Die „Bunte Bude“ Wiblingwerde hat sich gemausert. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert weit über die Gemeindegrenzen hinaus – und die schlimmste Hürde scheint auch genommen: Es gibt jetzt Reach-konforme Farben. Das bedeutet: Nachdem fast alle Tattoofarben verboten wurden, weil die enthaltenen Konservierungs- und Bindemittel im Verdacht stehen, krebserregend oder anderweitig gesundheitsschädlich zu sein, können die Tätowierer nun auf Alternativen umsteigen.
Es war eine große Herausforderung für Tattoo-Studios: Anfang des Jahres mussten sie ihr komplettes Farb-Sortiment erneuern. Nur die Pigmente „Green 15:3“ und „Blue 7“ haben eine Schonfrist bis Januar 2023. Damit das kein Aus für vielfarbige Tattoos bedeutet, haben Hersteller begonnen, Reach-konforme Farben zu produzieren. Diese sind nun im Einsatz. Allerdings ist die Nachfrage so groß, dass es Lieferschwierigkeiten gibt. Und auch wenn Arnd Winkhaus „total zufrieden“ mit den neuen Farben ist, gibt es natürlich noch keine Antwort darauf, wie lange sie halten und wie die Tattoos nach zwei Jahren aussehen. „Ich bin froh, dass ich die Grundfarben habe. Vieles ist nicht verfügbar. Entweder haben einige Leute alles aufgekauft oder der Hersteller kommt nicht hinterher“, sagt Arnd Winkhaus. Er benutzt jetzt die Farben von „I am Ink“ und „Kuro Sumi“. Arnd Winkhaus hat noch nichts Negatives festgestellt. „Die Farben sehen gut aus, lassen sich gut verarbeiten“, so der Wiblingwerder, der bald seinen 50. Geburtstag feiert. Und auch seine Kunden sind zufrieden.
Tätowiert wird, was gefällt. Und da gehen die Geschmäcker weit auseinander, ebenso wie das Alter derjenigen, die in die „Bunte Bude“ kommen. Der älteste Kunde, der sich sein erstes Tattoo stechen ließ, war 85 Jahre und einst Berufssoldat. Er ließ sich das Wappen seiner Einheit auf den Oberarm zaubern. Doch auch Vogelspinnen kommen auf die Haut, Frösche, Schmetterlinge, Sonnenblumen oder ein Buddha und das Krümelmonster. Filigrane Werke sind auch eine Berglandschaft mit einem Fahrrad im Vordergrund oder eine Eule im Wald. „Was der eine super-toll findet, fällt für den anderen unter die Devise: Oh mein Gott“, erzählt Arnd Winkhaus schmunzelnd. Er selbst berät die Kunden auch, die mit einer nicht ausgefeilten Idee kommen, zeichnet Vorschläge. Vor mehr als 20 Jahren hat er die ersten Tattoos gestochen, aber erst vor vier Jahren sein professionelles Studio eröffnet. Und er lehnt auch Wünsche ab: zum Beispiel ein Tattoo in den Augen, was tatsächlich gewünscht war. „Die Chance zu erblinden ist sehr hoch.“