Langfristig keine Besserung in Sicht
Müll in den Herscheider Dorfwiesen: „Damit müssen wir leben“
In der Nacht laute Musik, Trinkgelage, Feiermodus. Am Morgen danach Müllhaufen, Scherben, teilweise Vandalismusschäden: So verlaufen viele Wochenenden in den Dorfwiesen. Für die Bauhof-Mitarbeiter bedeuten sie jede Menge (Aufräum-) Arbeit, die auf Kosten der Allgemeinheit erfolgt.
Herscheid - Anwohner und Besucher der Parkflächen in Herscheids Mitte ärgern sich über diese Zustände. Kurzfristige Abhilfe scheinen die kälteren Tage zu leisten, doch langfristig ist keine Veränderung in Sicht.
Müll in den Herscheider Dorfwiesen: Was die Eltern versäumen...
Andreas Wehberg kennt diese Thematik. In seiner Funktion als Streetworker wird er häufig angesprochen, in der Hoffnung, er könne auf die Besucher einwirken, so auch im Sozialausschuss. Diesen nutzte er, um seine Aufgaben abzustecken: Er stellte klar, dass die „Müllprobleme von einem Streetworker nicht zu lösen sind“.
Wie Leute mit Abfall und Umwelt umgehen, das sei Erziehungssache. Das Problem sei gesellschaftlicher Natur: In manchen Elternhäusern schienen Benimmregeln keinen hohen Stellenwert zu haben. Dass Besucher einer solchen Parkfläche hinterher sauber machten, sei alles andere als selbstverständlich.
Was daheim verpasst werde, könne nicht von einem Streetworker nachgeholt werden: „Ich kann niemanden auf der Straße erziehen“, erzählte Wehberg, dass seine Möglichkeiten der Einflussnahme limitiert sind. Eine Lösung für das Müllproblem kenne er nicht. Auch wenn es ihm schwer falle, die Situation einfach so hinzunehmen, sagte er: „Damit müssen wir jetzt leben.“
Sehr wohl suche er das Gespräch mit Heranwachsenden, um sie auf mögliches Fehlverhalten hinzuweisen. Als Beispiel nannte Wehberg den nächtlichen Treffpunkt an der Friedhofskapelle. Er könne es den jungen Menschen nicht verbieten, wenige Meter von den Gräbern entfernt zu feiern. „Aber ich habe ihnen den dringenden Ratschlag gegeben, im Duden das Wort Pietät nachzuschlagen.“ Eine Empfehlung, die Wirkung zeigte.
Auf seinen Rundgängen wurde Wehberg zuletzt immer wieder von Jugendzentrumsleiterin Silke Obier begleitet. Sie betont, dass die grundsätzliche Situation im Dorf friedlich sei und das, obwohl die Dorfwiesen von vielen Gruppen genutzt würden.
Sie zog einen Vergleich zum Jugendzentrum: „Wer sich bei uns im Haus nicht an Regeln hält“, der müsse mit Konsequenzen rechnen. Dieser Geltungskreis verliere außerhalb des Gebäudes jedoch an Wirkung. Andreas Wehberg ergänzte: Wenn er die Besucher in den Dorfwiesen permanent dazu ermahnen würde, keinen Müll zu hinterlassen, dann „würde ich sie nur provozieren“.
Damit würde er die über Jahre aufgebauten Kontakte aufs Spiel setzen und könnte seine eigentliche Funktion nicht erfüllen: Er versteht sich als Ansprechpartner für die jungen Erwachsenen, der ihnen Perspektiven aufweist und bei Sorgen und Nöten Lösungsansätze aufweist.
Auf diesen Arbeitsansatz ging auch Ordnungsamtsleiterin Bärbel Sauerland ein: Die Mitarbeiter des Jugendzentrums sollten nicht das Image eines Ordnungshüters haben. Sie könnten zwar auf Regeln und Gesetze hinweisen, nicht aber auf deren Einhaltung pochen.
Öffentliche Fläche ist kein Wohnzimmer
Die Vertreter der SPD bewerteten die Lage unterschiedlich. Dennis Fuchs riet davon ab, die Verursacher aus den Dorfwiesen zu vertreiben. „Das würde die Probleme nur verschieben. Es bleibt uns nichts anderes übrig als aufzuräumen.“
Seine Parteikollegin Petra Hüttemeister erinnerte an die Grundidee der Dorfwiesen als gewollter öffentlicher Park, auf dem Leben herrschen sollte. Daher müsse man sich davon lösen, die Fläche als heimisches Wohnzimmer anzusehen. „Es ist alles gut, so wie es ist.“