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15 Jahre am Steuer: Letzte Fahrt für Bürgerbus-Fahrer Röllinghoff

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Von: Dirk Grein

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Mit bunten Ballons und einem Plakat überraschten Fahrgäste und Fahrerkollegen „ihren Herbert“.
Mit bunten Ballons und einem Plakat überraschten Fahrgäste und Fahrerkollegen „ihren Herbert“. © grein

An Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei. Das gilt nicht nur im Karneval, sondern im Fall von Herbert Röllinghoff auch für den Herscheider Bürgerbus. Nach 15 Jahren am Steuer erlebte der ehrenamtliche Fahrer an Veilchendienstag seine letzte Tour durch Herscheid – und die war in vielfacher Hinsicht besonders.

Herscheid - „So viele Fahrgäste haben wir selten“, schmunzelt der Herscheider kurz vor der Abfahrt von der Haltestelle am Netto-Parkplatz. Alle acht Sitzplätze im Bus sind besetzt. Neben Fahrgästen haben sich einige Fahrerkollegen sowie Gattin Inge eingefunden, um „ihren Herbert“ auf der letzten Runde zu begleiten. Sie haben bunte Ballons sowie ein selbstgestaltetes Plakat aufgehängt. „Das sieht aber schön aus“, lobt der Adressat und fragt: „Sind denn alle angeschnallt? Dann kann es ja losgehen?“

Während der Bürgerbus entlang des Ebbekreisels in Richtung Müggenbruch rollt erzählt Röllinghoff von seinem Werdegang: 33 Jahre lang sei er Mitglied der Feuerwehr-Löschgruppe Herscheid gewesen, ehe er die Altersgrenze für den aktiven Dienst erreichte. Das Ehrenamt, der freiwillige Dienst für die Mitbürger, habe ihn immer Freude bereitet. Daher habe er sich nach einem neuen Betätigungsfeld umgesehen – und entdeckte im Jahr 2008 den Bürgerbusverein für sich.

Der Kontakt zu den Fahrern und den Fahrgästen mache für ihn den Reiz aus. Der Plausch mit den Stammgästen werde ihm sicherlich fehlen – und das beruht auf Gegenseitigkeit. „Tschüss Herbert. Schade, dass ich Dich jetzt dienstags nicht mehr sehe“, sagt ein Fahrgast, der sich beim Ausstieg im Müggenbruch verabschiedet.

Eine andere Frau erzählt, wie hilfsbereit die Fahrer sind und wie schön es sei, im Bus vertraute Gesichter am Steuer zu wissen. Überhaupt: „Ich bin froh, dass es den Bürgerbus gibt – ohne ihn käme ich nicht mehr zum Einkaufen ins Dorf“, sagt die Frau.

Ebenso wichtig ist der Bürgerbus für die Jüngsten: „Früher haben wir die Schüler aus Valbert zur Schule nach Herscheid gefahren“, erinnert Röllinghoff, während er den Sprinter über die Mozartstraße steuert. Heute übernimmt der Verein den Transport der Kinder aus Elsen und Danklin zur Grundschule Rahlenberg. Als Frühaufsteher übernahm Röllinghoff viele dieser Touren, bei denen immer Stimmung im Bus sei.

Neue Fahrer gesucht: Das sind die Voraussetzungen

Um den Fahrbetrieb auf viele Schultern verteilen zu können, sucht der Bürgerbusverein Verstärkung für das Fahrerteam. Voraussetzung für dieses Ehrenamt ist der Besitz eines „alten“ Führerscheins der Klasse 3 oder EU-Führerscheins der Klasse B. Zudem wird bei einer arbeitsmedizinischen Untersuchung die Tauglichkeit der Fahrer geprüft; diese Feststellung wird alle fünf Jahre und ab dem 65. Lebensjahr jährlich wiederholt. Der Bürgerbusverein ist bei den Antragstellungen behilflich und übernimmt die entstehenden Kosten der arbeitsmedizinischen Untersuchung und der Verwaltungsgebühren für die Beantragung eines Personenbeförderungsscheins. Weitere Informationen zur Fahrer-Tätigkeit gibt es bei Reinhard Merkschien, Tel 0 23 57 / 41 30 oder Hans-Jürgen Jülich, Tel. 0 23 57 / 34 48.

Ob bei Schnee, Sturm oder Dauerregen: Den Bürgerbus habe er bei nahezu jeder Witterung gefahren. „Und ich habe nicht eine Beule an das Fahrzeug gefahren“, betont der Herscheider, dass sich der Bus problemlos bedienen lasse. Fast wie ein Auto, nur eben ein bisschen größer, meint er und biegt gekonnt von In der Ennert Richtung Gartenstraße ab.

So sehr ihm diese Aufgabe Freude bereitet: „Mit jetzt 80 Jahren denke ich, dass es reicht und ich mein Soll erfüllt habe“, sagt Röllinghoff. Nun sei es an der Zeit, dass Jüngere Verantwortung übernehmen und sich hinters Steuer setzen: „Ich kann das nur wärmstens empfehlen, denn bei uns im Verein geht es immer lustig zu.“ Deswegen wolle er auch weiterhin die monatlichen Stammtische besuchen, um den Kontakt zu den Kollegen zu halten. Apropos: Bei seiner letzten Fahrt über die Unterdorfstraße vergisst Röllinghoff den Gruß an seinen alten Feuerwehrkameraden Kurt nicht, der ihm vom Fenster aus freudig zuwinkt.

Allmählich naht das Ziel: Der Bürgerbus fährt über die Lüdenscheider Straße und den Neuer Weg zurück zum Netto-Parkplatz. „Alles aussteigen bitte“, sagt Röllinghoff, der sich sehr über die vielen Glückwünsche und Fahrgäste während seiner letzten Dorfrundfahrt gefreut hat.

Kurz nimmt er sich Zeit für ein paar Abschiedsfotos, doch dann ruft zum allerletzten Mal die Pflicht: Mit dem Bürgerbus geht es zum Bauhof, dort erfolgt der Fahrertausch. Damit endet für Herbert Röllinghoff nach 15 Jahren das Kapitel Bürgerbusfahrer. Sein Fazit: „Mir hat es in der gesamten Zeit immer großen Spaß gemacht“, sagt der Herscheider.

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