Die wichtigsten Fakten: Die drei Kirchen und die Gemeindehäuser sollen erhalten bleiben. Und im Presbyterium der neuen Kirchengemeinde werden alle gleichberechtigt vertreten sein. Langfristig wird es zwei Pfarrstellen geben. Nicht weniger als vorher soll für die insgesamt 6000 Gemeindemitglieder geboten werden, sondern eher mehr. Nicht, wie bei einer Fusion üblich, gehe es um Einsparungen, sondern um einen zukunftsweisenden Weg. „Sorgen und Bedenken möchten wir natürlich gerne hören“, sagt Pastorin Anke Leuning. „Aber man sollte auf keinen Fall schwarz sehen“, findet Rainer Nowak, der die Frage, ob die großen Zukunftspläne für Wiblingwerde nun ad acta gelegt werden, mit einem klaren Nein beantwortet. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Unterdessen gibt es einigen Unmut, zum Beispiel in Wiblingwerde. Dort hat Presbyter Rainer Nowak „skeptische Post“ bekommen, wie er erzählt. Andere gehen ganz offen mit ihrem Kummer um, wie Erika Renfordt-Atar, die bis zum vergangenen Jahr im Presbyterium war. Sie sagt: In der Kirchengemeinde Wiblingwerde wurden bereits in der Gemeindeversammlung bei Gründung der Regionalgemeinde Bedenken und Sorgen geäußert, die sich bewahrheitet haben: Es fehlt z.B. ein direkter Ansprechpartner, es fehlt eine feste Pfarrstelle, von Seelsorge ganz zu schweigen. Damals wurde versichert, dass die Eigenständigkeit der Kirchengemeinde erhalten bleibt. Was ist mit diesem Versprechen ?
Die Kirche ist keineswegs näher an den Menschen durch solche „Vereinigungen“, sondern entfernt sich immer mehr von den Menschen. Dann muss sie sich nicht wundern, wenn sich die Menschen von der Kirche entfernen. In größeren Städten mag ein Zusammenschluss funktionieren, für eine Dorfgemeinde wie Wiblingwerde ist es schon wegen der Entfernungen und der Infrastruktur ein Desaster.
Das sehen die Pastöre ganz anders. Seelsorge, Gottesdienste, Seniorenarbeit, Verwaltung, Konfirmandenunterricht und viele andere Themen sollen nun angegangen und Schritt für Schritt umgesetzt werden. „Es ist eine Chance. Man kann miteinander viele Dinge machen, die man alleine nicht schafft“, so Pastor Wolfgang Kube. Mit Mut und Hoffnung gehen die Akteure ans Werk und wollen, sobald es die Pandemie zulässt, zu Gemeindeversammlungen einladen. Ziel ist eine moderne Kirche und eine lebendige Gemeinde zu sein und zu bleiben.
Begonnen hatte der Prozess 2019 mit einer gemeinsamen Steuerungsgruppe, die sich Regionalexpress nennt. Sie brachte eine engere Zusammenarbeit der Gemeinden auf den Weg, der nun im Zusammenschluss gipfelt.