Aus Gesprächen mit Berufskollegen wisse er, dass die Unzufriedenheit vielerorts wachse. Die Landwirte leiden ohnehin unter Probleme wie der Dürre und explodierenden Kraftstoffpreisen. Der Wolf bedeute für sie zusätzliche Beeinträchtigungen.
Denn weder habe Schäfer bislang einen Schadensersatz für das getötete Kalb erhalten. Noch gebe es eine Sicherheit, dass sich solche Angriffe nicht wiederholen können.
Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Lanuv, betont: „Auch wir haben ein hohes Interesse daran, so schnell wie möglich für Klarheit zu sorgen.“ Allerdings werden sämtliche in Deutschland eingereichten Proben von nur einem Institut ausgewertet – und das könne aufgrund des großen Aufwandes manchmal dauern. Der gemeldete Vorfall aus Herscheid sei noch in Bearbeitung, das geht auch aus einer im Internet veröffentlichten Liste zu Nutztierrissen (www.wolf.de) hervor; in dieser rangiert ein Eintrag aus dem Rhein-Sieg-Kreis vom 22. Juni ebenfalls noch unter „In Bearbeitung“. Bei rechtzeitig entnommener Probe sei ein DNA-Nachweis nahezu auf Ewigkeit möglich, versicherte Deitermann, dass die zeitliche Verzögerung keinen Einfluss auf das Ergebnis habe. Er erläuterte in diesem Zusammenhang den Auftrag des vom Lanuv betriebenen Wolfsmonitoring: Ziel sei es, herauszufinden, wo sich ein Wolf aufhält und wohin dieser zieht.
Deswegen ergreift der Landwirt selbst Schutzmaßnahmen. Jede kalbende Kuh bringt Schäfer neuerdings in einen Stall. Damit bricht er nicht nur den naturnahen Ansatz seines Betriebes. Er investiert auch wesentlich mehr Zeit in zusätzliche Aufgaben. Am Mittwochabend habe er bis 22.30 Uhr auf einer Wiese verbracht, um eine Kuh auf schonende Weise in einen Stall zu bringen. Der Mehraufwand sei angesichts von bis zu 100 Kalbungen pro Jahr beträchtlich.
Eine weitere Betrachtung mache ihm stutzig: Seit geraumer Zeit sehe er kaum noch Rehe in der Nähe seines Wohnhauses; die scheuen Wildtiere habe er früher nahezu täglich beobachten können. „Vielleicht sind sie weitergezogen oder verstecken sich. Aber vielleicht sind sie auch gefressen worden“, sinniert Schäfer, ohne dabei das Wort Wolf auszusprechen.