengmeister die Rohre, um die Löcher mit Sprengstoff zu füllen. Für die erste Sprengung an der B236 hatte die Firma Reisch Sprengtechnik im Vorfeld die Anordnung der Sprenglöcher noch selbst eingezeichnet, jetzt machen es die Bauarbeiter der Firma Feldhaus selbst: Die Löcher der ersten Bohrreihe, die von unten betrachtet in einer Höhe von etwa vier Metern beginnt, sind immer 70 Zentimeter auseinander, alle weiteren Reihen sind ein Meter nach vorne gesetzt und ein Meter im Abstand. Für die letzte Sprengung werden es drei Reihen werden.
Bei den vier bisherigen Sprengungen ist das Gestein heruntergefallen, was auch fallen sollte. Und natürlich kommen auch für die letzte Großoffensive wieder Schutzmatten vor die Sprenglöcher, damit kein Gestein unwillkürlich durch die Gegend fliegen kann.
An heißen Sommertagen ist die Arbeit am Fels besonders kräftezehrend für die Arbeiter. Für die 70 Bohrlöcher werden etwa vier Tage benötigt. Gleichzeitig werden Spritzbeton-Arbeiten durchgeführt. Laut Plan gibt es eine 150-Meter-Linie mit Spritzbeton, der Rest wird mit Netzen gesichert. Der Spritzbeton, der im Endeffekt etwas kahl anmutet, ist im oberen Bereich der Felswand notwendig, da das Material so kleinteilig ist, dass es durch das Netz durchfallen könnte. Knapp an die 400 Kubikmeter Spritzbeton wird verarbeitet. Es hält bombenfest, aber da wächst nichts mehr. Mit den Jahren könnte Efeu von oben herunterragen. Im besten Fall.
Und so werden sich die Bürger mitten in der schönen Landschaft der Doppelgemeinde an den „nackten Felsen“ etwas gewöhnen müssen. „Da muss man sich fragen, was man will. Will man Sicherheit oder Schönheit“, schmunzelt Thomas Kremer, der fast seit Beginn der Großbaustelle in Nachrodt ist. Er findet sie spannend. „Hier kommt alles, was wir aus der Technik anwenden, zusammen“, sagt der Polier. Nach Abschluss der Arbeiten geht es für ihn nach Lüdenscheid, wo Fundamente für eine Hochspannungstrasse gebaut werden.
Nach der letzten Sprengung kommt der hauseigene Vermesser der Firma Feldhaus nach Nachrodt. Ein komplettes Aufmaß wird dann auch mithilfe einer Drohne gemacht. Und natürlich wird auch die B236, die in den letzten Monaten arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, repariert, genauer: Auf 150 Meter wird der Asphalt abgefräst und eine neue Decke gezogen. Auch der Fußweg muss wieder hergestellt, beschädigte Leitplanken ausgetauscht werden. „Der Plan ist, dass wir Ende Juli hier weg sind“, sagt Thomas Kremer.