Gott sei Dank, so kann man es formulieren, „kommen die meisten Babys von mir nachts“, erzählt die Hebamme schmunzelnd. Das liege am parasympathischen Nervensystem. Der Parasympathikus kümmert sich um die Körperfunktionen in Ruhe: Er aktiviert die Verdauung, kurbelt Stoffwechselvorgänge an und sorgt für Entspannung. „Die Geburten werden dem parasympathischen System zugeordnet“, erklärt die Hebamme. Deswegen sei es so wichtig, dass die Frau zur Entbindung keinen Stress habe, sich wohlfühle, in einer guten Umgebung und gut begleitet sei. „Große Ängste stehen der Geburt im Weg“, sagt Diana May-Ganswind. Eine große Angst ist auf jeden Fall, ein Kind im durch Stau festsitzenden Auto zur Welt bringen zu müssen.
In der Nacht fährt die Hebamme meist mit dem Auto. Dann kommt sie durch. Ansonsten steigt sie auf ihr E-Bike. „Letztens bin ich 53 Kilometer gefahren. Mit dem normalen Fahrrad hätte ich das nicht geschafft“, sagt die Mama von drei Kindern. Sie hat sich bei Jans Radland für ein Trekkingbike entschieden, das sowohl für die Straße als auch für den Wald geeignet ist. „Ich fahre meist die Höhenstraße“, erzählt sie. Witzig am Rande: Damit die Verkehrsteilnehmer sie erkennen, hat sie Satteltaschen mit der Aufschrift „Hebamme nana im Einsatz für Mutter und Kind“ dabei. Klar, dass sie darauf auch schon angesprochen wurde.
In dieser Woche hat Diana May-Ganswind übrigens einen „total schönen Waldweg“ entdeckt. „Ich wollte über die Fuelbecker Straße fahren, als mir ein Wanderer entgegen kam. Ich habe ihn gefragt, wohin der Wanderweg führt. Er sagte, nach Altena. Das war super. Den habe ich dann spontan ausprobiert.“ Übrigens: 40 Minuten benötigt sie nun von Nachrodt nach Lüdenscheid. „Das geht“, findet sie. Die Hebamme hat sich auch Ausstattung für die Regentage besorgt. Nur bei Eis und Schnee wird sie wieder auf ihren Wagen umsteigen. Dass Diana May-Ganswind auch in ihrer Freizeit gern Fahrrad fährt und auch Fahrkenntnisse im Wald hat, kommt ihr jetzt als radelnde Hebamme natürlich zugute. Die Frauen, die Diana May-Ganswind betreut, finden die radelnde Aktion gut. Für die nächste Hausgeburt am Ortsausgang von Altena nach Lüdenscheid hat die Hebamme schon alle wichtigen Utensilien, die sie benötigt, bei der werdenden Mutter deponiert. So kann sie zur Geburt „trampeln“.