Schmalenbach nannte dem Rat die wesentlichen Gründe für die angestrebte Fusion: Verschärfte Anforderungen an die Banken, die fortschreitende Digitalisierung und Fachkräftemangel, der durch die Sperrung der A 45-Brücke für Lüdenscheid noch mehr zum Tragen komme. Der Bürgermeister verwies zudem auf die rückläufige Ertragslage in den letzten drei Jahren, was an den kommunalen Ausschüttungen der Jahresüberschüsse zu erkennen sei.
Die Sparkasse Hagen-Herdecke mit einer ausgeprägten Eigenkapitalstruktur und die Sparkasse Lüdenscheid mit einem hohen Einlagestand würden sich „gut ergänzen“, befand Schmalenbach, dass die möglichen Partner gut zueinander passen würden. Er gab zudem zu bedenken, dass unter anderem im Bereich der Enervie und der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer Kontakte zu Hagen bestehen („Die Region ist uns nicht fremd“).
Wichtig für die Kunden: Sie werden die Fusion nicht direkt spüren, weil sich vor Ort nur geringe Änderungen ergeben. So seien durch diesen Zusammenschluss zunächst keine Veränderungen bei personenbesetzten Geschäftsstellen vorgesehen. Bis zum Jahresende 2028 gebe es dafür eine Garantie, die unter anderem für die Herscheider Geschäftsstelle an der Plettenberger Straße gelte.
Wobei der Bürgermeister klarstellte, dass dies nicht bedeute, dass direkt danach eine Schließung drohe. Für einen längeren Bestandsschutz gebe es lediglich keine juristische Handhabe. Die drei Hauptstellen sollen bis mindestens Ende 2027 erhalten bleiben. Mit dieser Vereinbarung einher gehe das Festhalten an dem Personal: „Fusionsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen“, betonte Schmalenbach.
Der Hauptsitz der Sparkasse wird Hagen sein, Hauptstellen mit einem kompletten Beratungsangebot sind in Hagen, Herdecke und Lüdenscheid vorgesehen. Die Verbandsversammlung wird aus 35 Vertretern bestehen – Herscheid erhält einen Sitz. Diesen soll Gerd Haas (SPD) einnehmen, sein Stellvertreter wird Jörg Falbe (UWG). Im Verwaltungsrat sind vorerst 27 Mitglieder vorgesehen – eines wird aus Herscheid entsandt. Dazu wurde Wolfgang Vöpel (SPD) gewählt; sein Stellvertreter wird Eberhard Kaufmann (CDU) sein. Nach der nächsten Kommunalwahl wird der Verwaltungsrat auf 18 Köpfe schrumpfen; Herscheid bleibt dann – genau wie Schalksmühle – außen vor. Der Vorstand der neuen Sparkasse wird fünf Köpfe umfassen; die Anzahl soll perspektivisch auf drei reduziert werden.
Auch die Kontonummern können übergangsweise weiter genutzt werden, müssen sich die Kunden auch in diesem Bereich nicht auf Veränderungen einstellen. Neu sei lediglich die Bezeichnung: Aus der Sparkasse Lüdenscheid soll die Sparkasse an Volme und Ruhr werden.
Für Herscheid als kleine Kommune ergeben sich aus Sicht der Verwaltung Verbesserungen. Wie der Bürgermeister erklärte, sei die Höhe der Ausschüttungen bislang variabel berechnet worden; zukünftig soll ein fester Anteil (1,46 Prozent) gezahlt werden. „Das Niveau der Ausschüttungen wird dadurch für uns steigen“, sprach Schmalenbach von einer Verdoppelung. Auch die von der Sparkasse zu zahlende Gewerbesteuer würde steigen und dem Herscheider Haushalt Zusatzeinnahmen von rund 20 000 Euro bescheren.
Das Herscheider Votum fließt in die Sitzung des Zweckverbandes der Sparkasse Lüdenscheid am Freitag ein; stimmen auch die Vertreter aus Lüdenscheid, Halver und Schalksmühle zu, dann kommt es auf das Votum des Zweckverbandes Hagen-Herdecke an, der am 28. Juni tagt. Gibt auch er grünes Licht, dann steht der zum 1. Januar 2022 rückwirkenden Fusion nichts mehr im Weg. Anstaltsrechtlicher Vereinigungsstichtag könnte der 31. August sein.