Jens-Philipp Olschewski fliegt am Sonntag nach Mallorca. Im besten Fall. „Wir werden dreieinhalb Stunden vorher am Flughafen sein“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende, der mit neun Leuten unterwegs ist und mit dem Mietwagen die Schönheiten der Insel erkunden will. Party, Feiern und „Malle-Feeling“ hat er auch schon erlebt, jetzt ist aber eher Erholung angesagt. Auch angesichts der vielen Menschen an den Flughäfen hat er sich vorsichtshalber das vierte Mal impfen lassen.
Erholung, die wünscht sich auch Dr. Christian Schulze, der ebenfalls nach Griechenland fährt – allerdings das erste Mal mit dem Auto. Für die 2200 Kilometer zum Ferienhaus nach Thessaloniki rechnet er mit 30 Stunden Fahrtzeit. „In Griechenland gibt es die nettesten Menschen und das tollste Essen“, findet der ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins. Die Entscheidung für die „Ochsentour“ mit dem Auto ist vor vielen Monaten nicht aufgrund des augenscheinlich nicht zu bewältigen Flughafen-Ansturms gefallen. „Ich bin ja kein Hellseher“, sagt Christian Schulze lachend. Tatsächlich wollte er schon immer die Strecke kennenlernen und es sei auch eine Geldfrage. Wenn man für mehrere Wochen einen Mietwagen buche und gleichzeitig Parkkosten am Flughafen habe, dann rechne es sich schon, mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein.
Wird die Freude an der langersehnten Urlaubsreise eigentlich durch ein schlechtes Umweltgewissen verdorben? Eigentlich nicht. „Ob ich da im Flieger sitze oder nicht, ändert nichts daran, dass der Krieg in der Ukraine allein klimatisch betrachtet ein Rückschritt von zehn Jahren ist“, sagt Gerd Schröder, Fraktionsvorsitzender der SPD. Denn Krieg, Militär und Rüstungsindustrie gehören zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen, Feinstaubbelastungen und Umweltkatastrophen weltweit. Gerd Schröder fliegt trotzdem nicht, ist gerade mit dem Auto in den Urlaub unterwegs – an die Nordseeküste. Ziel: St. Peter Ording und Umgebung. Gerd Schröder freut sich aufs Fahrradfahren und das Erkunden der schönen Landschaft. „Ich bin schon um die halbe Welt geflogen, aber dieses Jahr ist mir nicht danach. Ich finde es gut, in der Region zu bleiben.“
Deutschland-Urlaub: Darauf setzen viele Nachrodter, auch Katrin Bormann. Die Leiterin des Awo-Kindergartens fährt am Samstag für drei Wochen zu einem Bauernhof nach Norddeich. „Da fahren wir schon viele Jahre hin, es ist ein zweites Zuhause, meine Töchter reiten und alle sind sehr zufrieden. Wenn ich mir den Stress am Flughafen vorstelle, wo ich drei Kinder irgendwie bei Laune halten müsste, dann wäre die Erholung bei der Rückreise sofort hinüber“, sagt Katrin Bormann und ist aber allein schon aufgrund der Pandemie lieber noch zurückhaltend mit Reisen in die Ferne.
Die kommen bei Michael Pingel in den Sommermonaten sowie nicht in die Tüte, da er Camping-Fan ist und jedes Jahr ins Allgäu fährt. „Das hat 1980 mit meinen Eltern angefangen“, erzählt Michael Pingel, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst West. Früher hatte die Familie einen festen Stellplatz, seit 2006 ist man mobil unterwegs. „Obwohl wir dort vieles kennen, gibt es immer noch Neues zu entdecken“, erzählt Michael Pingel, der morgens um 10 Uhr gern schon auf dem Fahrrad sitzt. In der dunklen Jahreszeit, im Januar oder Februar, fliegt er allerdings gern nach Andalusien.
Zu tun, was man will, und wann man will, das Ungezwungene: das lieben die Camper besonders. „Wir sind an nichts gebunden und wenn wir keine Lust mehr haben, fahren wir einfach weiter“, sagt Petra Triches zum Wohnmobil-Urlaub. „Wenn man losfährt, beginnt der Urlaub.“ Das gelte nicht nur für das Mobil, sondern auch für den Camping-Urlaub mit dem Wohnwagen. Trotzdem fliegt die UWG-Sprecherin dieses Jahr auch mal aus einem besonderen Grund weg: eine Woche in der Nachsaison nach Portugal – zur Feier des 30. Hochzeitstages. Bei all den Urlaubsplänen sagt Petra Triches aber etwas, was viele, die zu Hause bleiben, sicher bestätigen: „Auch bei uns ist es wunderschön. Auch hier kann ich mich beim Wandern oder Fahrradfahren wunderbar erholen.“