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Ein Blitzer in der Ortsmitte? Sah zunächst so aus, ist aber eine Mini-Bibliothek

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Von: Dirk Grein

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Enthüllten den Bücherschrank in der Ortsmitte (von links): Stefan Lange (Westenergie), die Bücherpaten Carsten Engel und Karin Schröder und Bürgermeister Schmalenbach.
Enthüllten den Bücherschrank in der Ortsmitte (von links): Stefan Lange (Westenergie), die Bücherpaten Carsten Engel und Karin Schröder und Bürgermeister Schmalenbach. © Grein, Dirk

Erst nachdem das grüne Tuch heruntergezogen war, atmeten die Autofahrer auf: Wegen der Größe und der Form des eingehüllten Objektes hatten sie befürchtet, dass mitten in der Ortsmitte ein Blitzgerät aufgestellt wurde. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um eine öffentliche Mini-Bibliothek, die den Bürgern ab sofort zur Verfügung steht.

Herscheid - Ein solcher Bücherschrank stand seit knapp zwei Jahren auf der Wunschliste des Marketingvereins. Dessen Vorsitzender Carsten Engel hatte die Idee aus Finnentrop mitgebracht, wo ein ausrangierter Altkleidercontainer zur Bücherbörse umfunktioniert worden war. Doch diese Option und die einer umgebauten Telefonzelle erschienen dem Verein schlichtweg zu teuer.

Bürgermeister Uwe Schmalenbach ist es zu verdanken, dass die Gemeinde nun einen Bücherschrank zum Nulltarif erhält: Er hatte davon erfahren, dass die Westenergie AG – die sich in Herscheid um das Gasnetz kümmert – eine Aktion Bücherschränke betreibt. „Mit großem Erfolg“, wie Kommunalbetreuer Stefan Lange erzählt: „In unserem Kerngebiet haben wir mehr als 300 solcher Schränke errichten lassen.“ Dies sei als Unterstützung für die Menschen vor Ort gedacht.

Der Schrank aus Cortenstahl kann über seine Glastüren von zwei Seiten aus genutzt werden.
Der Schrank aus Cortenstahl kann über seine Glastüren von zwei Seiten aus genutzt werden. © grein

Bei der Überreichung des Klimaschutzpreises, den die Gemeinde Herscheid gemeinsam mit Westenergie vergibt, brachten Schmalenbach und Lange das Projekt für Herscheid ins Rollen. Gesucht wurde ein geeigneter Standort, der Am Markt gefunden wurde: Zentral gelegen, neben einem Bankrondell und einer Straßenlaterne – „und damit sogar beleuchtet“, wie Carsten Engel augenzwinkernd feststellte.

Apropos: Der aus Cortenstahl gefertigte Schrank fügt sich optisch sehr gut in seine Umgebung an. Er ist mit zwei selbsttätig schließenden Glastüren ausgestattet, sodass er zeitgleich von zwei Seiten genutzt werden kann. Insgesamt können 180 bis 200 Bücher gelagert werden; das untere Regal ist für Kinderbücher reserviert.

Prinzip Tauschbörse

„Das nehme ich mal mit und stelle dafür eins von meinen Büchern rein“, sei das Prinzip des Bücherschrankes erzählt Carsten Engel. Wie bei einer Tauschbörse kann – ohne zu bezahlen – ein Buch entnommen werden, im Idealfall im Tausch gegen ein Buch aus dem eigenen Bestand. Solche Bücherschränke gibt es in Herscheid auch an der Straße Auf dem Rode und im Hüinghauser Dorfladen.

Das Aufstellen des mehr als 200 Kilogramm schweren Schrankes erwies sich als knifflig: Auf dem leicht abschüssigen Platz galt es, einige Zentimeter Höhenunterschied auszugleichen. Dies gelang: Der Standfuß steht zwar schief, der Schrank hingegen kerzengerade, sodass die Bücher bei der Erstbefüllung problemlos in die Regale gestellt werden konnten. Bürgermeister Uwe Schmalenbach hatte dafür unter anderem das Sauerländer Wörterbuch Nürsel mitgebracht.

Um die Pflege des Schrankes und des sich wechselnden Bücherbestandes wollen sich die Bücherpaten Carsten Engel und Karin Schröder kümmern. Nun sind die Bürger eingeladen, das Projekt mit Leben zu füllen. Stefan Lange wünscht sich, dass sich der Bücherschrank auch in Herscheid „zu einem Treffpunkt des Literaturtauschs entwickelt und die Menschen dort ins Gespräch kommen.“

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