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Mit Geldern aus Nachrodt: Ein Auto für die zweite Linie an der Front

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Von: Susanne Fischer-Bolz

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Olha Melnyk (rechts) ist jetzt aus der Ukraine nach Nachrodt geflüchtet. Sie ist mit Valentina Rodzaivska (Mitte) und Anna Mukomela (links) befreundet.
Olha Melnyk (rechts) ist jetzt aus der Ukraine nach Nachrodt geflüchtet. Sie ist mit Valentina Rodzaivska (Mitte) und Anna Mukomela (links) befreundet. © Fischer-Bolz, Susanne

Als Valentina Rodzaivska gerade im Flüchtlingscafé die Auswahl an selbst gemachten Torten bewundert, klingelt ihr Handy. Ihr Mann ist per Whatsapp-Video an der Strippe, im Kampfanzug. Valentina sucht sich ein stilles Plätzchen, denn sie kann gute Nachrichten in die Ukraine schicken.

Nachrodt-Wiblingwerde – Bei der großen Spendenaktion, die sie ins Leben gerufen hat, sind 2500 Euro zusammengekommen. Davon soll nun ein Auto gekauft werden, das der Vater von Valentina zur „Brigade bringen möchte“, wie die junge Ukrainerin erzählt. In zweiter Linie an der Front sei dringend ein weiteres Fahrzeug mit Allrad nötig, das „die Kämpfer von A nach B transportiert“. Valentina Rodzaivska ist dankbar: „Viele, viele Leute haben fünf oder zehn Euro gegeben, um uns zu helfen.“ Mit dem Jobcenter habe es viele Verhandlungen gegeben, damit ein eigenes Konto für die Spenden eingerichtet werden konnte. „Es ist ja keine Standard-Situation“, versteht sie, dass alles gut überlegt und abgesegnet werden muss. Jetzt habe man genug zusammen, um ein Fahrzeug in Deutschland zu kaufen und in die Ukraine bringen zu können.

Füreinander da sein: Die Mitarbeiterinnen des Begegnungscafés kümmern sich um Ukrainer und Flüchtlinge aus anderen Ländern gleichermaßen.
Füreinander da sein: Die Mitarbeiterinnen des Begegnungscafés kümmern sich um Ukrainer und Flüchtlinge aus anderen Ländern gleichermaßen. © Fischer-Bolz, Susanne

Hilfstransport im vergangenen Jahr

Hilfe für ukrainische Soldaten und für verletzte Zivilisten hatte Valentina Rodzaivska mit ihrer Schwester Anna Mukomela bereits im vergangenen Jahr organisiert, als sie einen Hilfstransport mit Medikamenten und Hygieneartikeln auf die Reise schickte. Jetzt also das Auto, das aber erst einmal für den Preis gefunden werden muss und dass den „robusten Anforderungen“ gerecht wird. Unterdessen ist eine Freundin aus der Ukraine in Nachrodt eingetroffen. Es ist Olha Melnyk, die mit ihren beiden Kindern geflüchtet ist. Sie ist mit Anna Mukomela befreundet. „Wir haben uns auf einem Spielplatz in Kiew kennengelernt, als unsere Kinder noch ganz klein waren“, erzählt Anna Mukomela und ist froh, das Olha jetzt in Sicherheit ist. „Sie lebte mit dem Gefühl, dass das, was passiert, jetzt normal sein muss. Aber es war nicht normal“, sagt Anna. Olha hat Deutsch in der Schule gelernt und kann sich schon ein wenig verständigen. Und sie versucht, mit einem Übersetzungsprogramm zu erklären, dass ihr Mann nicht so begeistert sei, dass sie sich nach so vielen Monaten des Durchhaltens doch noch für eine Flucht entschieden hat.

Wer baut den buntesten Turm? Für die Kinder gibt es im Begegnungscafé für Flüchtlinge natürlich auch einen Platz zum Spielen.
Wer baut den buntesten Turm? Für die Kinder gibt es im Begegnungscafé für Flüchtlinge natürlich auch einen Platz zum Spielen. © Fischer-Bolz, Susanne

Energie sparen

Das Begegnungscafé für Flüchtlinge, das Elfriede Sickart mit ihrem Team seit vielen Jahren anbietet, wird jetzt einmal im Monat immer montags im Gemeindehaus der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an der Wiblingwerder Straße stattfinden. „Wir wollen und müssen ja Energie sparen. Sonntags ist Gottesdienst, dann sind die Räume montags noch schön warm“, sagt Elfriede Sickart. Sie freut sich, dass nicht nur Flüchtlinge, sondern auch neue Nachrodt-Wibligwerder dabei sind, wie Marlies Stefan, die sich das bunte Treiben gern mal anschauen wollte.

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