Schuhmacher gab es damals nicht nur mitten im Dorf, sondern auch in den umliegenden kleinen Herscheider Ortschaften. Der Bedarf an guten Schuhen und vor allen Dingen an Schuhreparaturen war groß, denn kaputte Schuhe wurden nicht einfach weggeworfen sondern repariert.
Dass der Sohn von Ernst Schöttler in die Fußstapfen seines Vaters trat, war zunächst nicht geplant. Der 1922 ebenfalls auf dem Brenscheid geborene Erwin Schöttler absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Allerdings brachte dann der Zweite Weltkrieg seine Berufspläne durcheinander und so schloss der junge Schöttler eine weitere Ausbildung, in der elterlichen Werkstatt, zum Schuhmacher ab.
Im Jahr 1949 gründete er dann im Weverschen Haus an der Plettenberger Straße eine eigene Schuhmacherwerkstatt und bezog ein Jahr später, gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth, die obere Etage im Haus am Markt. Dieses Haus, in dem sich heute das Schuhhaus Schöttler befindet, kaufte der junge Schuhmacher im Jahr 1954 von Paul Hüttebräucker, der dort einen Konsum führte. Diese Verkaufsräume der Konsumgenossenschaft Plettenberg, kurz Konsum genannt, wurden im Jahr 1957 in neue Verkaufsräume in das Haus Wever verlegt.
Bei seiner Handwerkskunst wurde Erwin Schöttler, der mittlerweile auch seine Meisterprüfung abgelegt hatte, nicht nur von vier Gesellen unterstützt, auch seine Eltern, die ihre eigene Werkstatt in Brenscheid mittlerweile aufgegeben hatten, halfen wo sie nur konnten. Die Nachfrage nach handgefertigten Schuhen und der Schuhreparatur war damals immer noch groß und so ist es nicht verwunderlich, dass in Herscheid im Jahr 1955 sechs Schuhmacher verzeichnet wurden.
Anfang der 70er Jahre waren Maßarbeit und Schuhreparaturen immer weniger gefragt und so beschloss Erwin Schöttler im Jahr 1972 seine Werkstatt aufzugeben und nur noch kleinere Reparaturen auszuführen. Das Schuhgeschäft am Markt wurde von seiner Frau und von seiner Tochter Karin Schröder (geborene Schöttler) weitergeführt.
Am 1. April 1985 übergaben Erwin und Elsbeth Schöttler aus Altersgründen das Geschäft an ihre Tochter Karin, die schon seit 1970 im Geschäft mitarbeitete. Ihr wurde praktisch die Lust auf schöne Schuhe mit in die Wiege gelegt. Neben dem Verkauf von Schuhen widmete sie sich von 1975 bis 1985 zusätzlich auch der Fußpflege.
Als Karin Schöttler im Dezember 1990 das Geschäft, aus gesundheitlichen Gründen aufgab, übernahm das Schuhfachgeschäft Geck aus Plettenberg das Ladenlokal am Markt. Am 1. März 1991 wurde eine Filiale eröffnet, die allerdings schon am 31. Dezember 1996 wieder geschlossen wurde.
Herscheid ohne ein Schuhgeschäft? Das war undenkbar. Und so eröffnete Karin Schröder am 10. März 1997 wieder den alteingesessenen Familienbetrieb am traditionellen Standort. Mit rund 5 000 Paar Schuhen hält die Herscheiderin gemeinsam mit ihrem Team nicht nur ein vielfältiges Sortiment für die Kundschaft bereit. Zum erweiterten Service gehören seit dem Jahr 2013 auch die Schuhreparatur sowie eine Annahme für Textilreinigung und Mangelwäsche.
Solange es geht, möchte Karin Schröder das traditionsreiche Geschäft weiterbetreiben, in dem es angesichts des 100-jährigen Bestehens vom 19. Mai bis zum 2. Juni einen Jubiläumsverkauf gibt.