Herscheider Pflanzaktion ruft viele Bürger auf den Plan
Bevor der Wald ganz verschwindet
Auch wenn der Aktionstag Wald der Zukunft coronabedingt nicht wie geplant stattfinden konnte, herrschte am Samstag rund um den Böllenberg durchaus viel Betrieb. „Wir sind trotzdem gekommen. Der Wald braucht unsere Hilfe“, berichtete Erik Hengst, der gleich mit seiner ganzen Familie aus Lüdenscheid vor Ort war.
Auf die besorgniserregende Lage am Böllenberg sei man durch die Berichterstattung der Heimatzeitung aufmerksam geworden. Und so hatte jeder in der Familie eine große Menge an Samen mit im Gepäck. „Es ist eigentlich sehr einfach. Ein paar Schritte gehen, für ein kleines Loch sorgen, die Samen versenken und wieder vergraben“, beschreibt Hengst, wie das Anpflanzen abläuft.
Dabei verteilten sich er und seine Helfer auf den endlos wirkenden Kahlflächen so, dass die Abstände zu anderen Waldbesuchern eingehalten werden konnten.
„Brauchen künftig gute Mischwälder“
Familie Hengst betonte die Bedeutung ihres Engagements: Der aktuelle Zustand des Waldes führe vor Augen, dass sich etwas ändern müsse. Erik Hengst ist überzeugt: „Wir brauchen künftig gute Mischwälder. Hoffentlich entstehen aus unseren Samen auch wirklich Bäume, ansonsten ist hier irgendwann alles kahl.“ Diese Sorge teilt auch Madita Mehlhorn: „Als ich mit meiner Familie neu nach Herscheid gezogen bin, war hier noch alles voller Bäume“, erzählte sie, während ihr Blick rund um die vielen abgeholzten Stellen der nahen Umgebung kreiste.
Als Mehlhorn zuletzt mal wieder den Böllenberg besuchte, dachte sie sich: „Auf einmal ist der Wald weg.“ Für einen solch erschreckenden Eindruck sorgen die immer größer werdenden Kahlflächen. Um diesen Trend zu stoppen und den Wald fit für die Zukunft zu machen, packte Madita Mehlhorn daher gerne mit an und säte am Wochenende ebenso wie viele andere Herscheider fleißig Samen.
„Ich bekomme das natürlich mit. Das Interesse ist unglaublich“, freut sich Dr. Matthias Dunkel, Waldbesitzer am Böllenberg, über die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Umso bedauerlicher sei es, dass der Aktionstag offiziell abgesagt werden musste. Zumal der Zeitpunkt ideal gewesen wäre, da viele Samen momentan keimen würden.
„Die müssen in den Boden, entweder jetzt oder gar nicht“, erklärt Dr. Dunkel, dass man jene Samen keine vier bis sechs Wochen mehr lagern könne. Auch deshalb habe er etwa eine Vielzahl von Eicheln auf dem Böllenberg parat gestellt, damit diese möglichst zeitnah auf den passenden Flächen verteilt werden.
Weitere Unterstützung hat sich bereits angekündigt
Nachdem bereits in den vergangenen Wochen mehrere Herscheider Kindertagesstätten und Grundschüler für den Wald der Zukunft im Einsatz waren, geht es in den nächsten Tagen direkt weiter. Neue Schulklassen und mehrere Bürger haben sich längst angekündigt. „Solange Veranstaltungen nicht möglich sind, werden wir natürlich darauf verzichten. Aber unter Berücksichtigung der Corona-Regeln darf jeder in den Wald“, setzt Dr. Matthias Dunkel darauf, dass der Forst und das Engagement für seine Zukunft auch während des Shutdowns im November nicht in Vergessenheit gerät.