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Sternsinger an zentralen Orten: Neben Verständnis gibts auch Kritik

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Auch in Herscheid waren am Wochenende die Sternsinger unterwegs. Leider trafen sie an den zentralen Treffpunkten verhältnismäßig wenig Menschen an.
Auch in Herscheid waren am Wochenende die Sternsinger unterwegs. Leider trafen sie an den zentralen Treffpunkten verhältnismäßig wenig Menschen an. © VIEREGGE

Das traditionelle Singen der Sternsinger fiel in diesem Jahr etwas anders aus. Die drei Weisen Caspar, Melchior und Balthasar gingen nicht von Tür zu Tür, um den Segen ins Haus bringen, sondern machten in viele Gruppen aufgeteilt an verschiedenen Sammelpunkten Halt, wo die Gemeindemitglieder auf der Straße zusammenkommen konnten.

Herscheid – „Ich finde das nicht gut und habe das auch schon entsprechend weitergegeben“, sagt Brigitte Halbhuber, die mit ihrem Mann extra aus Friedlin kam, da dort überhaupt keine Station gemacht wurde. „Was ist mit den Menschen, die nicht mehr so mobil sind?“, fragte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Sternsinger bedeuteten für viele auch das Ende der Weihnachtszeit, ein runder Abschluss zu den Feierlichkeiten in Verbindung mit dem Abschmücken der Weihnachtsdekoration und als segensreicher Start in das neue Jahr.

Die Halbhubers waren eigens aus Friedlin ins Dorf gekommen, um die Sternsinger zu hören und zu sehen.
Die Halbhubers waren eigens aus Friedlin ins Dorf gekommen, um die Sternsinger zu hören und zu sehen. © Agentur

Anneliese Stenzel aus Herscheid musste sowieso „ins Dorf“ und verband dies daher mit dem Gang zur Herscheider Dorfmitte. „Es ist nicht schlimm, doch an der Haustür ist es nun mal schöner“, erklärte sie und hatte sonst auch immer die Enkel dabei. Nun stand sie alleine vor den Sängern.

Karin Schröder vom Schuhhaus Schöttler kam den kurzen Weg über die Straße, um den Sternsingern zu lauschen, und auch Renate Güttke hatte Verständnis für die Änderungen. „Aber es gehört einfach dazu, dass der Segen ins Haus gebracht wird“, sagte sie.

Nachdem es 2022 ganz ausgefallen war, setzten alle ihre Hoffnung auf das aktuelle Jahr, doch wurde erneut Corona als Grund für die geänderten Abläufe genannt. Allerdings durften laut Mitorganisatorin Eveline Goral die Sänger im Inneren des Seniorenzentrums durch die Flure wandern – draußen an den Haustüren sei das Singen nicht erlaubt worden. „Ich finde es traurig, dass sich die Menschen den Segen abholen müssen“, sagte Goral.

Die drei Weisen machten das Beste aus der Situation, und sangen wie gewohnt unermüdlich ihre Lieder für jeden Einzelnen, sammelten Spenden – und sogar kleine Geschenke – für Kinder in Not und verteilten die Aufkleber für die Haustüren, falls diese noch nicht im Briefkasten gelandet waren. Vor allem der kleine Balthasar zauberte ein Lächeln in die Gesichter der – leider wenigen – Zuhörer.

Übrigens gilt das Angebot nicht nur für katholische Gemeindemitglieder. Eine Anmeldung beim Gemeindeamt genügt, und die Sternsinger bringen den Segen nach Hause – so denn beim nächsten Mal alles wieder normal läuft. Alle wünschen sich für 2024 die traditionelle Version des Singens, weil es an der eigenen Haustür einfach so viel schöner sei als an der zugigen Hausecke in der Dorfmitte oder auf dem Schützenplatz.

STEFANIE VIEREGGE

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