Wenn Selfies tödlich enden: Bahn spricht von „absoluter Lebensgefahr“

Auf Bahnanlagen lauern viele Gefahren, die schnell tödlich enden können. Trotzdem werden sie – wie in Altena – immer wieder beispielsweise als Abkürzung illegal betreten. Um davor zu warnen, werden noch bis Mittwoch fast alle Klassen der Sekundarschule Altena/Nachrodt-Wiblingwerde von Vertretern der Deutschen Bahn und der Bundespolizei besucht.
Nachrodt-Wiblingwerde – Die Schülerinnen und Schüler der 5a waren gut im Thema. Klassenlehrerin Kerstin Wehner-Stracke hatte es in den vergangenen Tagen angesprochen. „Das war mir ganz wichtig“, sagte sie im Gespräch mit der Redaktion mit Blick den Unfall in Schwerte. Anfang vergangener Woche war hier ein 13-Jähriger auf einen Güterzug geklettert, auf dem es laut Polizei wohl zu einem Stromschlag gekommen war. Mit schwersten Verletzungen wurde der Junge in eine Spezialklinik gebracht. Kurz darauf folgte die traurige Nachricht: Er überlebte den Unfall nicht.
Auf Züge klettern kann tödlich enden
Wer auf Züge klettere für ein Selfie, begebe sich in „absolute Lebensgefahr“, mahnte Jeff Dahlke, Präventionsbeauftragter der Deutschen Bahn. „Wir müssen die Leitung nicht berühren, damit es zum Stromüberschlag kommt“, sagte er. Ein Abstand von etwa 1,5 Meter reiche aus. Seine Kollegin Dilara Ceviz ergänzte: „Wir bekommen oft mit, dass es zu Unfällen auf Bahnanlagen kommt – und die enden leider meistens tödlich.“
Ein großes Problem: „Viele Menschen sind sich der Gefahren gar nicht bewusst“, sagte Ceviz mit Blick auf die Beobachtung von Fünftklässlern, die von einer älteren Dame berichteten, die am Altenaer Bahnhof über die Gleise ging. Es sei besser, früher aus dem Haus zu gehen und den längeren Weg zu nehmen oder einfach später zu kommen, als sich durch solche Aktionen in Lebensgefahr zu begeben.

Züge können nicht ausweichen
Denn: Moderne Züge höre man nicht, erklärte Dahlke. Und sie könnten weder ausweichen, noch mal eben so abbremsen: Ein Zug, der 100 Kilometer die Stunde fahre, brauche etwa einen Kilometer, um zum Stillstand zu kommen, verdeutlichte der Präventionsbeauftragte und nannte ein weiteres Beispiel: „Ein Zug fährt durchschnittlich 140 km/h – und legt etwa 40 Meter in der Sekunde zurück. Das wird von vielen komplett falsch eingeschätzt.“
Mit einem Film waren die Vertreter von Bahn und Bundespolizei in die Info-Veranstaltung, die es nach und nach in allen Klassen von fünf bis neun gab, eingestiegen. Hierin wurde auch klar gemacht: Es darf nichts auf Gleise gelegt oder auf Züge geworfen werden. Das könne nicht nur Menschen verletzten, sondern auch erheblichen Sachschaden verursachen. Melanie Danzer von der Dortmunder Bundespolizei erklärte, dass die Fünftklässler – weil unter 14 Jahren – zwar noch nicht strafmündig seien, wohl aber ihre Eltern hafteten. Bei Schäden, die schnell sehr hoch seien, könnten hohe Forderungen auf sie zukommen. Konkret könnte das heißen: „Dann gibt es ganz lange kein Taschengeld mehr.“
Ortstermin am Altenaer Bahnhof
Fahrt aufgenommen hatte die Problematik dort spätestens seitdem Busse aufgrund der B236-Brückensperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen im Verlauf der Bahnhofstraße nicht mehr den Bahnhof ansteuern, sondern stattdessen den Markaner. Personen nutzen von dort die neue Fußgängerbrücke, landen dann auf der anderen Seite der Bahngleise vor der Lärmschutzwand, worin sich eine Fluchttür befindet, die dann illegal geöffnet wird und den Weg freimacht über die Schienen.