Bestehende Anlage wird komplett zurückgebaut
Mark-E plant Bau einer neuen Anlage: 55 Meter höheres Windrad in Brenscheid
Höher, effizienter, leiser: So soll sie werden, die neue Windkraftanlage in Brenscheid. Von Seiten der Kommunalpolitik und der Verwaltung erfährt dieses Vorhaben des Energieversorgers Mark-E breite Unterstützung: Der Bau- und Planungsausschuss stimmte der notwendigen Änderung des Bebauungsplans zu.
Herscheid - Im Jahr 2001 hat mit der Herscheider Transportbeton Dunkel GmbH ein Investor eine erste Anlage in Brenscheid errichten lassen. Dabei handelte es sich um eine Anlage des Typen DeWind D4 mit einer Leistung von 600 Kilowatt und einer Gesamthöhe von 94 Metern. Im Zuge des damaligen Verfahrens hatte die Gemeinde Herscheid im Bebauungsplan für den Bereich Brenscheid die zulässige Gesamthöhe für Windräder auf maximal 100 Meter festgesetzt.
Was vor 20 Jahren üblich war, sei aus heutiger Sicht problematisch, erklärte Klaus Leßmann, bei der Mark-E zuständig für den Bereich erneuerbare Energie. Inzwischen existiere nur noch ein großer deutscher Hersteller, der Großwindkraftanlagen unter 100 Meter Gesamthöhe anbiete. Aufgrund der ausgereiften Technik und der damit einhergehenden besseren Wirtschaftlichkeit seien größere Anlagen Standard.
Blick zur Versetalsperre
In diesem Zusammenhang riet Klaus Leßmann im Planungsausschuss zu einem Blick über die Gemeindegrenze: Auf Lüdenscheider Gebiet ließ die Mark-E im Jahr 2017 eine Windkraftanlage mit einer Höhe von 194 Metern errichten. Aufgrund der Erholungsfunktion der Region habe es zu Projektbeginn massiven Gegenwind aus Reihen der dortigen Kommunalpolitik gegeben.
Doch dieser konnte entkräftet werden, wie Leßmann berichtete: Das Vorhaben sei umgesetzt worden und es habe nicht eine negative Pressemitteilung oder eine Bürgerbewegung gegen den Bau gegeben. Im Gegenteil: Er habe das Gefühl, „manche Leute kommen zur Versetalsperre, auch um sich das Windrad anzuschauen“, so Leßmann.
Außerdem gäben die Zahlen dem Projekt recht: Der Windertrag im Jahr 2020 habe zehn Millionen Kilowattstunden betragen. Setze man diesen Wert in Relation zur Leistung der Anlage (3000 Kilowatt) lasse sich die Zahl der Volllaststunden der Anlage errechnen: Diese betrug im Vorjahr 3300 von 8760 Stunden im Jahr insgesamt. Der Lüdenscheider Wert entspreche denen von Anlagen in Norddeutschland in Richtung Küste. „Mit einem guten Standort lohnt sich die Windkraft eben auch im Mittelgebirge“, schlussfolgerte Leßmann.
Die Pläne für Brenscheid
Zurück zur Situation in Herscheid: Die dortige Anlage erhält nur noch bis Ende dieses Jahres eine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Das bedeutet für den Herscheider Betreiber, dass er sich nach einem Direktvermarkter umsehen muss, ansonsten dürfe er die Anlage nicht weiter betreiben, schildert Leßmann. Übergangsweise wolle KlausPeter Dunkel das auch machen; langfristig hat der Herscheider der Mark-E den Standort für ein sogenanntes Repoweringprojekt angeboten. Bedeutet: Am selben Standort soll eine modernere Anlage entstehen.
Die Pläne für Brenscheid beinhalten den kompletten Rückbau der alten Anlage samt Fundament. An dieser Stelle soll eine Windenergieanlage mit Namen „Enercon E-82“ und einer Gesamthöhe von 149 Metern entstehen. Bei dieser werde mit jährlichen Volllaststunden von etwa 2800 bis 3000 gerechnet. Dies ergibt einen Jahresertrag von rund 6,5 Millionen Kilowattstunden – zum Vergleich: Die jetzige Anlage liefert jährlich etwa 900000 Kilowattstunden pro Jahr. Neben der Höhe seien die Technik und die größeren Rotorblätter ausschlaggebend für dieses Mehr an Effizienz.
Angesichts dieses Vergleichs fragte Dietrich Herfel (Grüne) aus dem Ausschuss, warum in Herscheid nicht auch eine Anlage mit der Größe von der an der Versetalsperre errichtet werde. „Das ist ein Gebot der Rücksichtnahme“, antwortete Klaus Leßmann. Den Anwohnern in der Ortschaft Schöttlerei (etwa 390 Meter entfernt vom Standort) habe er das Vorhaben persönlich erklärt. Auch mit dem Besitzer der Fläche, Kunibert Heesemann aus Brenscheid, habe er gesprochen; dieser nahm wiederum mit seinen Nachbarn Kontakt auf. In all diesen Gesprächen seien keine Einwände erhoben worden, betonte Klaus Leßmann. Er führte die Akzeptanz auf die bereits bestehende Einzelanlage und die damit gemachten Erfahrungen zurück.
Zudem betonte der Fachmann, dass sich die etwa 55 Meter höhere Anlage positiv bemerkbar machen werde: Sie sei aufgrund eines veränderten Rotorblattdesigns leiser im Betrieb. Und: „In der Wahrnehmung ist der Unterschied verschwindend gering“, ergänzte der Mark-EMitarbeiter, der eine entsprechende Visualisierung in der Gemeinschaftshalle zeigte.
Das weitere Verfahren
Um das Vorhaben umsetzen zu können, stellte die Mark-E den Antrag auf Änderung des Bebauungsplanes: In diesem soll für den Bereich Brenscheid die Maximalhöhe für Windkraftanlage von 100 auf 150 Meter geändert oder die Höhenbeschränkung gestrichen werden. Diesem Antrag stimmt der Bauausschuss zu. Im weiteren Verlauf des Verfahrens sei die Beteiligung der Öffentlichkeit ein fester Bestandteil, betonte Bauamtsleiter Lothar Weber. Eine Bürgerbeteiligung schwebt der Mark-E auch beim Betrieb der Anlage vor. Klaus Leßmann sprach von der Möglichkeit, eine Betreibergesellschaft zu gründen, etwa mit den Stadtwerken, Genossenschaften oder interessierten Bürgern.
Zuvor muss das Genehmigungsverfahren noch gutachterliche und bürokratische Hürden nehmen. Wenn alles optimal verlaufe, dann könne etwa Mitte 2023 die Baugenehmigung für die neue Anlage in Brenscheid vorliegen, gibt Leßmann einen groben Zeitrahmen vor.
Zwei Windkraftzonen in Herscheid
Der Herscheider Flächennutzungsplan sieht zwei Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen vor. Neben dem Standort bei Brenscheid gibt es in der Nähe von Stottmert eine zweite ausgewiesene Vorrangfläche. Für diese habe es zu Beginn der 2000er Jahre einen Bauantrag gegeben, wie sich Herscheids Bauamtsleiter Lothar Weber erinnert. Dieser sei seinerzeit im Laufe des Verfahrens unter anderem wegen des Eingriffs in die Landschaft abgelehnt worden. In der Zwischenzeit sei keine drei Kilometer entfernt im Bereich der Versetalsperre eine moderne Windkraftanlage errichtet worden. Wäre nun ein Bau einer solchen Anlage auch nahe Stottmert möglich? „Das müsste geprüft werden“, sagt Lothar Weber auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine aktuelle Bauanfrage liegt nicht vor.