„Wir sind alle emotional mitgenommen von der Situation. Und wir werden alles tun, um die Arbeiten zu beschleunigten“, sagte Dr. Petra Beckefeld am Ende der Debatte, die zwischenzeitlich etwas hitzig wurde, aber über weite Strecken sehr sachlich, sehr konstruktiv war. Und auch Sigi Müller bedankte sich abschließend für das offene Wort. Wenn man weiß, dass alles versucht und geprüft wurde, ist selbst ein Drama besser zu ertragen.
Was die meisten Anwesenden wahrscheinlich nicht vermutet hatten: Die Situation am Fels ist dramatisch. Eigentlich könnte jeden Moment ein Gesteinsbrocken auf die Bundesstraße fallen. Nur, weil der Hang ständig überwacht wird, ist die Fahrbahn noch einspurig befahrbar.
Ungünstige „Faltung des Gebirges“, Wasser in geöffneten Klüften und Erschütterungen durch den Verkehr: „Die schnellstmögliche Sicherung hat oberste Priorität“, so Steffen Scholz, Abteilungsleiter Bauen bei Straßen.NRW, der auch die Ergebnisse des Gutachters Dr. Jürgen Matthesius präsentierte, der persönlich nicht in Nachrodt sein konnte.
Fakt ist: Eine Vernetzung, wie sie bereits teilweise am Hang fertiggestellt wurde, kann an den Felsnasen nicht durchgeführt werden, da die Nägel ins Lichtraumprofil ragen würden. Der lichte Raum umfasst den Verkehrsraum, der gesetzlich vorgeschrieben ist – auf Fahrbahnen sind das 4,5 Meter. Ein Bild von einem „aufgeschlitzten Bus“ machte die Gefahr deutlich.
Aus Sicherheitsgründen wird der Fels von oben nach unten stufenweise gesprengt. In drei bis vier Meter Abstand: Felsabtrag, Vernetzung, Felsabtrag, Vernetzung. Am Ende bekommt die neue Böschung eine Neigung von 70 Grad. In vier Monaten müsste es geschafft sein.
Da eine reelle Gefahr vom Hang ausgeht, kann niemand auf eine ausgeklügelte Planung und das Genehmigungsverfahren für eine „auskragende Fahrspur“ neben der Baustelle warten. Nachts und an Wochenende, so stellte es Dr. Ralph Kockel vor, hätte man die Bohrpfähle (etwa 25 bis 30 Stück) auf 100 Meter setzen können – eine Stützkonstruktion, um die Fahrbahn herzustellen. Der Eingriff in die Natur wäre minimal gewesen, ins Gewässer gar nicht. Auch wenn die Fachleute dann im Detail diskutierten, stand für alle später einmütig fest: Ja, es geht. Doch konkrete Planungen, Prüfstatik, Genehmigungen, Ausschreibungen und Vergabe von vielen Monaten bringen Verzögerungen, die der Fels nicht aushält. Im schlimmsten Fall müsste die Straße voll gesperrt werden, ohne dass irgendjemand eine Schaufel bewegt hätte. „Bauen kann ich alles, aber ob es Sinn macht und seinen Zweck erfüllt, ist die Frage“, so Dr. Petra Beckefeld.
Für die Politiker aller Couleur war das Ergebnis extrem ernüchternd, hatten sie doch gehofft, dass das Treffen im Vereinshaus eine Wende hätte bringen können. „Wir haben hier eine besondere Situation. Kann man nicht in verschiedenen Schichten arbeiten? Vier Monate Vollsperrung. Ich mache mir Sorgen, dass wir hier demnächst den Wirtschaftsstandort dichtmachen können“, so die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk. Ihr Vorschlag, den Lieferverkehr für die Firmen durchzulassen, ist aus Sicherheits- und Platzgründen nicht möglich. „Wir haben großes Gerät, das wir nicht wegräumen können“, so Dr. Petra Beckefeld. Und: Der Fels kann nachrutschen. Während der Pkw-Verkehr über die Ehrenmalstraße ausweichen kann, müssen die Lkw-Fahrer eine große Umleitung über die L743, L648, L888, L683 und L698 nehmen.